Polizist ist in Sachsen kein Traumberuf mehr. Zu viele Überstunden, mäßige Bezahlung und auch mit dem Prestige ist es oft genug nicht weit her. Mit der Wertschätzung seitens der obersten Dienstherren fängt es an und die haben in den vergangenen Jahren eher mit Medaillen statt besserer Arbeits- und Einkommensbedingungen gearbeitet. Nun hat offenbar auch das Innenministerium erkannt, das trotz der Einkürzungen im Zuge der höchst umstrittenen Polizeireform händeringend Nachwuchs rekrutieren muss. Also werden die Einstellungsbedingungen verändert.

Das Werbefilmchen läuft bereits seit Mai 2014 in den sächsischen Kinos, “verdächtig gute Jobs” werden versprochen, Beamte suchen im Spot mit großem Gerät am See eine Unfallverletzte. Gebracht hat es offenbar nicht so viel, wie man sich im Innenministerium erhofft hatte. Denn nun sollen neben der angelaufenen Imagekampagne veränderte Einstellungsvoraussetzungen dazu beitragen, die richtigen Anwärter für den sächsischen Polizeidienst zu finden.

Die Maßnahme selbst riecht ein wenig nach Verzweiflung, denn auch die Wirtschaft sucht in Sachsen längst nach guten, ausbildungsfähigen Bewerbern – zur wachsenden Freude des Nachwuchses. Statt Qualität zählt bei der Auswahl von Polizeianwärtern in Sachsen künftig wohl Quantität. In einer ersten Maßnahme wird nun das Einstellungsalter für den Vorbereitungsdienst in die sächsische Polizei von bisher 17 Jahren auf 16 Jahre herabgesetzt und das Höchstalter von derzeit 25 Jahren auf 34 Jahre heraufgesetzt werden.

Mit der Absenkung des Mindestalters auf 16 Jahre ist damit die mögliche Untergrenze erreicht. Kleiner dürfen die zukünftigen Polizeibeamten nun ebenfalls sein, womit sich Sachsen den Vorgaben zum Beispiel in Hessen annähert. Die Mindestgröße von 165 cm wird auf 160 cm abgesenkt.

Interessant für die Bewerbungswilligen auch eine aktuelle Beispielliste von möglichen Nettogehältern im sächsischen Polizeidienst. So erhalten Polizeimeisteranwärter, 18 Jahre jung, ledig und ohne keine Kinder ein Netto-Einstiegsgehalt von 1.005,64 Euro, beim 20-jährigen kinderlosen Polizeikommissaranwärter sind es 1.051,08 Euro.

Ist man dann im Dienst und ein 21-jähriger Polizeimeister ohne Kinder winken 1.895,86 Euro (A7)monatliche Entlohnung für im den im Regelfall Bereitschaftspolizeidienst zum Beginn. Der Polizeikommissar, 23 Jahre alt geht als kinderloser Beamter (auf Lebenszeit) mit einem Nettogehalt (A9) von 2.096,62 Euro nach Hause.

Um potentiellen Bewerbern, welche die bislang geltenden Einstellungsvoraussetzungen nicht erfüllten, die Gelegenheit zu geben, sich online für das Auswahlverfahren 2015 zu bewerben, “wird der reguläre Bewerbungsstichtag für die Ausbildung in der Laufbahngruppe 1, zweite Einstiegsebene (LG 1.2-ehemals mittlerer Dienst) einmalig um einen Monat bis zum 1. Oktober 2014 verlängert”, so Stefan Walther von der Bereitschaftspolizei Sachsen. Bei Interesse an einer Ausbildung (LG 1.2) oder einem Studium (LG 2.1) können sich Bewerber auf der Internetseite verdaechtig-gute-jobs.de registrieren.

Der Freistaat verlangt von seinen Polizisten unter anderem geordnete wirtschaftliche Verhältnisse, keine sichtbaren Tattoos und Piercings, keine Vorstrafen, die gesundheitliche Eignung und die uneingeschränkte Bereitschaft zu Umzügen und Versetzungen. Außerdem müssen alle Bewerber einen Eignungstest bestehen.

 

Zur Seite der verdächtig guten Jobs

www.verdaechtig-gute-jobs.de

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