Der Verband Sächsischer Wohnungsgenossenschaften e. V. (VSWG) hat zusammen mit dem Sächsischen Staatsministerium des Innern (SMI) ein Pilotprojekt zur Praxiserprobung von Lösungsansätzen aus den Ergebnissen der Studie Städtebau der Zukunft und dem definierten Standard der „Mitalternden Wohnung“ initiiert, die ein selbstbestimmtes Wohnen und Leben im Alter ermöglichen und gleichzeitig die sinnvolle Nutzbarkeit des Wohnraumes für jüngere Generationen belegen.

Dabei wurden insgesamt fünf Testwohnungen bei der Wohnungsgenossenschaft UNITAS eG (drei Wohnungen) sowie der Wohnungsbaugenossenschaft Burgstädt eG (zwei Wohnungen) mit einem Zuschuss von 10.000 Euro pro Wohnung barrierefrei umgebaut und mit Assistenzsystemen ausgestattet. Im Gegenzug verpflichteten sich die beiden Wohnungsgenossenschaften, dass die Nettokaltmiete mindestens 10 Jahre lang 6,50 Euro kalt pro Quadratmeter beträgt.

Mit den Fördermitteln des SMI konnte die Wohnungsgenossenschaft UNITAS im letzten Halbjahr drei 1- bis 2-Raum-Wohnungen in Gohlis und Grünau nach modernstem Standard barrierefrei umbauen und mit AAL-Technik ausrüsten. Zu den Ausstattungsdetails gehören Rauch- und Wassermelder, Notrufanbindung, beleuchtete Taster, LED-Orientierungslicht, eine Schnittstelle für Smartphone sowie Tablet und vieles mehr.

„In Leipzig verstärkt sich der demografische Wandel. Wir werden nicht nur immer mehr, sondern auch immer älter und wollen trotzdem selbstbestimmt Leben. 2025 wird jeder zehnte Sachse 80 Jahre oder älter sein. Unter anderem fehlt für diese Gruppe entsprechender bezahlbarer und moderner Wohnraum. Kaum ein ostdeutscher Rentner kann sich eine Neubau- oder eine aufwändig sanierte Wohnung für 8 bis 10 Euro kalt pro Quadratmeter leisten. Darunter aber ist dies heutzutage für kein wirtschaftlich denkendes Unternehmen mehr zu realisieren. Mit den Fördermitteln des SMI konnten wir jetzt zumindest für drei Wohnungen dieses Dilemma lösen und langfristig Mieten von 6,50 Euro realisieren. Ich wünsche mir sehr, dass dieses wichtige Projekt eine Zukunft hat“, so Steffen Foede, Vorstand der WG UNITAS.

Dass die Wohnungen auch bei den Leipzigern ankommen, zeigte sich bereits beim Vermietungsstart. „Auffällig dabei war, dass diese nicht nur für die ältere Generation interessant sind“, betont Steffen Foede.

Für den VSWG ist das lebenswerte Altern in eigener Häuslichkeit eines seiner zentralen Themen. „Altersarmut, Pflegepersonalverknappung, Infrastrukturdefizite in ländlichen Regionen sowie Erodierung familialer und informeller Hilfestrukturen können nur mit entsprechenden Angeboten bewältigt werden. Wir benötigen Unterstützung für ein selbstbestimmtes Wohnen und Leben durch bedarfsgerechte bauliche, soziale und unterstützende technische Dienstleistungen. Durch die Erreichung dieses Ziels kann eine längere Verweildauer in den Wohnungen sowie damit einhergehend eine Entlastung der Sozialsysteme erfolgen“, erklärt Dr. Axel Viehweger, Vorstand des VSWG. Die Sozialsysteme können um ca. 3 Mrd. Euro pro Jahr entlastet werden, wenn aufgrund des Wohnungsumbaus bei 15 % der Menschen, die pflegebedürftig werden, eine Aufnahme in ein Heim vermieden bzw. die Verweildauer in der eigenen Wohnung verlängert werden kann. Projekte wie diese sind daher von hoher gesellschaftlicher Bedeutung.

„Was wir jetzt benötigen, ist die Schaffung eines sachsenweiten Förderprogramms zur Unterstützung demografisch relevanter Wohnungsumbauten, zur Finanzierung der Investition für Unternehmen und um die Nutzer der Wohnungen (meist Rentenempfänger) nicht über ihre Möglichkeiten hinaus zu belasten“, so der VSWG-Vorstand.

In der nächsten Phase des Pilotprojektes werden die Mieter der fünf Testwohnungen circa sechs Monate nach dem Einzug nach ihren Erfahrungen befragt. Ergebnis des Pilotprojektes sind praxiserprobte, sinnvolle Ausstattungsmerkmale für generationengerechtes, bezahlbares Wohnen. Dies soll eine Basis für einen Standard sein, der im Bedarfsfall der Städtebau- und Wohnraumförderung zugrunde gelegt werden kann.

Die 217 im Verband Sächsischer Wohnungsgenossenschaften e. V. (VSWG) organisierten Wohnungsgenossenschaften sind ein bedeutender Faktor im sächsischen Wohnungsmarkt. Sie bewirtschaften mit insgesamt 275.141 Wohneinheiten 20,6 Prozent des gesamten Mietwohnungsbestandes im Freistaat Sachsen und bieten damit rund einer halben Million Menschen ein zukunftssicheres Zuhause. Als Unternehmen erwirtschaften sie mit den jährlichen Umsatzerlösen in Höhe von 1,2 Milliarden Euro einen Anteil von 1,1 Prozent am sächsischen

Bruttoinlandsprodukt und sind für rund 2.500 Mitarbeiter, 53 Auszubildende und 20 Studenten ein verlässlicher Arbeitgeber und sichern gleichzeitig Aufträge sowie Arbeitsplätze in vielen weiteren, die Wohnungswirtschaft flankierenden Branchen. Der VSWG hat seinen Sitz im Verbandshaus in Dresden und ist gesetzlicher Prüfungsverband sowie Fach- und Interessenverband für die im Bundesland Sachsen ansässigen Wohnungsgenossenschaften. Zu seinen Aufgaben zählen unter anderem Information, Beratung sowie Aus- und Weiterbildung der Mitglieder. Zudem übernimmt der Verband die gemeinschaftliche Interessenvertretung der Mitglieder in der Öffentlichkeit.

Die Wohnungsgenossenschaft UNITAS eG wurde 1957 gegründet. Derzeit verfügt sie über ca. 6.000 Mitglieder und Wohnungsbestände in nahezu allen relevanten Leipziger Wohnlagen von Gohlis über die Südvorstadt bis nach Stötteritz. Vorstand der Genossenschaft sind Martina Wilde und Steffen Foede.

Es gibt 2 Kommentare

Wenn man aktuelle Wohnungsangebote in Internetportalen betrachtet, dann fällt auf, dass nicht nur unitas, sondern auch fast alle anderen Vermieter (auch die vielgelobte LWB) offensichtlich ein Problem mit Armen Menschen haben. Jedenfalls findet man zu den von der Stadt Leipzig vorgegebenen Kriterien zur Angemessenheit von Wohnraum für finanziell Schwache Menschen so gut wie keine Wohnungen mehr.

Auch 6,50 €/m² sind für Rentner mit Minieinkommen und Wohngeld viel zu hoch. Das ist alles nur Augenwischerei. Es gibt doch keine Sozialwohnungen in Leipzig! Wer hat die versteckt?

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