Immer mehr Menschen um uns herum entdecken das Teilen (wieder) und vielleicht auch den Spaß am Geben und es ist zu bemerken, dass in Leipzig eine neue Art des Miteinanders wieder belebt zu sein scheint, ob Wohnraum, Arbeitsplätze oder Mobilität, ein gemeinsames Nutzen macht das Leben in unserer Stadt nicht nur günstiger, sondern bringt auch mehr Farbe in unser Miteinander und ist dazu auch ein Beitrag für die liebe Erde und die Schonung ihrer Ressourcen.

Von kreativen Wohnprojekten in alten Gebäuden bis hin zu Bike- und Carsharing-Angeboten – die Sharing-Idee bereichert den Leipziger Alltag auf vielfältige Weise. Diese Entwicklung schafft nicht nur praktische Lösungen für alltägliche Herausforderungen, sondern stärkt auch das Gemeinschaftsgefühl in einer wachsenden Stadt. Ein Blick auf die recht lebendige Sharing-Szene Leipzigs zeigt, wie gemeinsames Wirtschaften das Stadtleben freundlicher, nachhaltiger und lebenswerter macht.

Wohnraum neu gedacht

Auf eine verfügbare Wohnung kommen in beliebten Großstädten Deutschlands gut und gerne schon mal 100 Bewerber – oder mehr. Und das trotz immer weiter steigender Mietpreise. In den sächsischen Großstädten sieht die Lage im Vergleich zu Berlin oder München noch etwas entspannter aus.

Nichtsdestotrotz wird auch bei uns Wohnraum immer gefragter und damit in der Konsequenz „Nachfrage & Angebot“ auch leider immer teurer. Aus dieser Lage heraus haben sich kreative Lösungen entwickelt, die über klassische WGs hinausgehen. Ein gutes Beispiel dafür, wie man alten Häusern neues Leben einhauchen kann, ist das Leipziger Projekt „Wächterhäuser“.

Dahinter steckt die Idee, leer stehende, manchmal auch denkmalgeschützte Gebäude, wieder nutzbar zu machen, und zwar auf unterschiedliche Art und Weise. Beim sogenannten Zwischennutzungsmodell übernehmen Leute das Haus für eine bestimmte Zeit, kümmern sich darum, nutzen es für ihre Wohnzwecke und übernehmen in dem Zeitraum alle Kosten und sorgen sich um den Erhalt der Immobilie.

Dafür sorgt der Eigentümer allerdings für eine Grundausstattung, sodass das Haus im einfachen Standard nutzbar ist. Oder das Modell „AusBauHaus“ – da ziehen Leute in Wohnungen ein, die sie selbst ausbauen. Im Gegenzug zahlen sie eine dauerhaft günstigere Miete. Der Deal dabei: Selbstausbau gegen faire Konditionen.

Mit etwas handwerklichem Geschick und Spaß am Werkeln zur stabilen Miete. Foto: I. Samkov via Pexels

Ein weiteres Modell kümmert sich um leerstehende Läden. Auch die sollen wieder genutzt werden, z. B. von Initiativen oder kleinen Projekten. Der Verein HausHalten e. V. unterstützt dabei – sowohl Eigentümer als auch Menschen, die Interesse an solchen Räumen haben, mit Beratung und Ideen, wie man aus totem Leerstand wieder lebendige Häuser macht. Einen anderen Weg geht das Mietshäuser Syndikat. Hier schließen sich Hausprojekte zusammen, um ihre Häuser gemeinsam zu kaufen und dauerhaft dem Immobilienmarkt zu entziehen.

Seit 1999 unterstützt das Syndikat Gruppen dabei, ihr zu Hause in kollektives Eigentum zu überführen. So können Mieter sicher und bezahlbar wohnen – ganz ohne die Angst, dass das Haus irgendwann verkauft oder teuer saniert wird. Mehrere Leipziger Wohnprojekte haben sich inzwischen dem Modell „Mietshäuser Syndikat“ angeschlossen. Die organisierte Beteiligungsgesellschaft setzt sich seit 1999 für den gemeinschaftlichen Erwerb von Häusern ein.

Diese können so vom Spekulativmarkt genommen und in Kollektiveigentum überführt werden. Dieses Vorgehen wird mit dem Ziel vorangetrieben, langfristig sozialen und bezahlbaren Wohnraum für alle zu sichern. Neben neuen Wohnmodellen und kreativen Zwischennutzungen gibts in Leipzig auch Projekte, die Wohnen, Teilen und solidarisches Miteinander unter ein Dach bringen – wie bei LEIKA. Zum Projekt gehört ein solidarisches Hausprojekt in Connewitz.

Dort sollen Menschen gemeinschaftlich, nachhaltig und barrierefrei wohnen können. Das Miteinander steht hier absolut im Vordergrund. So soll es außerdem Platz geben für soziale und kulturelle Träger im Erdgeschoss. Die Vielfalt der Ansätze in Leipzig ist inzwischen wirklich bemerkenswert. Bei Projekten wie diesen geht es nicht nur um günstigeres Wohnen, sondern um ein grundlegend nachhaltiges Konzept des Zusammenlebens.

Insider-Tipp: Die Leipziger Wohnprojektetage öffnen alle 2 Jahre die Türen zu den spannendsten gemeinschaftlichen Wohnprojekten der Stadt, was für Interessenten eine einmalige Gelegenheit zum Reinschnuppern und Kontakte knüpfen sein dürfte!

