Das Sächsische Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr (SMWA) hat angekündigt, den letzten Abschnitt der B178 neu zu planen. Aktuelle Verkehrsprognosen gehen von nur noch 12.500 Autos pro Tag statt der bisher geplanten 17.500 aus. Nun schaltet sich in die Debatte um die B178 auch der Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club (ADFC) Sachsen ein.

„Mit dem Rad von Zittau nach Löbau zu kommen ist bisher eine Katastrophe“ findet Klaus Müller, Sprecher der ADFC-Ortsgruppe Zittau. „Wenn jetzt festgestellt wurde, dass die Planungen zur B178 dem tatsächlichen Bedarf nicht entsprechen, dann sollte ein Teil der frei werdenden Mittel für den begleitenden Radweg eingesetzt werden“ sagt Konrad Krause, Geschäftsführer des ADFC Sachsen.

Dies wurde in der bisherigen Planung einfach vergessen, obwohl dies die Sicherheit für alle erhöhen würde und bei Straßen dieser Kategorie eigentlich Standard ist. Das würde für den Freistaat nicht einmal extra-Kosten bedeuten. Der Bund stellt den Ländern jährlich etwa 80 Mio. Euro bereit, damit sie eigenverantwortlich Radwege an Bundesstraßen planen und bauen können. Der Freistaat hält sich mit der Beantragung dieser Mittel seit Jahren zurück. Viele Bundesstraßen in Sachsen verfügen über keine Radwege, besonders im überörtlichen Verkehr ist das Radfahren deshalb an mancher Stelle unangenehm und unsicher, auf weiten Teilen der neuen B178 ist es sogar ganz verboten. Während bundesweit der Anteil von Bundesstraßen mit Radwegen auf mittlerweile 40 % angewachsen ist, beträgt dieser Wert in Sachsen nur 26%.

„Seit Jahren nutzen immer mehr Menschen das Fahrrad für ihre alltäglichen Wege. Dieser Trend ist keineswegs auf die großen Städte beschränkt. Überall dort, wo ein neuer Radweg eröffnet wird, werden schon vor der offiziellen Eröffnung die Bauzäune weggeschoben. Das Bedürfnis aus der Bevölkerung nach sicheren Verbindungen für Radfahrer ist enorm.“

Die Kritik der Bürgermeister von Löbau und Zittau hält Krause für überzogen und einseitig „Wenn sich mehr Lokalpolitiker in derselben Weise für den Alltagsradverkehr einsetzen würden, wie sie das seit Jahren für den Autoverkehr tun, hätten wir in Sachsen längst holländische Verhältnisse.“ Dort ist es nicht nur angenehm und sicher mit dem Rad zu fahren, auch mit dem Auto kommt man in den Niederlanden deutlich entspannter zum Ziel.

„Dass der Freistaat seine Planungen an Verkehrsprognosen ausrichtet und nicht blind in überdimensionierte Großprojekte investiert, kann man nur gutheißen. Andernorts wird der Politik allenthalben Geldverschwendung und Größenwahn vorgeworfen. Ist es das, was die Bürgermeister wollen?“

„Eine breite Straße allein bietet noch keinen Standortvorteil. Immer mehr Sachsen wollen gesund und preiswert mit dem Rad von A nach B kommen. Immer mehr Politiker haben das verstanden und sehen in guten Bedingungen für Rad- und Fußverkehr einen Standortvorteil statt sich allzu engstirnig nur für den Autoverkehr einzusetzen.“

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