Der sogenannte Callcenter-Betrug beschäftigt die Behörden nicht nur in Sachsen, sondern stellt ein bundesweites Phänomen dar. Die gut organisierten und geschulten Täter rufen aus meist türkischen Callcentern an und geben sich als Lotterieveranstalter, Rechtsanwälte, Polizisten, Amtspersonen oder Angehörige aus. Sie erzählen ihren Opfern die unterschiedlichsten Lügengeschichten, immer mit dem Ziel möglichst hohe Summen bei ihren Opfern abzugreifen. Am bekanntesten ist der Enkeltrick, der falsche Polizeibeamte, der Gewinnbote oder gerade ganz aktuell die Masche »Teamviewer«.

Allen Phänomenen ist eines gemeinsam: Die Opfer, meist ältere Menschen, werden telefonisch kontaktiert, um ihnen dann verbal Notsituationen oder Konditionen zu eröffnen, welche die Opfer ängstigen, in die Enge treiben und zu unbedachten Handlungen nötigen.

Die Anrufe erfolgen oft unter Verwendung gespoofter (also technisch veränderter) Rufnummern, welche eine falsche Identität vorspiegeln und den Verdacht des Betruges minimieren sollen. Lässt sich das Opfer auf das Spiel ein, werden Überweisungen angefordert oder direkte Übergaben von Geld bzw. Wertgegenständen vereinbart und realisiert.

Petric Kleine, Präsident des Landeskriminalamtes:

»Callcenter-Betrug ist allgegenwärtig. Fast täglich werden neue Betrugsfälle bekannt. Oft sind dabei ältere Menschen Opfer dieser Machenschaften. Meist wird die Polizei erst nach Eintritt eines Schadens informiert. Unsere Ermittlungen haben übergreifend drei wesentliche Erkenntnisse bestätigt: Zum Einen können die Strafverfolgungsbehörden nur bei der Bekämpfung dieses Phänomenbereiches erfolgreich sein, wenn sie national und international eng und abgestimmt zusammenarbeiten. Zum Anderen bringt der Callcenter-Betrug auch immer wieder neue, perfidere Erscheinungsformen hervor. Und schlussendlich sind präventive Aktivitäten und informative Hinweise zu diesem Phänomen angebrachter denn je.«

Trotz einer intensiven internationalen Zusammenarbeit, welche z.B. in der Türkei zu einer Vielzahl erfolgreich durchgeführter Exekutivmaßnahmen auf Grundlage der in Deutschland gewonnenen Erkenntnisse geführt hat, reißt die Kette der versuchten und vollendeten Callcenter-Betrugstaten nicht ab. Deswegen kommt der Prävention und Aufklärung hier eine besondere Bedeutung zu.
Das LKA Sachsen rät:

• Schenken Sie telefonischen Gewinn-Versprechungen keinen Glauben – insbesondere wenn die Einlösung des Gewinns an Bedingungen geknüpft ist! • Leisten Sie keinerlei Vorauszahlungen auf versprochene Gewinne – ein seriöses Unternehmen wird die Gewinnausschüttung niemals von einer Vorauszahlung abhängig machen!

• Seien Sie misstrauisch gegenüber Hilfeersuchen angeblicher Verwandter oder deren Freunde, welche Ihnen bis dato unbekannte Notsituationen schildern! Halten Sie Rücksprache innerhalb der Familie oder sogar direkt mit dem angeblich Betroffenen! • Lassen Sie sich von angeblichen Amtspersonen am Telefon nicht unter Druck setzen! Angehörige deutscher Strafverfolgungsbehörden würden Sie niemals am Telefon zu einer Geldüberweisung nötigen oder bedrängen bzw. mit strafrechtlichen Konsequenzen drohen!

• Rufen Sie in den Dienststellen der Anrufer zurück und versichern Sie sich der Existenz der Amtsperson und deren Dienststelle! Nutzen Sie dazu nicht den Rückruf, sondern lassen Sie sich über die offiziellen Einwahlen entsprechend verbinden! Keine Behörde wird ungehalten reagieren, wenn Sie nach entsprechenden Auskünften verlangen. Im Gegenteil, denn so wird potentiellen Fällen vorgebeugt.

• Seien Sie misstrauisch, wenn sich Servicezentren oder Supportbeauftragte unaufgefordert bei Ihnen melden!

• Geben Sie keine persönlichen Informationen weiter: keine Telefonnummern und Adressen, Kontodaten, Bankleitzahlen oder Kreditkartennummern! Firmen, bei welchen Sie tatsächlich Kunde sind, haben Ihre Daten vorliegen und müssen diese nicht erfragen.

• Wenden Sie sich an Ihre örtliche Polizeidienststelle, wenn Sie derartige Anrufe erhalten! Erstatten Sie unbedingt Anzeige! Dies hilft den Strafverfolgungsbehörden bei der Detektion neuer Phänomene und der Aufklärung der dahinter stehenden Strukturen.

Weitere Informationen erhalten Sie auf den Internetseiten der Polizei und auf den Informationsseiten des Programms Polizeiliche Kriminalprävention unter www.polizeiberatung.de sowie bei jeder Polizeidienststelle.

Call ID Spoofing bezeichnet die Methode, mit der Anrufe unter einer beliebigen ausgehenden Rufnummer (Call ID = Caller Identification) geführt werden können. Dabei werden auf dem Telefondisplay des Anrufempfängers anstatt der Originalrufnummer des Anrufers frei wählbare Identifikationsinformationen angezeigt. Hierdurch ist es möglich, die wahre Rufnummernübermittlung des Anrufers zu verschleiern und beim Empfänger eine falsche Identität vorzutäuschen.

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