Das frisch formierte Graswurzelbündnis „Die bessere Kita“ organisiert am 20. September, dem Weltkindertag, landesweite Aktionen, Demonstrationen und Kundgebungen unter dem Motto „Weil Kinder Zeit brauchen“. Damit macht sich das sächsische Bündnis aus Eltern, Erzieher(inne)n sowie Vertretern von Trägern, Wohlfahrtsverbänden und Gewerkschaften für die dringend erforderliche Verbesserung der Rahmenbedingungen in Kitas und Horten stark. Zu den Kernforderungen an die Verantwortlichen in Landes- und Kommunalpolitik gehört die deutliche Verbesserung des Personalschlüssels. Veranstaltet werden Aktionen in Dresden, Leipzig, Chemnitz und Freiberg.

In Dresden startet um 16 Uhr ein Demonstrationszug vom Rathausplatz über die Carolabrücke zum Kultusministerium. Auf dem Parkplatz an der Sarrasani-Straße findet ab 17 Uhr eine große Kundgebung statt. Auf einer Bühne melden sich Stimmen aus der Mitte der Gesellschaft zu Wort: Neben einer Fachkraft und einem Wissenschaftler bezieht auch ein Elternvertreter in einem kurzen Redebeitrag Position zum Thema. Zudem spiegeln die aktuelle Kita-Situation einmal aus einer interessanten anderen Perspektive Prominente wie der Pantomime Ralf Herzog und der mehrfache Biathlon-Weltmeister und -Olympiasieger Frank-Peter Roetsch. Kinder erwartet auf dem Platz eine Hüpfburg, ein Feuerwehrauto sowie ein Schminkstand und eine Luftballonstation. Ansprechpartnerin: Ulrike Keller, Tel. 0172 3436993

In Leipzig ist das Rondell im Clara-Zetkin-Park zentraler Aktionsstandort. Von 14 bis 19 Uhr findet hier ein Familienfest statt. Höhepunkt ist der an die Politik adressierte Weckruf in Form eines lauten Weckerkonzerts. Dieses wird von 16.59 bis 17 Uhr eine Minute lang erklingen. Alle Besucher und Teilnehmer sind aufgerufen, einen oder mehrere Wecker mitzubringen und sich am Wachrütteln der Entscheidungsträger zu beteiligen. Ansprechpartnerin: Kristina Apitz, Tel. 0151 24156250

In Chemnitz konzentrieren sich die Aktivitäten von 15 bis ca. 17.30 Uhr im Stadthallenpark. Die Kundgebung wird von einem Familienfest umrahmt, das Hüpfburgen, Spielmobil und Kinderschminken bereithält sowie Rollrutsche, Feuerwehr, Roller- und Fahrradparcours. Ansprechpartner: Carsten Tanneberger, Tel. 0171 7626278

In Freiberg ist der Obermarkt zentraler Ort des Geschehens. Um 15 Uhr trommeln und rappen hier rund 1.000 Kinder und Jugendliche für die Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention. Anschließend ist eine Kundgebung geplant. An einem Stand des Kinderschutzbundes können Eltern, Erzieher(innen)  und Kinder symbolische Wecker ausmalen und auf Papierrollen aufkleben, so dass originelle Wecker-Plakate entstehen. Diese sollen als Ergebnis der Wecker-Aktion am 21. September öffentlichkeitswirksam vor dem Freiberger Rathaus an die Landtagsabgeordneten zur Weiterleitung an den sächsischen Landtag übergeben werden. Ansprechpartnerin: Petra Straube, Tel. 03731 269550

Diese konzertierten Aktionen sind die ersten, die die Graswurzler als Bündnis umsetzen. Das Graswurzelbündnis „Die bessere Kita“ – so der offizielle Name – hat sich Ende August aus der vor 3 Jahren entstandenen Graswurzelinitiative formiert. Mit diesem Schritt wurde der positiven Entwicklung Rechnung getragen, dass die zunächst aus wenigen Akteuren bestehende Bewegung um zahlreiche Bündnismitglieder aus ganz Sachsen gewachsen ist. Aktuell sind es 14: Paritätischer Landesverband Sachsen, Leipziger Kita-Initiative, Stadtelternrat Dresden, Stadtelternrat Limbach-Oberfrohna, Omse e.V. Dresden, AWO Kreisverband Zwickau e.V., AWO Chemnitz und Umgebung e.V., Volkssolidarität Elbtalkreis-Meißen e.V., Kreisverband der Volkssolidarität Bautzen e.V., Kinderschutzbund Deutscher Kinderschutzbund Regionalverband Freiberg e.V., Sächsischer Erzieherverband, ver.di Landesbezirk Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, GEW – Landesverband Sachsen und Ute Ulrichsohn als Einzelperson.

