Dresden war am Wochenende ein Hotspot rechter Aktionen, dagegen hielten aber auch rund 800 Personen aus dem linken Spektrum. Außerdem hat die Polizei erneut Objekte im Raum Erzgebirge wegen des Verdachts der Kinderpornografie durchsucht. Und in Leipzig ist ein Pkw in die Wiedebach-Passage gerast und der FC St. Pauli hat den Blindenfußballcup gewonnen. Die LZ fast zusammen, was am Wochenende, 28./29. Oktober, in Leipzig, Sachsen und darüber hinaus wichtig war.

Rund 800 Menschen demonstrieren gegen Querdenken-Aufzug in Dresden

Sachsens Landeshauptstadt war am Wochenende Hotspot politisch-rechter Aktionen: Am Samstag, 28. Oktober 2023, versammelten sich über 1.000 Personen aus der Reichsbürger- und Querdenkenszene in Dresden. Vor Ort waren mehrere Vertreter*innen der rechtsextremen „Freien Sachsen“, unter anderem der Chemnitzer Anwalt Martin Kohlmann. Glaubt man dem Anmeldungstitel ihrer Versammlung, kamen sie „für Frieden und Freiheit“ und für eine „Reformation der Gesellschaft“ auf den Dresdner Theaterplatz. Eine weitere rechte Versammlung war unter dem Motto „Heimat und Weltfrieden“ angemeldet worden.

Letztere zog mindestens eine polizeiliche Anzeige nach sich: Ein 59-Jähriger muss sich nach Polizeiangaben nun wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen verantworten. Grund war ein Redebeitrag des Mannes.

Gegen eine Teilnehmerin des Querdenken-Aufzuges wird nun wegen „Verunglimpfung des Staates und seiner Symbole“ ermittelt. Die 48-Jährige hatte laut Polizei eine umgekehrte Deutschlandflagge geschwenkt. Im Nachgang prüft die Polizei nun mehrere Plakate und Banner auf strafrechtliche Relevanz, unter anderem geht es um eine Abbildung von Politiker*innen in Sträflingskleidung.

Rund 800 Personen standen den rechten Protesten gegenüber, das Bündnis „Herz statt Hetze“ hatte zu einer Gegendemonstration ausgerufen. An einigen Stellen versuchten die Teilnehmer*innen des linken Gegenprotest, den rechten Aufzug zu stoppen, wobei es zu teils heftigen Auseinandersetzungen sowohl zwischen den beiden Lagern als auch mit der Polizei gab. Die Polizei ging teilweise sehr gewalttätig gegen linke Demonstrant*innen vor, setzte unter anderem Pfefferspray gegen sie ein.

Gegen einen Teilnehmer der linken Demo ermittelt die Polizei nun wegen des Verdachts der Aufforderung zu Straftaten. Außerdem ermittelt die Polizei gegen 13 Teilnehmer*innen wegen eines Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz, weil sie sich vermummt hatten.

Rechte Aktivist*innen besetzen geplante Unterkunft fĂźr GeflĂźchtete in Dresden

Am Samstagabend prangte an einer geplanten Unterkunft für Geflüchtete in Dresden-Alttorna schließlich noch ein Banner mit der Aufschrift „Kein Raum für Überfremdung, #Remigration“. Mindestens acht Personen waren auf das Dach des Containerbaus geklettert, brachten das Plakat an und verbrachten teils mehrere Stunden dort, bis die Polizei sie runterholte. Sie wurden vor Ort von rechten Demonstrant*innen bejubelt.

Gegen 22 Uhr holten Spezialkräfte der Polizei die zwei verbliebenen Aktivist*innen vom Dach der Unterkunft. Der Staatsschutz ermittelt nun gegen die 21 und 25 Jahre alten Männer wegen Hausfriedensbruchs. Die Männer hatten nach Informationen der Polizei augenscheinlich vor, länger auf dem Dach zu bleiben.

„Überfremdung“ und „Remigration“ sind Schlagworte der Neuen Rechten. Insbesondere junge rechte Aktivist*innen wie die Identitäre Bewegung oder Ein Prozent, aber auch die Junge Alternative, nutzen diese Begriffe, um Stimmung gegen Ausländer*innen und Deutsche mit Migrationshintergrund zu machen.

Dass sowas in Sachsen – und in dem Fall Dresden – funktioniert, zeigte sich am Wochenende in weiteren Fällen. In der Nacht von Freitag auf Samstag griffen mehrere Männer den Begleiter einer schwarzen Frau in Dresden-Alberstadt an. Kurz vorher hatten die Täter die 22-jährige Österreicherin und ihren Begleiter bereits in der Straßenbahn beleidigt.

Nach Polizeiangaben verfolgten die Täter die Frau und ihren Begleiter, nachdem sie aus der Straßenbahn ausgestiegen waren. Die Täter beschimpften die Frau wegen ihrer dunklen Hautfarbe forderten sie auf, „in ihr Land zurückzukehren“. Die Polizei konnte später einen 25-jährigen Tatverdächtigen stellen.

In derselben Nacht mussten Einsatzkräfte zu einem Haus in Dresden-Striesen ausrücken, nachdem ein Anwohner einen 17-Jährigen mit einem Messer bedroht, den sogenannten „Hitlergruß“ gezeigt und verbotene Parolen geschrien hatte. Die Polizei ermittelt nun wegen Bedrohung und Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen gegen den 45-Jährigen.

