„Kaltmiete“, „Nebenkosten“, „Kaution“, Antragsformular …, schon für Deutsche sind das Begriffe, die schwer verständlich sind. Manches ist nicht einmal in andere Sprachen übersetzbar, weil es dort keine Entsprechung gibt. Pfarrer Dohrn und sein Team rund um die Peterskirche haben eine Plattform entwickelt, die Flüchtlingen hilft, sich in diesem Dschungel zurecht zu finden. Flüchtlingswohnungen.org bringt Flüchtlinge und Vermieter zusammen - mit großem Erfolg.

Kurz vor Weihnachten begrüßte Pfarrer Dohrn den 1000. Nutzer auf der Plattform Flüchtlingswohnungen.org, die auch medial ein großes Echo gefunden hat. Neben der Wohnungspatin und Bethlehem-Kirchvorsteherin Claudia Burghardt sind in einem Beitrag beim MDR das syrische Paar Rim & Jalal, der Immobilienexperte Thomas Kaiser und der “Haus und Grund”-Vorstandsvorsitzende Ronald Linke zu sehen. Weitere Beiträge brachte der Deutschlandfunk und SAT 1.

Das Konzept ist eigentlich ganz einfach. Flüchtlinge, Wohnungspaten, Vermieter, Übersetzer und Institutionen können sich auf der Plattform eintragen und in Kontakt miteinander treten.

“Flüchtlinge finden mit dem Programm ‘Wohnungspaten’ ihre erste eigene Wohnung. Wohnungspaten finden hier ihr sinnvolles Engagement. Vermieter finden hier gute Mieter. Übersetzer finden hier Platz mit ihrer Sprachkenntnis. Mitarbeiter von Flüchtlingsunterkünften/Sozialämtern/Jobcentern finden hier Unterstützung.”

Das gegenseitige Kennenlernen führt zu Begegnungen, die als Bereicherung empfunden werden. Man weiß voneinander und fasst Vertrauen: “Wir haben C., nachdem wir ihn eine Woche “kannten”, vor 2 Wochen in unserer Wohnung in einem vom Töchterchen freigegebenen Zimmer aufgenommen. Wir haben es nicht mehr ausgehalten, ihn ins Asylheim schicken zu müssen. Und es ist toll! Wir genießen alle das Zusammensein, er, hoffen wir, auch. Wir haben viel Spaß zusammen, kochen und lachen zusammen, nehmen ihn überall mit hin. So war er mit uns im Konzert in der Gerhardt-Kirche, in der Oper beim Ballett. Und nächste Woche unterschreibt er den Mietvertrag für ein WG-Zimmer. Ich war mit ihm beim Sozialamt und habe alles drum herum organisiert. Das WG-Zimmer war ein Zufall, so es diese wirklich gibt. Die Tochter einer Kollegin suchte einen Nachmieter. Den Kontakt zum Vermieter habe ich ebenfalls hergestellt und ihn dorthin begleitet”, so schreibt ein Nutzer der Seite.

“Am 15.12 hat die hauptamtliche Wohnungslotsin Susanne Gräbner bei der Diakonie Leipzig angefangen. Sie wird die Plattform www.fluechtlingswohnungen.org mit Kirchgemeinden und der Diakonie verknüpfen. Alle Aspekte des Programms “Wohnungspaten” (Kanäle zur Zielgruppe; Profilierung; Ausbildung; Treffen; Begleitung) werden eine besondere Rolle spielen.”, berichtet Pfarrer Dohrn.

Wohnungspaten spielen eine wichtige Rolle im Projekt. Sie stellen (über die Organisatoren der Plattform oder selbst) einen Kontakt zu einem Sozialarbeiter in der nächsten kommunalen Unterkunft her und vereinbaren einen Termin vor Ort. Der Pate schlägt vor, eine Flüchtlingsfamilie/einen Flüchtling bei der Suche nach der ersten eigenen Wohnung zu unterstützen. Gedacht ist vor allem an Flüchtlinge mit sicherer Aufenthaltsperspektive (Syrien), mit Kindern und mit besonders dringendem Handlungsbedarf.

 

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar