Vereine, die sich Jahr für Jahr darum bemühen, die alten Traditionen zu bewahren, man denke dabei an Trachtenvereine oder Gesangsgruppen, die sich der Mundart widmen, werden seltener und dennoch ist sich wahrscheinlich jeder der Wichtigkeit solcher Institutionen bewusst.

Vereine übernehmen oftmals Aufgaben, die auf den ersten Blick gar nicht erkennbar sind. Sie dienen der Sozialisierung und tun viel Gutes für die Gemeinschaft und den Zusammenhalt. Vereine gehören sogar mit zu den größten Wohltätern innerhalb unserer Gemeinden. Nicht etwa lokalpolitische Programme, nein, unsere Vereine sorgen dafür, dass sich etwas im kulturellen Kalender tut.

Die Vereine organisieren Faschingsbälle oder bieten während der Adventszeit an, dass ein Mitglied als Heiliger Nikolaus verkleidet von Haus zu Haus zieht und den Kindern einen Besuch abstattet. Gerade während der momentanen Coronapandemie wird es so deutlich, wie sehr uns allen die Vereine und ihre Tätigkeit fehlen, sogar wenn wir selbst in gar keinem Verein Mitglied sind.

Zwar wird es hauptsächlich für solche Vereine, die Traditionen bewahren, schwer, neue Mitglieder zu begeistern, Sportvereine haben dagegen weniger Probleme, doch nach wie vor gilt Deutschland als Vereins-Weltmeister. Von daher ist es wichtig, dass die Vereinskultur mit all ihren Besonderheiten auch in Zukunft weiterleben wird. Ein Deutschland ohne unsere Vereine, das ist schließlich eine Zukunft, die kaum vorstellbar ist.

Treffpunkt Sportverein. Foto: V. Kulkarni via pixabay

Wo setzt man selbst auf Traditionen?

Um besser über die eigene Einstellung zu der Thematik der Vereine nachzudenken, empfiehlt es sich, einen genaueren Blick auf das eigene Leben zu werfen. Welche Traditionen gibt es dort und könnte man auf diese einfach so verzichten, wenn sie einem weggenommen werden würden?

Wahrscheinlich dauert es etwas, bis man selbst herausgefunden hat, welche Dinge es sind, die einem das eigene Dasein lebenswert erscheinen lassen und welche eher nebensächlich sind. Oftmals sind es die kleinen Dinge, die man gar nicht als besonders wahrnimmt, die dies für einen selbst ausmachen.

Vielleicht arbeitet man in einem Unternehmen und greift besonders gerne zum hochwertigen Stempel der Firma. Der Stempel hat einen offiziellen Charakter und er stellt eine willkommene Abwechslung zur modernen digitalen Welt dar, er macht sogar ein Geräusch bei seiner Benutzung und es riecht ein wenig nach Tinte. Er lässt sich personalisieren und verleiht Dokumenten eine besondere Note. Der Stempel zeigt, dass sich jemand genauer mit einer Sache auseinandergesetzt hat und diese damit finalisiert.

Vielleicht braucht es mehr dieses Vorgehens in Zukunft, wenn wieder einmal gefordert wird, etwas möglichst schnell abzuschaffen, denn in Zeiten der Digitalisierung hat es auch der Stempel schwer, eine gewisse Daseinsberechtigung zu wahren, doch würde uns nicht irgendwie doch auch etwas fehlen, wenn es keine Stempel und handschriftliche Signets mehr gäbe, alles hätte nur einen Verifizierungscode und fertig?

Der Traditionen bedient man sich heute gerne, wenn sie gerade gut ins entsprechende Bild passen. Man denke dabei etwa an Weihnachten, was wir bestimmt alle noch sehr gut in Erinnerung haben. Ein Blick auf die Umnutzung der alten Zionskirche  in Dresden zeigt, wie es funktionieren kann, etwas mit großer Vergangenheit auch in der Gegenwart zu bewahren.

Es braucht immer wieder den Appell, dass es an der Zeit ist, hin und wieder vom eigenen Smartphone aufzuschauen, um sich aktiv um die Bewahrung bewährter und geschätzter Dinge zu bemühen. Außerdem kann niemand leugnen, dass die Mitgliedschaft in einem Verein nicht auch großen Spaß machen kann.

Wer beim nächsten Mal zum Stempel greift, mit dem Füllfederhalter unterschreibt oder das Kamin im Feuer schürt, der sollte selbst seine Einstellung hinterfragen. Traditionen sind etwas Gutes und nicht alles davon ist frei von Tadel, das versteht sich von selbst. Doch miteinander kann die Gesellschaft die Kluft überwinden und mit Stolz auf die eigene Geschichte nach vorne schauen.

Gelingt dieser Schritt, so gibt es fortan ein Miteinander und weniger ein Gegeneinander, das mehr und mehr zu einer unnötigen Spaltung führt. Nur im Miteinander werden wichtige Traditionen und die entsprechenden Vereine für die Zukunft bewahrt.

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