Es sind die Urängste der Mütter: Wenn es mit dem Stillen nicht klappt – muss mein Kind verhungern? Schreit mein Kind zu viel? Schläft es zu viel? Verwöhne ich mein Kind zu sehr, wenn ich es möglichst oft bei mir habe?

„Nein, nein, nein und nochmals nein“, lacht Dagmar Brauer. „Alle diese Fragen kenne ich seit 28 Jahren. Und es hat sich zwar vieles verändert in diesen Jahren, in der Medizin, in der Technik, in der Gesellschaft. Aber im Zusammenspiel von Mutter und Kind hat sich nun wirklich nichts verändert: Es braucht Geduld, damit beim Stillen Mutter und Kind als Team zueinander finden. Ein Schreikind entsteht nicht in den ersten Lebenstagen. Ein Zuviel an Schlaf kann es am Anfang nicht geben. Und die enge Beziehung von Mutter und Kind wird gerade in den ersten Stunden aufgebaut. Also: Alle ist gut, auch wenn es mit dem Stillen nicht gleich klappt, das Kind viel schreit oder viel schläft und ganz oft bei der Mutter liegt.“

Genauso deutlich müsse man das den Frauen vermitteln, sagt Kinderkrankenschwester Dagmar Brauer. Sie gehört zu den neun Stillberaterinnen am Universitätsklinikum, die nach einer entsprechenden Ausbildung und mit regelmäßigen Fortbildungen sich diese Bezeichnung IBCLC  (international anerkannter Abschluss)  verdient haben. Damit geht einher, dass sie im Dienstplan Zeit für Gespräche mit den Patientinnen bekommen.

„Vor und nach der Geburt biete ich Ratschläge und Tipps rund ums Stillen an“, erzählt die 50-Jährige. „Manche Frau will nicht viel reden und noch weniger hören. Dann akzeptiere ich das. Aber viele interessieren sich. Natürlich haben die Frauen heute durch Bücher und vor allem das Internet ein großes Wissen. Aber in unserer technisierten Welt ist das Vertrauen in die Natürlichkeit und den eigenen Körper nach meinem Eindruck verloren gegangen. Das, was über Jahrtausende bei den Frauen funktioniert hat, wird auch heute noch funktionieren. Man braucht aber Geduld. Die Brust als Spenderin der Muttermilch ist keine Maschine, die man per Knopfdruck einschalten kann – und dann läuft es. Nein, da braucht es manchmal vielleicht etwas Nachdruck bei der Mutter und intensiven Bedarf beim Säugling.“

Wie sie weiter erzählt, kommen die meisten Frauen mit großen Vorsätzen: Ja, ich werde mein Kind stillen. Aber wenn es nicht gleich so richtig klappen will, schwenken sie zu schnell auf Milchersatznahrung um. „Es ist wirklich eine Herausforderung für Mutter und Kind. Denn beide müssen als Team zusammenfinden. Die Quelle muss angezapft werden – das dauert eine Weile, bis sich die Brust darauf einstellt. Und dann muss die Quelle regelmäßig genutzt werden, sonst versiegt sie. Schade, dass es viele Mütter nach kurzer Zeit schon aufgeben, obwohl sie am Anfang so hoch motiviert waren. Die jungen Frauen vertrauen leider mehr der Technik und den Fertigprodukten als ihrem eigenen Körper.“

Praktische Unterweisungen von den Stillpositionen bis zum Gebrauch der Milchpumpe gehören zum Repertoire der Stillberaterin. „Diese elektrischen Intervallmilchpumpen, so der Fachausdruck, kann man auch mieten“, erzählt Dagmar Brauer. „Zum Service des Leipziger Universitätsklinikums für die jungen Mütter gehört ein Rezept, mit dem für die ersten vier Wochen eine solche Milchpumpe gemietet werden kann. Bei Bedarf kann das Rezept danach vom niedergelassenen Arzt verlängert werden.“

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