Seit einem Jahr gibt es die psychologische Beratung in der Abteilung für Geburtsmedizin des Universitätsklinikums. Seitdem ist die Diplom-Psychologin Tanja Götz Ansprechpartnerin für die Frauen. „Von Anfang an diese neue Stelle zu besetzen, ist für mich eine spannende Herausforderung gewesen“, sagt die 31-Jährige. „Eine psychologische Mitbehandlung von Frauen vor, während und nach der Schwangerschaft gibt es in den Kliniken bisher sehr selten. In der Abteilung für Geburtsmedizin zu arbeiten, bereitet mir viel Freude. Der Stationsalltag bietet Gelegenheit, Momente voller Glück und Zuversicht zu erleben. Mitunter werde ich aber auch mit Themen konfrontiert, die emotional anspruchsvoll sind – das alles sind Mosaiksteine, die meine Tätigkeit sehr abwechslungsreich gestalten.“

Tanja Götz steht stationären, aber auch ambulanten Patientinnen bei allen Problemen zur Seite. „Das Beratungsangebot kann schon vor einer Schwangerschaft wahrgenommen werden, z.B. wenn es um einen unerfüllten Kinderwunsch geht. Oder später, wenn in der Schwangerschaft Auffälligkeiten festgestellt werden, die die werdende Mutter beunruhigen“, erzählt sie. „Auch bei Konflikten in der Partnerschaft oder psychischen Problemen können Patientinnen Unterstützung suchen. Am häufigsten arbeite ich jedoch mit Familien, die den tragischen Verlust ihres Kindes verarbeiten müssen.“

Im Kollegenkreis können Fallbeispiele diskutiert werden. Mit dieser Supervision genannten Form der internen Beratung sorgen Psychologen und andere psychosoziale Berufe für die Qualitätssicherung sowie die eigene Psychohygiene. „Die Supervision und meine psychotherapeutische Ausbildung sind gute Fundamente, schwierige Situationen zu bewältigen“, so Tanja Götz.

Für die Gespräche, die vor allem für eine emotionale Entlastung sorgen sollen, braucht es viel Wissen und Erfahrung in geburtsmedizinischen Themen. „Gleich als ich hier anfing, nahm mich Prof. Stepan, Leiter der Abteilung für Geburtsmedizin, mit zu einem Kaiserschnitt“, erzählt sie. „Das war sehr aufregend und lehrreich für mich. Den magischen Moment zu erleben, in dem ein Kind auf die Welt kommt, war wunderschön. Allerdings können auch Komplikationen bei einer Geburt auftreten. Manchmal haben Frauen noch Jahre danach Schwierigkeiten, z.B. einen Kaiserschnitt zu verarbeiten, wenn sie sich auf eine natürliche Geburt gefreut und eingestellt haben. Und selbst wenn die Geburt unauffällig verläuft, kommt es manchmal zu Belastungen wie Selbstzweifeln, Ängsten oder depressiven Verstimmungen im Wochenbett. Schwangerschaft und Geburt sind – oft im positiven, manchmal auch im negativen Sinne – außergewöhnlich emotionale Erlebnisse, die jede Familie individuell verarbeitet. So kann sich immer mal wieder Unterstützungsbedarf ergeben.“

Tanja Götz weiß, dass sie vor allem mit Problemfällen in Kontakt kommt. „Die meisten Frauen gehen mit ihrem Baby voller Glück nach Hause zu ihrer Familie und freuen sich auf die gemeinsame Zeit mit ihrem Kind. Schwangerschaft und Geburt sind sehr schöne Erlebnisse, die glücklicherweise in den allermeisten Fällen keine professionelle psychologische Hilfe erfordern.“

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