Leipzig hat zwar keine Berge, aber dafür viele Türme. Manche sind offen zugänglich, manche mit Führung und bei manchen kommt man ausnahmsweise mal rein. Am Karl-Heine-Kanal steht die Philippuskirche. Hier entsteht bis 2017 ein Integrationshotel. Den Turm erreicht man zunächst über breite Stufen, dann über eine enge Wendeltreppe. Im Turm hängen vier Glocken. Oben öffnet sich der Blick über Leipzig durch vier Fenster.

Zunächst geht es recht bequem los. Breite Stufen führen nach oben. Eine Inschrift verrät einige Daten über die Kirche und den Turm. Danach war der ausführende Architekt Alfred Müller. Er kam aus Leipzig, Gohlis.  Bauführender Architekt war Alfred Engelhardt aus Lindenau. 1907 bis 1910 wurde gebaut, der Grundstein wurde am 10. November 1907 gelegt, das Pfarrhaus am 1. Oktober 1908 bezogen und fertig war der Turm dann am 2. September 1909. Ein Jahr später wurde die Kirche eingeweiht: 16. Oktober 1910.

Bautafel im Turm der Philippus-Kirche. Foto: Ernst-Ulrich Kneitschel
Bautafel im Turm der Philippus-Kirche. Foto: Ernst-Ulrich Kneitschel

Vier Glocken hängen im Turm. Jede trägt eine Inschrift. Biblische Zitate wurden gewählt. Auf der ersten Glocke steht “Jauchzet Gott, alle Lande”. Psalm 66 wurde hier zitiert. Die zweite Inschrift kommt aus Matthäus 7,7: “Bittet, so wird euch gegeben”. Etwas länger ist der Text auf der dritten Glocke: “Wachet, stehet im Glauben, seid männlich und seid stark.” Das Pauluszitat findet sich im 1. Korintherbrief 16,3. Prophetische Worte fand man für die vierte Glocke: “O Land, Land, Land, höre des Herren Wort”. So steht es im Alten Testament beim Propheten Jeremia 22,29. Die Glocken werden hier, wie sonst auch in der Stadt, elektrisch angetrieben. Es gibt aber noch das Loch, in dem früher das Seil zum manuellen Läuten hing.

Die vier Glocken von Philippus, Leipzig. Foto: Ernst-Ulrich Kneitschel
Die vier Glocken von Philippus, Leipzig. Foto: Ernst-Ulrich Kneitschel

Über eine enge Wendeltreppe geht es weiter nach oben. Hier ist das Uhrwerk für die Turmuhren. Eine ausführliche Beschreibung in alter Schrift erläutert, was beim Läuten zu beachten ist. Große Zahnräder, Pendel und Gegengewichte sorgen dafür, dass die Zeit zuverlässig angezeigt wird.

Noch ein Stück höher eröffnet sich durch die Fenster der Blick auf Leipzig. Direkt neben der Kirche fließt (oder steht) der Karl-Heine-Kanal, der nun bis zum Lindenauer Hafen befahrbar ist. Ebenfalls am Nachbargrundstück ist die Helmholtzschule. Etwas weiter weg ist die Kirche von Lindenau, das Zentralstadion – auch Red-Bull-Arena genannt – und die Türme der Stadt Leipzig.

 

 

Hinweis: Der Turm ist für die Öffentlichkeit nicht frei zugänglich. Für L-IZ wurde eine Ausnahme gemacht. 

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