Depression ist eine Volkskrankheit – insgesamt leiden darunter in Deutschland jedes Jahr rund 5,3 Millionen Menschen. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat deshalb für das Jahr 2017 das Motto „Depression – let’s talk“ ausgerufen. Am 26. und 27. August findet nun der 4. Deutsche Patientenkongress Depression in Leipzig statt.

Obwohl mehr Menschen ihre Erkrankung erkennen und offen mit ihr umgehen, müssen sie dennoch lange auf eine Behandlung bei einem Facharzt oder Psychotherapeuten warten. Digital gestützte Selbsthilfe-Angebote sollen deshalb für eine größere Patientenautonomie sorgen und die Versorgungssituation verbessern. Auch sie werden zum Kongress vorgestellt.

Die Barmer macht bei der Gelegenheit darauf aufmerksam, dass auch Sachsen zunehmend mit dieser Volkskrankheit zu tun hat.

Immer mehr Sachsen müssen wegen einer Depression behandelt werden. Ein besonders deutlicher Anstieg der Diagnosen wird im Alter von 40 bis 64 Jahren sichtbar. Allein in dieser Altersgruppe sind die Betroffenenzahlen in Sachsen von 206.200 im Jahr 2012 auf 221.600 im Jahr 2015 gestiegen. Das geht aus einer Studie der Barmer, bezogen auf die gesamte Bevölkerung im Freistaat, hervor.

„Noch immer sind mehr Frauen betroffen, aber auch die Anzahl der Männer nimmt zu “, beschreibt Dr. Fabian Magerl, Landesgeschäftsführer der BARMER in Sachsen, die Problematik. 2015 erhielten im Freistaat 148.000 Frauen und rund 74.000 Männer die Diagnose „depressive Episode“. Das waren doppelt so viele Frauen wie Männer.

„Es liegt auch daran, dass Frauen sich eher Hilfe holen“, sagt Magerl und rät: „Männer sollten nicht aus falscher Scham im Stillen leiden. Eine Depression ist eine Krankheit, die unbehandelt im schlimmsten Fall tödlich enden kann.“

„Für Menschen mit Depressionen kann es schwierig sein, sich an einen Arzt oder Psychotherapeuten zu wenden. Daher brauchen wir mehr niedrigschwellige Angebote“, betont Magerl und verweist auf den bundesweiten 4. Patientenkongress Depression, der am 26. bis 27. August in Leipzig stattfindet. Hier erhalten Betroffene und deren Angehörige viele Tipps und Infos über die Erkrankung und ihre Behandlungsmethoden. Gleichzeitig dient er als Austauschplattform um miteinander ins Gespräch zu kommen.

Und weil es meist schwierig ist, mit der Erkrankung an die Öffentlichkeit zu gehen, gibt es seit einigen Jahren die MUT-TOUR.

Nachdem sie quer durch ganz Deutschland gefahren sind, kommen die Teilnehmer am heutigen Samstag, 26. August, in Leipzig an. Die beiden Tandem-Teams werden am um 11:00 Uhr vor dem Gewandhaus sein, um vom Projekt und ihrem Umgang mit Depression zu berichten.

Die MUT-TOUR ist ein Aktionsprogramm, das sich seit 2012 durch Deutschland bewegt und einen Beitrag zur Entstigmatisierung der Depression als Erkrankung leistet. Die Teilnehmer erleben, wie Sport ohne Leistungsdruck in Kombination mit Struktur, Natur und Gemeinschaft die Stimmung heben kann.

Bislang haben 126 depressionserfahrene und -unerfahrene Menschen über 22.000 Kilometer zurückgelegt. Bei der MUT-TOUR in diesem Jahr sind es insgesamt 45 Teilnehmer und 3.200 Kilometer. Seit dem 10. Juli sind die Teams auf Tandems, in Zweier-Kajaks und zu Fuß beim Wandern unterwegs.

Der Name ist Programm: Mutige Teilnehmer möchten anderen Menschen Mut machen. Die Perspektive ist es, einmal in einer Gesellschaft zu leben, in der sowohl betroffene als auch nicht-betroffene Personen angst- und schamfrei mit psychischen Erkrankungen umgehen können.

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