Ja, noch höher. Auf dass es jeder sehen kann. Noch ein Schild um den Hals, vielleicht „Judenflittchen“, „Volksverräter“ oder „Hexe“. So. Noch mal anspucken und der Galgen steht endlich wieder dauerhaft auf dem Marktplatz. Denn da gehört er ja auch hin, hier im neuen Dresdner Mittelalter. Noch eine leckere Scheibe Christstollen als Zwischenbrot fürs gaffende Volk. 30 Pfennige das Stück, kauft Leute, kauft – so tot kommen wir nicht wieder zusammen! Und die Spielzeugmacher bieten kleine Guillotinen zu 2,80 feil, während irgendwo immer ein Schälchen heißer Kaffee zwischen gebrannten Mandeln und einer Kirschtorte dampft. Also ich fühl mich wohl bei dem Gedanken.

Es ist eine schöne Welt, in die uns die erbosten Abendlandstreiter zurückführen – voller abgehackter Hände, ausgestochener Augäpfel, hölzerne Pranger und – nicht zu vergessen – herausragenden Foltermethoden. Dieses schöne Instrumentarium, mit dem man das zu hören bekommt, was man doch immer schon wusste. Mal der Festerling so richtig die Nippel langziehen und dabei rufen: Ach komm, du willst es doch auch du Luder! Oder unserm Bachmännchen die Daumenschrauben so lange anziehen, bis er sich bei den ganzen Eltern der Drogenopfer und denen selbst entschuldigt, die er so emsig in rotem Licht versorgte. Also ein mieses Dreckschwein, ein übler Hurenbock ohne Ehre – so aus Legida-Perspektive betrachtet.

Und was es da nicht alles noch zu erledigen gäbe, bis endlich wieder Zucht, Anstand und Ordnung zurück sind in diesem verlotterten Land.

Die grummelnde Alte von gegenüber ist ganz klar eine Hexe. Schon die stechenden Augen und der leicht hinkende Gang – hört mir doch auf! Wie, Rentnerin? Na noch ein Grund mehr – Sozialschmarotzer, Rentenvernichterin, Feind der arbeitenden Jugend! Deutschland erwache und sei hart wie die genieteten Stahlanker am eichernen Balkenkreuz!

Oder dieses seltsame Mädel die Straße runter? Geht mit einem Fremdländer um die Häuser – Hure! Die gehört mal so richtig gewaschen, ein echter Schwedentrunk wird sie gefügig machen. Wo unreine Kinder entstehen, ist der Untergang nicht mehr weit – und ist sie nicht willig, so braucht es Gewalt. Von wegen Volk austauschen! Hier treten wir die Hühner noch selber – aber kräftig!

Und wo ist eigentlich ein Scheiterhaufen, wenn man mal dringend einen braucht?

Man kommt ja bei all den Vernichtungsphantasien eigentlich so ganz ohne Reihenabfertigung auch nicht aus. Gut, Feuer und Guillotinen – aber was schafft man damit so am Tag? Bis so ein Mensch brennt, das dauert. Und Kopf ab ist eigentlich langweilig, denn es geht zu schnell. Wie beim Aufknüpfen eigentlich. Da kann man jetzt reservieren, wie man will, so eine Tagesproduktion an toten Menschen kostet auch Zeit, Kraft und Geld. Mal abgesehen von den Fachkräften, die man da wieder ranholen muss.

40, 50 Menschen, vielleicht? Wird ja auch irgendwann langweilig. Immer das Gleiche, ratsch, ab der Kopf, Genick gebrochen oder einfach langsam die Luft weggeblieben und noch mal eingeschifft dabei. Wenn da nicht vorher noch eine anrührende Rede des Delinquenten kam, wirds rasch fad. Das ist natürlich das eigentliche Highlight: Ja, ich habe gesündigt, das Volk verraten, mit einem Schaf gepennt, bin verschwörerisch um die Häuser gezogen, habe meine Schwester geschwängert, bin ohne zu bezahlen an der Tanke davongefahren. Es ist wirklich zuviel, wenn man damit einmal anfängt.

Wie wärs eigentlich mit Gas?

Aber diesmal bitte mit Gucklöchern auf halber und ganzer Manneshöhe an den Kammern. Was für ein Spaß für groß und klein. Und man schafft ordentlich was weg, bei all der Asylanten- und Assiflut das Gebot der Stunde! Und es ermittelt auch keiner, wers war. Am Ende ist es eh immer das Weltjudentum. Nur auf die Reihenfolge muss man halt achten. Erst die Linken, dann die Demokraten und anschließend geht der Rest durch den Ofen.

Also ich freu mich drauf. Ich bin ja deutsch und habe mir nichts zuschulden kommen lassen. Also. Hängt sie höher! Für mich bitte ein Stück vom Streuselkuchen (nein, den von hinten in der Auslage) und einen Mokka auf die Hand.

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