Eine frohe Botschaft für die Leipziger Religionsforschung in Religionswissenschaft und Kultursoziologie und ihre Kooperationspartner aus Fächern wie Arabistik, Ethnologie, Geschichte, Sinologie und Theologie: An der Universität Leipzig werden führende Forscher ab Frühjahr kommenden Jahres in einem international besetzten Team zum Thema Säkularitäten arbeiten können. Die Kolleg-Forschergruppe wird in den kommenden vier Jahren von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit rund vier Millionen Euro gefördert, mit einer Option für eine weitere, ebenso lange Förderphase. Sie gliedert sich ein in eines der strategischen Forschungsfelder der Universität, "Veränderte Ordnungen in einer globalisierten Welt".

“Wir freuen uns natürlich riesig über die DFG-Förderung”, sagt Prof. Dr. Christoph Kleine, einer der Initiatoren. Der Sprecher des Leipziger “Centre for the Study of Religion” und die Religions- und Kultursoziologin Prof. Dr. Monika Wohlrab-Sahr erforschen seit Jahren die Grenzgebiete zwischen Religion und säkularen Gesellschaftsbereichen. Ihnen geht es um die Aushandlungsprozesse und oft konfliktträchtigen Szenarien, die sich in aller Welt um die Verhältnisbestimmung zwischen Religiösem und Nichtreligiösem und um die Grenzen der Religion vollziehen.

“An vielen Orten wird um die Arrangements der Verhältnisbestimmung gestritten. Die Art der Auseinandersetzung und die Lösungen, die gefunden werden, sind aber sehr unterschiedlich”, erläutert Monika Wohlrab-Sahr. Deshalb spreche man in dem Projekt bewusst nicht von “Säkularisierung”, sondern von “Säkularitäten”. Zudem seien die Aushandlungsprozesse kein Merkmal der westlichen Moderne, sondern schon in früheren Zeiten und in anderen Weltregionen zu beobachten gewesen, wie der Religionshistoriker Christoph Kleine aus seiner Forschungspraxis heraus bestätigen kann.

Ab April 2016 wird es nun in Leipzig eine international besetzte Kolleg-Forschergruppe geben: “Multiple Secularities. Beyond the west, beyond modernities”. Sie knüpft auch vom Titel her an ein vom Freistaat Sachsen gefördertes Forschungsprojekt an, das von 2010 bis 2012 von Monika Wohlrab-Sahr geleitet wurde. Die Kolleg-Forschergruppe wird sich unter anderem auszeichnen durch ein Fellow-Programm für Gäste aus dem In- und Ausland, die für eine Dauer von bis zu zwei Jahren nach Leipzig eingeladen werden und auch darüber hinaus mit der Gruppe verbunden bleiben sollen.

Was ist religiös? Was ist säkular? Wer definiert die Grenze – und anhand welcher Anlässe werden Fragen der Verhältnisbestimmung und Grenzziehung relevant? Solche Fragen werden es sein, denen sich die Wissenschaftler aus unterschiedlichen Perspektiven widmen. Neben Religions- und Sozialwissenschaftlern sollen auch Forscher aus Fächern wie Ethnologie, Sinologie, Arabistik, Geschichte und Theologie dabei sein.

“Da haben wir in Leipzig die besten Voraussetzungen”, sagt Christoph Kleine. “Die Forschung zu den Religionen der Welt gehört schon seit Ende des 19. Jahrhunderts zu den Schwerpunkten der Universität Leipzig. Und auch in den Regionalstudien haben wir hier ausgewiesene Experten, vernetzt im 2009 gegründeten ‘Centre for Area Studies'”. Mit der Kolleg-Forschergruppe werde man nun neuen, innovativen Fragestellungen nachgehen können, im globalen Maßstab, mit 30 bis 40 “Fellows”.

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar