Sichtung eines Wolfes in der Muskauer Heide in Sachsen - auf dem Truppenübungsplatz. Diese Meldung verbreitete sich 1996 wie ein Lauffeuer, denn seit fast 150 Jahren waren die Wölfe in Deutschland ausgerottet. Aus dem Nachbarland Polen kommend war ein erster Wolf nach Deutschland, in die Lausitz, gewandert. Vier Jahre später folgte die Nachricht vom ersten Nachwuchs mit mindestens vier Welpen. Heute sind in Sachsen zwei Wolfspaare und 10 Rudel zu Hause, ihre Nachkommen gründen seit 2009 in anderen Bundesländern Rudel, eine Erfolgsgeschichte für den Naturschutz und für Sachsen.

Von Anfang an begleitet der NABU die Rückkehr der Wölfe. Schnell wurden Rufe von Jägern nach dem Abschuss der Wölfe laut. Sächsische NABU-Mitglieder gründeten deshalb im Frühjahr 2004 die Arbeitsgruppe “Pro Wolf” und legten damit einen Grundstein für umfangreiche, sachliche und kompetente Öffentlichkeitsarbeit. Der NABU wendet sich gegen Panikmache und Hysterie. Seine Fachleute wirkten aktiv an der Erarbeitung des sächsischen Wolfsmanagementplanes mit. Dieser unterstützt seit 2009 beispielhaft das konfliktarme Nebeneinander von Wolf und Mensch, fördert Monitoring und Forschung, Öffentlichkeits- und Aufklärungsarbeit sowie Schadensprävention und Schadensausgleich.

Inzwischen leben die Sachsen fast 20 Jahre mit dem Wolf, und die meisten Menschen sehen den Wolf als eine Bereicherung unserer Natur, nicht zuletzt dank erfolgreicher Aufklärungsarbeit des NABU Sachsen. Dazu gehören unter anderem die Durchführung von Fachtagungen sowie von Schulungen für Wolfsbetreuer und die Erstellung von zahlreichen Infomaterialien über den Wolf. Ehrenamtliche Wolfsbotschafter des NABU informieren seit 5 Jahren vor Ort überzeugend über das Wildtier. Dieses Engagement für den Wolf in Sachsen hat viel Anerkennung gefunden, auch beim ehemaligen Umweltminister Sachsens, Frank Kupfer. “Der Wolf ist ein Teil unserer Heimat und damit ein Teil unserer Natur. Ich bedanke mich besonders für die Sachlichkeit und Sensibilität im Umgang mit diesem Thema in der öffentlichen Diskussion. Damit können vorhandene Vorbehalte und Ängste der Bevölkerung abgebaut und mit weniger aufgeladener Emotionalität die unterschiedlichsten Interessenlagen ausgeglichen werden.”, so Frank Kupfer anlässlich des aktuellen Tages des Wolfes.

Aktuelle Bedrohung durch europäischen “Fitness-Check”?

19 Jahre Wölfe in Deutschland: Diese Erfolgsgeschichte des Naturschutzes könnte schon bald ein jähes Ende nehmen. Die Europäische Kommission stellt Europas Naturschutzgesetzgebung auf den Prüfstand – mit möglicherweise fatalen Folgen für bedrohte Arten und Tausende Schutzgebiete in Deutschland. “Wenn unsere schlimmsten Befürchtungen wahr werden, könnte der Wolf in naher Zukunft seinen Schutzstatus verlieren und möglicherweise wieder zum Abschuss freigegeben werden”, warnt Bernd Heinitz, Landesvorsitzender des NABU Sachsen.

Von Mai bis Juli befragt die EU-Kommission zwölf Wochen lang in einem “Stimmungstest” die europäische Öffentlichkeit zu einer möglichen “Modernisierung” der zwei wichtigsten EU-Gesetze für den Natur- und Artenschutz. Als Folge des sogenannten “Fitness-Checks” könnten die Fauna-Flora-Habitat- (FFH-) und die Vogelschutzrichtlinie erheblich geschwächt werden. Dadurch wären 27.000 Schutzgebiete in ihrem Status bedroht, davon über 5.000 in Deutschland und etwa 400 in Sachsen. Die Jagd auf Zugvögel und Wölfe stünde ebenso zur Debatte wie der Schutz von Fledermäusen, Bibern und Buchenwäldern.

“Für den Wolf und zahlreiche andere Arten sind die verbindlichen Naturschutzgesetze der EU überlebensnotwendig. Nur dank ihnen genießt der Wolf in Deutschland höchsten Schutzstatus und darf weder gejagt noch gefangen werden”, so NABU-Präsident Tschimpke.

Der NABU will mit seiner Aktion “Naturschätze retten” auf die Bedeutung starker EU-Naturschutzgesetze aufmerksam machen und ruft alle Bürgerinnen und Bürger dazu auf, sich in den kommenden Wochen an der EU-Konsultation zu beteiligen. Auf www.NABU.de/wolf-check gibt der NABU dazu Hilfestellungen und Hinweise. Außerdem macht der Naturschutzverband mit einem 40-sekündigen Animationsfilm auf die aktuelle Bedrohung aus Brüssel aufmerksam. Hierin lässt er den Wolf sinnbildlich einen “Fitness-Check” durchlaufen.

Aktionen zum Tag des Wolfes in Sachsen:

NABU-Naturschutzstation Schloss Heynitz: Vortrag und Ausstellung zum Wolf

Vogtland: Wolfsbotschafter Claus Hermann informiert in Rathäusern der Region über den Wolf

Naunhof: Eine Unterrichtsstunde für Grundschüler “Wölfe in Sachsen und in Alaska”

Zur Rückkehr des Wolfes hat der NABU die 66 wichtigsten Fragen gesammelt und auf  www.NABU.de/wolf beantwortet. Hier gibt es außerdem jeden Mittwoch interessante Fakten und Geschichten rund um den Wolf.

Alle regionalen Aktionen zum Tag des Wolfes auf einer Deutschland-Karte: www.NABU.de/tiere-und-pflanzen/saeugetiere/wolf/18808.html

NABU-Animationsvideo zur Bedrohung des Wolfes durch den EU-“Fitness-Check”: https://youtu.be/RPqr7LE76-0

Weitere Informationen zum Fitness-Check und zur EU-Online-Konsultation: www.NABU.de/naturschaetze

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