Am Universitätsklinikum Leipzig (UKL) wird seit einigen Monaten ein neues Verfahren zur Behandlung bösartiger Lebertumore angewendet. Die Chemosaturation genannte Therapie ist von den Experten der Klinik und Poliklinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie um Oberarzt Dr. Michael Moche erstmals im Frühjahr dieses Jahres eingesetzt worden.

„Das Verfahren ist noch nicht sehr verbreitet, hat sich aber für bestimmte Indikationen als sehr wirksam herausgestellt“, erläutert Moche, der zusammen mit den Fachärzten Jochen Fuchs und Tim-Ole Petersen die neue Therapie am UKL eingeführt hat. Die Behandlung kommt allerdings zunächst nur dann zum Einsatz, wenn keine anderen geeigneten Behandlungen möglich sind. „Wir müssen also von fortgeschrittenem, inoperablem Krebsbefall der Leber sprechen“, so der Leiter des Arbeitsbereichs Interventionelle Radiologie. Für den Betroffenen bedeute dies allerdings eine wesentliche Verlängerung der verbleibenden Lebenszeit –  bei Erhalt der Lebensqualität.

Die Chemosaturation gehört zu den transarteriellen Therapien, der Zugang erfolgt über das oberflächliche Gefäßsystem, und sie ist damit minimalinvasiv. Der Operateur verfolgt seine Arbeit unter Röntgensicht über einen Bildschirm und hinterlässt nur drei kleine Einstichstellen an der Haut. „Im Grunde genommen handelt es sich hier um eine isolierte Chemotherapie der Leber“, beschreibt es Dr. Moche, „eine hocheffektive chemotherapeutische Behandlung des Organs, ohne dass das Gesamtsystem des Patienten relevant beeinträchtigt wird.“

Über die Schlagader der Leber wird ein Chemotherapeutikum gegeben. Normalerweise gelangt dieses bei seinem Austritt mit dem Blut über die Lebervenen dann in den Gesamtkreislauf, was zu starken Nebenwirkungen wie Übelkeit, Schleimhautentzündungen, Blutbildveränderungen und Haarausfall führen kann.

Nicht so bei der Chemosaturation: Tritt das mit Chemotherapeutikum angereicherte Blut aus der Leber aus, wird es direkt abgesaugt, außerhalb des Körpers gefiltert und anschließend gereinigt in den Blutkreislauf zurückgeleitet. „Dieser sogenannte ‚extrakorporale Kreislauf‘ ist Aufgabe der beteiligten Narkoseärzte, deshalb ist die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Anästhesisten des Universitätsklinikums von so großer Bedeutung“, hebt Moche hervor. Die erfolgreiche Durchführung dieses Verfahrens sei nur mit einem guten Team aus Spezialisten unterschiedlicher Fachdisziplinen möglich.

Klare Wirksamkeit gezeigt und bereits Einzug in die klinische Routine gefunden hat das Verfahren bisher bei Patienten mit einer speziellen Krebsart:  Zur Behandlung von Metastasen des so genannten Aderhautmelanoms, einer speziellen Form von Augenkrebs, der vor allem in die Leber Metastasen setzt. Doch Oberarzt Moche ist zuversichtlich: „Wir erwarten eigentlich, dass die Chemosaturation in Zukunft auch für andere, bisher schlecht behandelbare Krebsarten, zum Beispiel das Gallengangskarzinom, eingesetzt werden kann. Geplant ist, die Behandlung in solchen Fällen innerhalb von wissenschaftlichen Studien auch für geeignete Patienten des UKL zur Verfügung zu stellen.“

Um für die Therapie in Frage zu kommen, müssen die Betroffenen einen guten Allgemeinzustand aufweisen. Dann, so der Interventionelle Radiologe, gebe es allerdings auch keine Altersobergrenze. Dr. Moche: „Ich weiß von einem 80-jährigen Bergsteiger, der kurze Zeit nach seiner Behandlung wieder auf Alpengipfel geklettert ist.“ Nach dem Eingriff  in Vollnarkose können die Patienten in aller Regel  zwei bis drei Tage später wieder entlassen werden.

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