Der erstmals von der Stadtverwaltung erarbeitete Teilhabeplan „Auf dem Weg zur Inklusion“ beschreibt, wie in den Jahren 2017 bis 2024 die Teilhabe von Menschen mit Behinderung am Leben in der Stadtgesellschaft verbessert werden und die Stadt schrittweise inklusiver gestaltet werden soll. Handlungsfelder sind unter anderem Angebote für Senioren mit Behinderungen oder ein inklusiv ausgerichtetes Kita-Netz. Das umfangreiche Papier, das vom Sozialamt erarbeitet wurde, wird jetzt in den relevanten Fachausschüssen und Beiräten diskutiert und soll in der Ratsversammlung im Dezember behandelt werden.

Teilhabe ist ein wichtiges Thema für die Stadtgesellschaft. Die Anzahl der Menschen mit Schwerbehindertenausweis steigt, das auch die Zahl älterer Menschen wächst – und damit die Möglichkeit, im Laufe des Lebens durch Unfall oder Krankheit eine Behinderung davonzutragen. 2016 lebten in Leipzig rund 48.900 Menschen mit Schwerbehindertenausweis. Das entspricht etwa 8,5 Prozent der Bevölkerung. Dabei lag 2016 der Anteil der unter Vierjährigen mit Schwerbehindertenausweis bei 0,4 Prozent, bei den ab 75-Jährigen dagegen bei 29,6 Prozent.

„Ein erster Schritt zur Inklusion ist, miteinander im Gespräch zu sein“, so Bürgermeister Thomas Fabian. „In den Leipziger Teilhabeplan wurden viele Anregungen von Menschen mit Behinderung aufgenommen. Sie zeigen, wie bestehende Hindernisse in unserer Stadt abgebaut werden sollen, um Teilhabe für alle zu ermöglichen. Im Hinblick auf Barrierefreiheit wurde in Leipzig schon viel erreicht, der Teilhabeplan zeigt, was auf dem Weg zur Inklusion noch zu tun ist.“

Der Teilhabeplan formuliert die Leipziger Leitlinien. Er betrachtet für insgesamt sieben Handlungsfelder und fünf Querschnittsthemen die bisherige Entwicklung und bestehende inklusiv orientierte Ansätze, weist den Handlungsbedarf aus und beschreibt weiterführende Maßnahmen. Bei den sieben Handlungsfeldern handelt es sich um die Themen Wohnen, Bildung, Arbeit und Beschäftigung, Freizeit, Sport, Kultur sowie öffentlicher Raum und Mobilität. Die fünf Querschnittsthemen sind Bewusstseinsbildung, Kommunikation, Mitwirkung und freiwilliges Engagement, soziale Dienste sowie gesundheitliche Aufklärung und Beratung. Der Teilhabeplan umfasst insgesamt 115 weiterführende Maßnahmen über alle Bereiche.

Dazu zählen beispielsweise:

–        eine inklusive Ausrichtung des Kindertagesstättennetzes durch den Ausbau sogenannter Komplexkindertagesstätten, in denen Kinder mit und ohne Behinderung betreut werden,

–        der Ausbau der Zusammenarbeit zwischen Förderschulen und Unternehmen, um die Berufsorientierung von Förderschülern zu verbessern,

–        die Entwicklung von ambulanten, tagesstrukturierenden Angeboten für ältere Menschen mit Behinderung,

–        Fortbildungen zu Inklusion für Mitarbeiter in Ämtern der Stadtverwaltung sowie von Bildungs-, Sport- und Kultureinrichtungen,

–        die Bereitstellung finanzieller Mittel für Bordsteinabsenkungen und die Reparatur von Gehwegen,

–        die Bereitstellung barrierefreier Informationen und Formulare.

Der Plan wurde im Rahmen eines umfangreichen Beteiligungs- und Arbeitsprozesses erarbeitet. Menschen mit Behinderung, Akteure der Behindertenarbeit, Stadträte, Verantwortliche aus verschiedenen Bereichen der Stadtverwaltung und wichtige Institutionen, wie die Sächsische Bildungsagentur, wirkten mit. Im Rahmen eines Teilhabeforums im März 2015 und verschiedenen Workshops wurden die Anregungen und Hinweise von Menschen mit unterschiedlichsten Beeinträchtigungen aufgenommen. Die wesentlichen Inhalte des Teilhabeplans werden in Leichte Sprache übersetzt. Die Umsetzung des Teilhabeplans wird 2018 mit einem zweiten Teilhabeforum eröffnet.

Ab 2020 soll sich alle drei Jahre ein Inklusionsforum, der Umsetzung des Teilhabeplans widmen. Eingeladen sind Menschen mit Behinderung, relevante Akteure, der Behindertenbeirat und der Seniorenbeirat der Stadt Leipzig sowie Fraktionen des Stadtrates.

Der Entwurf des Teilhabeplans kann im Internet im Ratsinformationssystem der Stadt Leipzig unter https://ratsinfo.leipzig.de eingesehen werden.

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