Ministerpräsident Stanislaw Tillich sieht bei den Stiftungen auch ein Vierteljahrhundert nach der deutschen Wiedervereinigung noch deutliche Ost-West-Unterschiede. In materieller Hinsicht sei die Deutsche Einheit im Stiftungswesen noch lange nicht vollendet. „Allerdings ist in ideeller Hinsicht die Idee, der Gesellschaft etwas zurückzugeben und ehrenamtlich Gutes zu tun, in Sachsen genauso stark wie beispielsweise in Bayern“, sagte Tillich am Mittwoch bei der Eröffnung des Deutschen Stiftertags in Leipzig.

Erfreulicherweise habe die Stiftungsdichte in Sachsen seit 2010 um fast 50 Prozent zugenommen. Der Ministerpräsident verwies gleichzeitig aber auf eine vergleichsweise niedrige Ausgangsbasis. Auch sei das Vermögen der Stiftungen in Sachsen und den anderen neuen Bundesländern noch deutlich geringer als in Westdeutschland. „Hier fehlt noch viel Stifterkraft: Weltkrieg, DDR und der mühsame Wiederaufbau seit 1990 haben ihre Spuren hinterlassen.“

Während in den alten Ländern Stiftungsmittel in großem Umfang unter anderem in Forschungsvorhaben, Kunstprojekte und die Förderung gesellschaftlicher Prozesse  fließen würden, sei in Ostdeutschland immer noch mehr die öffentliche Hand gefragt.

Ausdrücklich dankte der Regierungschef den vielen westdeutschen Stiftungen, die sich in Ostdeutschland engagieren.

In seinem Grußwort ging Tillich auch auf die demografische Entwicklung und die damit verbundenen Herausforderungen ein und betonte, dies sei ein großes  Zukunftsthema –  für die Stiftungen wie für den Freistaat.

Hintergrund: Bundesweit gibt es derzeit mehr als 21.000 rechtsfähige Stiftungen bürgerlichen Rechts (Stand 31.12.2015). Im Bundesschnitt entfallen auf 100.000 Einwohner 26 Stiftungen.

Mit 509 Stiftungen hat Sachsen unter den ostdeutschen Bundesländern (ohne Berlin) die meisten Stiftungen, mehr als 400 davon sind nach 1991 entstanden. Der weit überwiegende Teil verfolgt gemeinnützige Zwecke, vor allem in den Bereichen Bildung, Kunst und Kultur, Gesundheits- und Sozialwesen sowie Förderung der Wissenschaften.

Die Stiftungsdichte (Stiftungen je 100.000 Einwohner) im Freistaat  liegt trotz eines starken Anstiegs in den vergangenen Jahren mit 13 noch weit unter dem Bundesdurchschnitt. Der Bestand an Stiftungen steigt seit der Wiedervereinigung kontinuierlich an – bei den Wachstumsraten liegt Sachsen im Bundesvergleich mit einem Plus von zuletzt jährlich 4,5 bis 6,5 Prozent mit an der Spitze.

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