Flexibel unterwegs

Auch in Sachen Mobilität sind die Optionen für eine gemeinsame Nutzung ausgeprägter denn je. Es gibt inzwischen eine ganze Reihe von Möglichkeiten, unterwegs zu sein, ohne ein eigenes Auto besitzen zu müssen und das auch abseits des ÖPNV. Carsharing ist eine Möglichkeit. In Leipzig gibt es Anbieter wie teilAuto, deren Fahrzeuge an festen Stationen ausleihbar sind. Bei cityflitzer hingegen kann das Auto flexibel im Stadtgebiet abgestellt werden. Für kurze Strecken oder spontane Wege sind E-Scooter und Leihfahrräder mittlerweile fester Bestandteil des Stadtbilds.

Sie lassen sich einfach per App entsperren und sind fast überall verfügbar. Auch Fahrgemeinschaften werden wieder beliebter – vor allem im Berufsverkehr oder bei regelmäßigen Fahrten zwischen Stadt und Umland. Ridesharing-Angebote bringen Menschen mit ähnlichen Strecken zusammen, was nicht nur praktisch ist, sondern auch hilft, Verkehr und Emissionen zu reduzieren.

Wer kein eigenes Auto möchte, aber doch gelegentlich über einen etwas längeren Zeitraum eins braucht – etwa für ein paar Wochen oder Monate – könnte zum Beispiel auch auf eine vielleicht noch nicht ganz so populäre Auto-Langzeitmiete zurückgreifen. Das ist besonders für Menschen interessant, die nur zeitweise auf ein Fahrzeug angewiesen sind, zum Beispiel während eines Projekts, eines Umzugs oder für den Familienurlaub.

Die verschiedenen Sharing-Angebote ergänzen den öffentlichen Nahverkehr auf sinnvolle Weise. Wer flexibel bleiben will, kann je nach Situation zwischen Bahn, Bus, Carsharing, Fahrrad oder E-Scooter wählen oder sie einfach miteinander kombinieren. Gerade für die sogenannte „letzte Meile“ bieten diese Dienste eine praktische Lösung. So entsteht ein vielseitiges Mobilitätsangebot, das sich dem Alltag anpasst, statt umgekehrt.

Kosten? Nutzen?

Das eigene Auto abzugeben und auf Sharing-Optionen umzusteigen, sollte gut durchdacht sein. Bei der Entscheidung könnte zum Beispiel ein Mobilitätstagebuch helfen. In diesem werden über einen bestimmten Zeitraum (z. B. ein Monat oder ein halbes Jahr) jede zurückgelegte Strecke, das verwendete Verkehrsmittel und die Kosten notiert. Dies kann nach einer Auswertung dabei helfen, eine fundierte Entscheidung zu treffen. Zusätzlich sollten neben dem voraussichtlichen Wertverlust allgemeine Kosten, wie Reparaturen, TÜV oder Parkplatzmiete mit einbezogen werden.

Co-Working als Innovationsschubdüse

Leipzig hat sich in den letzten Jahren zu einem Hotspot für digitale Nomaden und kreative Freelancer entwickelt. Die zahlreichen Co-Working-Spaces sind dabei mehr als nur Arbeitsplätze – sie sind Innovationslabore und soziale Netzwerke in einem.

Gemeinsam den Fokus behalten. Foto: Polina Zimmerman via Pexels

Eine besonders beliebte Location ist das in einem ehemaligen Kaufhaus entstandene Basislager Coworking. Es bietet neben Arbeitsplätzen auch Eventflächen und eine Dachterrasse mit Blick über die Stadt. Auch die alte Spinnerei bietet lange schon flexible Arbeitsplätze für Kreative an. Was diese und andere Co-Working-Orte besonders macht, ist die Atmosphäre des Austauschs.

In den Co-Working-Spaces der Stadt sind bereits zahlreiche Kooperationen und Start-ups entstanden, einfach weil die richtigen Menschen zur richtigen Zeit am richtigen Ort waren. Viele Freelancer unterschätzen den Wert der Community. Der größte Mehrwert liegt nicht im geteilten Drucker, sondern in den Gesprächen an der Kaffeemaschine, die zu neuen Aufträgen und Projekten führen können.

Teilen als Lebensstil?

Die Sharing-Economy in Leipzig beschränkt sich längst nicht mehr auf Wohnen, Arbeiten und Mobilität. In nahezu allen Lebensbereichen haben sich gemeinschaftliche Nutzungskonzepte etabliert, die den Alltag bereichern und gleichzeitig Ressourcen schonen. In Leipzig gibt es viele Möglichkeiten, Ressourcen zu teilen und nachhaltiger zu leben.

So können dank unterschiedlichster Akteure Alltagsgegenstände, die man nur gelegentlich braucht, zum Beispiel ein Fondue-Set, Werkzeug oder eine Bohrmaschine unkompliziert ausgeliehen werden. Wer Lebensmittel retten möchte, bevor sie im Müll landen, kann sich beim Foodsharing-Netzwerk engagieren oder dort selbst überschüssige Lebensmittel weitergeben.

In vielen Stadtteilen gibt es außerdem Gemeinschaftsgärten, in denen gemeinsam gegärtnert, geerntet und Wissen geteilt wird – offen für alle, die mitmachen möchten. Und in Repair-Cafés trifft man sich, um kaputte Geräte oder Kleidung gemeinsam zu reparieren, statt sie wegzuwerfen.

Hier geht es nicht nur ums Reparieren, sondern auch ums Lernen, Austauschen und gegenseitige Unterstützung. Diese Projekte verbinden Menschen unterschiedlichster Hintergründe. Die soziale Durchmischung ist beeindruckend und sie funktioniert dazu auch noch ganz hervorragend. Hier treffen sich Rentner und Studierende, Manager mit Künstlern und alle vereint sie eine Idee.

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