Manchmal geht es ganz schnell. Schneller, als es sich selbst die zuständige Bürgermeisterin wünscht. Zwar müssen viele Leipziger Kindertagesstätten nun geschlossen werden, weil seit zwei Jahren die Geburten eingebrochen sind. Aber für die Kindertagesstätte in der Nordstraße kam die Schließung auch für die Stadt überraschend. Anfang Juni musste es ganz schnell gehen. Die Elektrik wurde zum Problemfall.

Viele Steckdosen waren für die Kinder leicht erreichbar. Die Stadt rief die DEKRA zu Hilfe, die in ihrem Gutachten bestätigte: Für einen Weiterbetrieb der Kita müsste die komplette Elektrik erneuert werden.

Das aber ist so schnell nicht möglich. Geplant war es sowieso nicht, denn die Stadt wollte die beliebte Kita in der Nähe des Zoos eigentlich komplett neu bauen. Was tun? Selbst eine Planung der neuen Elektrik hätte zu lange gedauert, teilte Jugendbürgermeisterin Vicki Felthaus am Mittwoch, dem 25. Juni mit, als sie der Ratsversammlung einen Überblick gab über die Vorgänge in der Nordstraße.

Notelternabend einberufen

Immerhin betrifft die schnelle Schließung 135 Kinder (bei maximal 147 Plätzen). Wohin mit ihnen? Welche Spielräume hat die Stadt? 200 mögliche Ausweichplätze in der weiteren Umgebung wurden untersucht, vor allem in der Arndtstraße und der Ferdinand-Rhode-Straße. Es ging auch darum, dass die Gruppen möglichst geschlossen wechseln können.

Immerhin 48 Kinder wechseln tatsächlich gemeinsam in die Kita Arndtstraße. Für die Eltern der anderen Kinder war das oft zu weit. Am 10. Juni wurde der Jugendhilfeausschuss des Stadtrates informiert. Am 12. Juni gab es – wie Felthaus es ausdrückte – einen Notelternabend.

Die Kommunikation musste schnell funktionieren, damit die Elten auch reagieren konnten.

Für die Ratsmitglieder gab es nicht nur die Information am 25. Juni. Seit dem 2. Juli können sie auch die Gutachten zur Elektrik in der Kindertagesstätte aus DDR-Zeiten einsehen. Die wichtigste Information dabei, so Vicki Felthaus: Die technisch völlig veraltete Anlage kann nicht nachgerüstet werden. Die Stadt hätte die Einrichtung völlig neu verkabeln müssen. Was aber in der Kürze der Zeit nicht umsetzbar war.

Ein grundsätzliches Problem

Das Problem veralteter elektrischer Anlagen haben auch andere Einrichtungen. „Wir beobachten das“, sagte Vicki Felthaus. Auch dort wird über kurz oder lang reagiert werden müssen. Wichtig war ihr vor allem, dass allen Eltern in der Einrichtung Nordstraße ein Ausweichplatz für ihr Kind angeboten werden konnte. Was auch nur deshalb möglich ist, weil der starke Geburtenrückgang freie Kapazitäten überall im Stadtgebiet geschaffen hat.

Mit den Überkapazitäten freilich habe die Schließung nichts zu tun, so Felthaus. Doch nicht alle Eltern scheinen mit den schnellen Entscheidungen glücklich zu sein. Der Stadtrat wird sich auch noch mit einer Petition beschäftigen müssen, die die Rücknahme der Schließungsentscheidung für die Kita Nordstraße fordert. Diese Petition befindet sich aktuell noch im Verfahren.

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