Die Zahlen sind alarmierend: Jeder zweite Deutsche gilt als übergewichtig. Jeder fünfte bringt inzwischen soviel Gewicht auf die Waage, dass die Auswirkungen krankhaft sind. Dann spricht man von Adipositas, einer Ernährungs- und Stoffwechselkrankheit, die nichts mehr mit fehlender Selbstdisziplin zu tun hat - es handelt sich um eine Krankheit mit komplexen Ursachen. Das braucht auch komplexe Vorgehensweisen. Zeit für eine Leipziger Premiere.

Das Gefährliche an Adipositas sind die Begleiterscheinungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankung, Bluthochdruck, Stoffwechselstörung, ein erhöhtes Risiko einer Krebserkrankung, vor allem aber Diabetes mellitus, Gicht und natürlich auch die psychische Belastung einer sozialen Ausgrenzung.

In einem Bundesland, das zu den schwergewichtigsten in Deutschland zählt, gehören die Ärzte des Universitätsklinikums Leipzig zu den führenden nationalen und internationalen Experten auf dem Gebiet der Adipositasbehandlung. Jährlich stellen sich hier etwa 400 neue Patienten, davon 200 Kinder und Jugendliche, im Integrierten Forschungs- und Behandlungszentrum AdipositasErkrankungen (IFB) Leipzig vor.

Gegen die besorgniserregenden Zahlen setzen jetzt die AOK PLUS und das Universitätsklinikum Leipzig (UKL) ein Zeichen. Als erste Krankenkasse bietet die AOK PLUS zusammen mit dem Integrierten Forschungs- und Behandlungszentrum AdipositasErkrankungen in Leipzig eine Betreuung und Versorgung von Übergewichtigen, die weit über die regulären Diagnostik- und Behandlungsmöglichkeiten hinausgeht.

Die Kasse hat dazu gemeinsam mit dem Klinikum den umfassenden Vertrag “Leipziger Adipositasmanagement” zur speziellen Versorgung ihrer Versicherten unterzeichnet. Es handelt sich um den ersten Vertrag für Kinder, Jugendliche und Erwachsene dieser Art in ganz Deutschland. Dabei geht es vor allem um die fachübergreifende und strukturierte Behandlung und Betreuung von stark übergewichtigen Patienten. Neu ist das Angebot auch für Kinder und Jugendliche, das Angebot umfangreicher, auch operativer Therapien, und die strategische Zusammenarbeit zwischen niedergelassenen Leistungserbringern und dem Integrierten Forschungs- und Behandlungszentrum AdipositasErkrankungen Leipzig.

Die wichtigsten Vorteile sind die verschiedenen Module der Behandlung. Diese sind verzahnt und reichen von der Ernährungs- und Bewegungstherapie über die psychologische Betreuung bis zur ambulanten Versorgung. In medizinisch begründeten Fällen kann auch ein chirurgischer Eingriff erfolgen, an den sich eine individuelle Nachsorge anschließt.

Bei dieser interdisziplinären Versorgung von Adipositas-Patienten arbeiten Krankenhausärzte, niedergelassene Ärzte, Therapeuten und Reha-Spezialisten sektorübergreifend Hand in Hand. Die Koordination der Patienten übernehmen speziell ausgebildete Case-Manager des IFB Leipzig. Der Vorstandsvorsitzende der AOK PLUS, Rainer Striebel, sagte zum Start des Vertrages: “Mit diesem exklusiven Angebot verbessern wir die Versorgung stark Übergewichtiger nachhaltig. Leider steigen die Zahlen auch bei Kindern und Jugendlichen stark an. Deshalb sind wir froh, dass dieser Vertrag auch hier hochwertige und nachhaltige Behandlungsmöglichkeiten mit einer sorgfältigen dreijährigen Nachbetreuung durch die Case-Manager schafft.” Dafür wird ein Netzwerk aus ambulant tätigen Ärzten aufgebaut.Durch diese neue Behandlungs- und Betreuungsmöglichkeit sollen die Lebensqualität von Betroffenen gesteigert, Brüche in der Versorgungskette krankhaft Übergewichtiger vermieden, Krankenhausaufenthalte reduziert und Arbeitsunfähigkeitszeiten minimiert werden.

“Der Kampf gegen Adipositas muss an vielen Fronten erfolgen und erfordert multimodale Therapieprogramme”, erklärt Prof. Wolfgang Fleig, der Medizinische Vorstand des Universitätsklinikums Leipzig. “Das Universitätsklinikum Leipzig übernimmt hier seit Jahren eine führende Rolle und setzt diese ganzheitliche Therapie erfolgreich ein. Genau das wird jetzt von der AOK PLUS über einen sogenannten Vertrag zur Integrierten Versorgung bei Adipositas weiter gefördert. Chirurgische Lösungen wie Magenbypass, Schlauchmagen oder Magenschrittmacher sind nur der letzte Schritt einer langen Behandlungskette und kommen nur für bestimmte Patienten in Frage. Die wahren Garanten für einen Behandlungserfolg dagegen sind systematische Ernährungsberatung, dokumentiertes Bewegungstraining, Verhaltenstherapie und psychosomatische Beratung, die Teilnahme an Selbsthilfegruppen, die Bereitschaft zur dauerhaften Lebensstilveränderung und eine lebenslange Nachsorge nach einem operativen Eingriff.” Auch die sorgfältigen Auswertungen innerhalb der Behandlungspfade ermöglichen bei Notwendigkeit ein frühzeitiges Eingreifen in den Therapieverlauf.

Die wissenschaftliche Begleitung des zunächst fünf Jahre laufenden Vertrages erfolgt durch das Universitätsklinikum Leipzig und das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Integrierte Forschungs- und Behandlungszentrum (IFB) AdipositasErkrankungen. “Dies ermöglicht eine verlässliche Evaluation im Rahmen der Versorgungsforschung. Dabei stehen nicht nur die individuellen körperlichen Daten im Mittelpunkt der Betrachtungen, sondern auch gesundheitsökonomische Parameter wie Arbeitsfähigkeit oder Kosten-Nutzen-Analysen. Mithilfe der hier in Sachsen gewonnenen Daten und Auswertungen kann so der Grundstein für die deutschlandweite Finanzierung einer effizienten und nachhaltigen Adipositastherapie durch die Gesetzliche Krankenversicherung gelegt werden”, so Dr. Henry Hasenpflug, Staatssekretär im Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst.

An diesem Programm können alle Versicherten der AOK PLUS unabhängig vom Alter teilnehmen, bei denen die medizinischen Voraussetzungen zur Teilnahme vorliegen. Anfragen bei der AOK PLUS unter Tel. (0800) 2471001, bei der Pädiatrischen Poliklinik des UKL unter Tel. (0341) 9726242 bzw. der UKL-Adipositasambulanz für Erwachsene unter Tel. (0341) 9712418.

www.plus.aok.de

www.uniklinik-leipzig.de

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