Bündnissprecher Jens Kluge gehörte bereits zu den Gründungsvätern der Graswurzelinitiative. Selbst als Leiter einer Zwickauer Kita tätig, verdeutlicht er: „Der Gesetzgeber hat den Bildungsplan 2006 zwar eingeführt, seither jedoch erst ab 2014 minimale, schrittweise Verbesserungen im Blick auf die verbundenen Anforderungen zugestanden.“ Heute wie damals gehe es um die Bildungschancen sächsischer Kinder und natürlich auch um die Bedingungen, unter denen die pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Kitas, Horten sowie der Tagespflege ihren Alltag zu bewältigen versuchen. „Es hat sich eine große Unzufriedenheit an der Basis angestaut“, sagt er. „Die Verantwortlichen schieben sich über Jahre die Bälle zu. Darüber werden Kinder groß und Mitarbeiter vor Ort verschlissen.“ Laut Jens Kluge hat sich das neu gegründete Bündnis vorgenommen, die Dinge deutlich schneller voranzubringen, die Notwendigkeiten beim Namen zu nennen und der gemeinsamen Verantwortung für das Land und dessen Nachwuchs gerecht zu werden.

„Das Wichtigste für unsere Kinder in der Kita sind die Menschen, die in den Einrichtungen arbeiten“, betont der Sprecher des Stadtelternrats Dresden für Kindertageseinrichtungen und Tagespflege, Sascha König-Apel. „Das Wichtigste ist, dass diese Menschen ausreichend Zeit haben, unseren Kindern zuzuhören, sie zu fördern und in ihrem Selbst zu stärken.“ Doch Zeit sei etwas, das die Pädagoginnen und Pädagogen aufgrund des schlechten Personalschlüssels und der fehlenden Vor- und Nachbereitungszeit in Sachsen nicht haben. „Genau deshalb sind wir als Stadtelternrat im Graswurzelbündnis und bei den Aktionen vertreten – damit unsere Kinder in Zukunft in der Kita die Zeit bekommen, die sie brauchen und verdienen.“

Kristina Apitz von der Leipziger Kita-Initiative (Bürgerinitiative für eine Verbesserung der Kinderbetreuungssituation in Leipzig und Sachsen) sagt zu ihrer Motivation: „Als Leiterin einer Kindertageseinrichtung stehe ich im regen Austausch mit Pädagogen und Eltern, wobei es immer häufiger zu Diskussionen bezüglich der kritischen Rahmenbedingungen in sächsischen Kitas kommt.“ Dabei seien weder die Herausforderungen, denen sich sächsische Kitas und deren Mitarbeiter tagtäglich stellten, hinreichend bekannt, noch die dies verursachenden gesetzlichen Bestimmungen. Dass diejenigen, die sich bereits engagieren, wenig Gehör finden, müsse sich ändern.

Wie Maria Groß, Referentin „Bildung“ im Paritätischen Landesverband Sachsen, erklärt, betreiben die Mitglieder des Verbands sachsenweit mit die meisten Einrichtungen frühkindlicher Bildung. Die Träger verfolgten dabei stets den Anspruch, Qualität im Sinne des Sächsischen Bildungsplanes umzusetzen. „Um diese Anstrengungen zu unterstützen, muss der Freistaat Sachsen endlich die mittelbare pädagogische Arbeitszeit von wöchentlich vier Stunden anerkennen und finanzieren“, so Maria Groß. „Denn Erzieherinnen und Erzieher brauchen Zeit ohne direkten Kontakt zu den Kindern für die Dokumentation, Elterngespräche, Teamberatungen, Fortbildungen und ähnliche Aktivitäten. Die Qualitätsoffensive des Bundes sollte Sachsen dafür nutzen.“

Durch die Gründung des Graswurzelbündnisses „Die bessere Kita“ ist ein kontinuierliches und gut vernetztes Eintreten für eine gelingende frühkindliche Bildung, Erziehung und Betreuung im Sinne des sächsischen Bildungsplanes nun noch besser möglich. Folgende Ziele sind im Grundlagenpapier formuliert:

•    Verbesserung der Fachkraft-Kind-Relation,
•    Anerkennung der mittelbaren pädagogischen Arbeit,
•    Anrechnung von Ausfallzeiten (z.B. Praxisanleitung, (berufsbegleitende) Ausbildung, Fortbildung, Krankheit, Urlaub) auf den Personalschlüssel,
•    Freistellung für Leitungsaufgaben,
•    Strategie zur Gewinnung, Bindung und Qualifizierung von Fachkräften

Internet: www.die-bessere-kita.de

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