Sachsens Umwelt- und Landwirtschaftsminister Thomas Schmidt hat eine positive Bilanz seiner Delegationsreise in den Iran gezogen. Mit einer 24-köpfigen Delegation aus Unternehmern und Wissenschaftlern hatte der Minister von Samstag bis Mittwoch Teheran sowie die Provinz Ostaserbaidschan im Norden des Landes besucht.

„Den erfolgreichen Start der Reise in Teheran hat der Besuch in der Provinz Ostaserbaidschan noch übertroffen“, so Staatsminister Schmidt. „Unsere Gespräche mit dem Gouverneur, der Landwirtschaftsbehörde und der ältesten Industrie- und Handelskammer des Iran haben gezeigt, wie schnell man dort über konkrete Zusammenarbeit und Geschäfte sprechen kann. Nach dem Abbau der Handelssanktionen wollen die Iraner ganz klar schnell an die traditionell enge wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Deutschland anknüpfen. Diese Chance haben wir für Sachsen genutzt“.

Der Gouverneur von Ostaserbaidschan, Esmaeil Jabbarzadeh, kündigte noch für dieses Jahr einen Gegenbesuch in Sachsen an. Darüber hinaus wollen sich viele Unternehmen und Wissenschaftler so schnell wie möglich in Sachsen über Möglichkeiten der Zusammenarbeit informieren. „Wir haben bei unseren Gesprächen deutlich gemacht, dass es unseren Unternehmen nicht nur darum geht, einfach schnell etwas zu verkaufen. Viel mehr ist die sächsische Wirtschaft durch ihre Struktur in der Lage, sich sehr schnell auf die besonderen Bedarfe möglicher Partner einzustellen. Genau das empfindet man auch im Iran als gute Basis für eine langfristige Zusammenarbeit“.

Am Mittwoch, dem letzten Tag des Besuchs im Iran, war die Delegation mit dem Gouverneur der Provinz Ostaserbaidschan, Esmaeil Jabbarzadeh, und dem Bürgermeister der zwei Millionen Einwohner zählenden Hauptstadt Tabriz, Sadegh Najafi, zusammengetroffen. Darüber hinaus fand ein Wirtschaftstreffen mit 70 Teilnehmern bei der Industrie- und Handelskammer Ostaserbaidschans statt. Mehrere Mitglieder der Delegation konnten außerdem kurzfristig organisierte individuelle Treffen mit potenziellen Partnern wahrnehmen. Dabei wurden auch konkrete Geschäfte besprochen.

So konnte die BAG Budissa Agrarservice GmbH aus Malschwitz gemeinsam mit einem iranischen Partnerunternehmen Lagersysteme für Silage und Getreide bei mehreren Landwirtschaftsbehörden und -Unternehmen vorstellen. Die bereits bestehenden Geschäftskontakte können nun ausgeweitet werden.

Die PeWo Energietechnik GmbH aus Elsterheide strebt eine Zusammenarbeit mit einem Hersteller von Stromgeneratoren an, um diese bei Projekten auf Drittmärkten einzusetzen. Mit der Stadt Tabriz wurde darüber hinaus vereinbart, im Rahmen der Stadtentwicklung Maßnahmen zur Optimierung des Energieeinsatzes durchzuführen und bei der Stromerzeugung anfallende Abwärme für die Wärme- und Kälteversorgung zu nutzen.

Die Lausitzer Früchteverarbeitung GmbH aus Sohland ist mit dem größten Exportunternehmen der Provinz Ostaserbaidschan, der Shirin Asal Food Food Industrial Group im Gespräch. Eine Zusammenarbeit ist zum Beispiel bei der Lieferung von Fruchtkonzentraten für die Produktion von Eiscreme oder Backwaren möglich.

Die IAK Agrarconsulting GmbH aus Leipzig ist mit iranischen Beratungs- und Ingenieurfirmen zu den Themen Wassermanagement und wassersparende Anbaumethoden in der Landwirtschaft im Gespräch. Eine Gruppe iranischer Firmen wird in den kommenden zwei Wochen Aufgabenstellungen für eine mögliche Kooperation formulieren. Auf dieser Basis wird die IAK gemeinsam mit anderen sächsischen Firmen konkrete Angebote unterbreiten.

Die Stadt Tabriz hat konkretes Interesse an einer Pyradec-Anlage zur Verwertung von bis zu 100 000 Tonnen Siedlungsabfällen pro Jahr von der Pyral AG aus Freiberg. Konkrete Verhandlungen sollen dazu bereits bei einem weiteren Besuch in zwei Wochen aufgenommen werden.

Das größte iranische Traktorenwerk in Tabriz zeigte hohes Interesse an Technik und Technologien für die Wärmebehandlung der Industrieofen Aue GmbH. Ein Kompressorenhersteller, ebenfalls in Tabriz, wünscht außerdem eine Kooperation für die Pyrolyse (thermische Zersetzung) von Altreifen, bei der wieder einsetzbare Stoffe zurückgewonnen werden.

Das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung Leipzig (UFZ) wird in Kooperation mit dem Bildungs- und Demonstrationszentrum für dezentrale Abwasserbehandlung Leipzig (BDZ) in der iranischen Hauptstadt Teheran eine Demonstrationsanlage mit zwölf verschiedenen Systemen für die dezentrale Abwasserbehandlung errichten, fünf davon von Herstellern aus Sachsen. Die Anlage soll Wasserbehörden und Unternehmen in ganz Iran Hilfe bei der Auswahl geeigneter Systeme geben und auch für die Ausbildung iranischer Ingenieure genutzt werden.

Darüber hinaus bereiten Wissenschaftler aus dem UFZ und von der G.E.O.S. Ingenieurgesellschaft GmbH Freiberg gemeinsam mit iranischen Partnern eine Fachtagung vor. Dabei sollen nächste Schritte in Richtung eines Wassermanagementsystems für die Provinz Ostaserbaidschan im Mittelpunkt stehen.

Die Industrie- und Handelskammer Chemnitz wird ihre Mitglieder über Möglichkeiten zur Geschäftstätigkeit im Iran informieren. Mit der Industrie- und Handelskammer Tabriz ist vereinbart, Unternehmen aus ganz Sachsen und Ostaserbaidschan zusammenzuführen und für eine weitere Zusammenarbeit zu beraten. „Unsere Reise hat sich auf jeden Fall gelohnt. Geplant hatten wir, das Land kennenzulernen und Möglichkeiten der wirtschaftlichen Zusammenarbeit zu prüfen. Im Ergebnis fahren aber zahlreiche Unternehmen mit konkreten Projektanfragen nach Hause. Das ist ein außergewöhnlicher Erfolg“, so IHK-Präsident Dr. Franz Voigt.

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