So, Jahr 2018, wenn es schon nicht anders geht, dann magst du jetzt antreten! Ich wäre dann so weit. Zunächst sei allen Lesern jene Art von Jahreswechsel gewünscht, die dem Einzelnen am meisten zur Freude gereicht: gesellig, betrunken und ausgelassen oder endlich mal jenseits vom lästigen Mitmenschen! Wer tanzen möchte, bitte gern, zur eigenen Sicherheit aber nicht schneller drehen als ein Sozialdemokrat!

Beginnen wir trotz eher düsterer Prognosen das neue Jahr fröhlich und gelassen. Die  Erkenntnis, dass wir hier sind, nur um zu wünschen und ein bisschen zu steuern, macht das etwas leichter. Lenken wird das Leben selbst.

Mein viel und gern zitierter Kästner hat das uns längst vorgegeben:

„Man soll das Neue Jahr nicht mit Programmen
beladen wie ein krankes Pferd,
wenn man es all zu sehr beschwert,
bricht es zu guter Letzt zusammen.“

Da hat er sicher wie so häufig massiv Recht. Und er wäre nicht Kästner, wenn er nicht doch ein bisschen an etwas glaubte, nämlich an die Verbesserungsfähigkeit des Menschen.

Sonst hieße es in der letzten Strophe des Gedichts ja nicht:

„Es nützt nicht viel, sich rot zu schämen,
es nützt nichts und es schadet bloß,
sich tausend Dinge vorzunehmen.
Lasst das Programm und bessert euch drauflos.“

In schwer desillusionierenden und desillusionierten Zeiten erfordert es ein bisschen Mut zu bekennen, dass man immer noch an die Verbesserungsfähigkeit des Menschen glaubt. Nicht an dessen Selbstoptimierung, sondern an dessen moralische Entwicklung. Klingt langweilig, ist es aber nicht: Moral heißt doch längst nicht mehr, ein vertrocknetes sowie an Möglichkeiten armes Leben zu führen. Kein Mensch kann über Jahrzehnte hinweg immer nur arbeiten, Hegel lesen und ins Bett gehen.

Nein, Moral heißt in meinem Verständnis, eine klitzekleine Richtlinie im Leben zu verfolgen, nämlich einfach immer weiterzumachen im Kampf gegen die Entmutigung. Der Kampf gegen die Entmutigung, der für mich zweierlei birgt: einerseits weder sich selber noch anderen zu gestatten, damit aufzuhören, gegen Unrecht aufzubegehren und andererseits sich von nichts und niemandem das Vertrauen in das eigene Können ersticken zu lassen.

Überdies wäre es natürlich hervorragend, spülte das kommende Jahr einem jedem von uns ein paar mehr Menschen an, die Heiterkeit und Menschenfreundlichkeit zu ihrem Lebensprinzip erkoren haben.

Mögen wir ein paar mehr Entscheidungen ganz ohne Angst treffen, die sich als richtig und gut erweisen und vielleicht haben wir tatsächlich noch ein bisschen Kraft übrig, den unvermeidlichen Arschgeigen um uns herum die Stirn zu bieten. (Auch wenn die bildliche Vorstellung davon eher unattraktiv ist.)

Ansonsten bleibt mir nur, das zur Neige gehende 2017 mit den beiden Bayern Brecht und Nicki zu beenden:

„Und so sehen wir betroffen, den Vorhang zu und alle Fragen offen. Servus, mach’s guat. Und valllier net den Muat!“

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