Razzia im Bereich Kinderpornografie

Auf der Suche nach Beweismitteln zur Überführung von Kinderpornografie-Tätern hat die Polizei kürzlich 13 Objekte in Mittelsachsen und im Erzgebirge durchsucht. Das hat die Polizeidirektion Chemnitz am heutigen Sonntag, 29. Oktober 2023, bekanntgegeben. Die Ermittlungen richten sich nach Angaben der Polizei gegen elf Männer zwischen 19 und 71 Jahren. Die Fälle sollen nicht in Zusammenhang miteinander stehen.

Ziel der Ermittler*innen waren Wohnungen in Chemnitz, Neukirchen, Olbernhau, Aue-Bad Schlema, Leisnig, Zschopau und Schwarzenberg.

Bei den Razzien, die bereits am vergangenen Freitag sowie in der Vorwoche am 19. Oktober 2023 stattfanden, beschlagnahmten die Beamt*innen nach Polizeiangaben Computertechnik, zahlreiche Speichermedien und knapp 30 Handys. Aus der Wohnung eines 19-jährigen Beschuldigten nahmen die Einsatzkräfte außerdem rund 260 Gramm Cannabis und zwei Dutzend Böller mit. Der junge Mann konnte laut Polizei keine erforderliche Kennzeichnung bzw. Zulassung für die Drogen bzw. Pyrotechnik vorlegen.

Es ist nicht das erste Mal in diesem Jahr, dass die sächsische Polizei Wohnungen mutmaßlicher Kinderpornografie-Täter durchsucht. Zuletzt hatte es im Januar, März, Juni und August dieses Jahres ähnliche Razzien gegeben. Ein Großteil der Durchsuchungsmaßnahmen fand im Raum Dresden statt.

Am 11. Januar hatte die Polizei beispielsweise 33 Wohnungen in Dresden und in den Landkreisen Sächsische Schweiz-Osterzgebirge und Meißen durchsucht. Am 9. März wurden die Wohnungen von 26 Verdächtigten ebenfalls in und um Dresden durchsucht. Dabei nahm die Polizei neben Speichermedien auch „pyrotechnische Erzeugnisse und eine Hieb-/Stichwaffe“ mit. Und am 29. Juni durchsuchte die Polizei die Wohnungen von zwölf Beschuldigten, wieder in Dresden.

Im Erzgebirgsraum hatte die Polizei bereits im August Wohnungen wegen des Verdachts der Kinderpornografie durchsucht, damals in Burgstädt, Aue-Bad Schlema, Döbeln, Geringswalde, Roßwein und Mittweida.

FC St. Pauli holt sich den zehnten Sächsischen Blindenfußballcup

Der FC St. Pauli geht mit 14 Punkten als Gewinner aus dem Sächsischen Blindenfußballcup hervor, der am Wochenende zum zehnten Mal in Leipzig stattfand. Insgesamt sieben Mannschaften kickten am Samstag und Sonntag im „Jeder gegen Jeden“-Turniermodus in der Sporthalle Rabet im Leipziger Osten.

Neben dem Gastgeber 1. FC Lok Leipzig, der mit sieben Punkten den 4. Platz belegte, traten der Hertha BSC, der FC Ingolstadt und der FC St. Pauli aus Deutschland, ÖBSV Select aus Österreich, Sweden Development Team aus Schweden und Wisla Krakow aus Polen an. BSC Prag aus Tschechien hatte seine Teilnahme kurz vor dem Turnier abgesagt.

Den letzten Platz belegte der FC Ingolstadt mit zwei Punkten, das Sweden Development Team geht ebenfalls mit zwei Punkten – aber einer besseren Tordifferenz und somit dem vorletzten Platz – aus dem Turnier. ÖBSV Select belegte mit sechs Punkten den 5. Platz. Die Hertha BSC und Wisła Kraków gehen beide mit 13 Punkten aus dem Turnier, aufgrund der besseren Tordifferenz kann sich das Krakauer Team über die Zweitplatzierung freuen.

Gastgeber Lok Leipzig spricht zum Jubiläumscup von einem „Symbol für die Stärke des menschlichen Geistes und die Fähigkeit, Hindernisse zu überwinden“. Beim Blindenfußball spielen Menschen mit Sehbeeinträchtigung, blinde Menschen und sehende Menschen miteinander: Jeweils ein sehender Torwart und vier Spieler mit Sehbehinderung bzw. blinde Spieler bilden ein Team. Die Feldspieler tragen eine Dunkelbrille über den Augen, damit gleiche Voraussetzungen herrschen.

Der größte Unterschied zum herkömmlichen Fußball: Beim Dribbeln wird der Ball im Inklusionsfußball nicht mit einem, meist als „stark“ bezeichneten Fuß vorangetrieben, sondern pendelt zwischen beiden Füßen hin und her, damit die Kontrolle immer da ist, erklärt Lok-Trainer Frank Kayser im LZ-Interview. Außerdem kommt beim Blindenfußball ein sogenannter Rasselball zum Einsatz, weil die Spieler nach Gehör spielen. Kayser ist Fußballlehrer, spielte früher selbst in der 2. Bundesliga. Der gebürtige Kölner kam 2015 nach Leipzig.

Auto fährt in Geschäft nahe Wiedebach-Passage

Und noch eine Meldung aus dem Leipziger Süden: In der Nacht von Freitag auf Samstag ist ein Auto in ein Ladengeschäft nahe der Wiedebach-Passage gefahren. Dabei gingen mehrere Fensterscheiben zu Bruch. Zuvor hatte der Pkw ein weiteres Auto, das in unmittelbarer Nähe in der Bornaischen Straße geparkt hatte, touchiert und beschädigt.

Am Samstag war die Glasfassade der betroffenen Schneiderei bereits wieder notdĂźrftig mit blauem Material verkleidet.

Worüber die LZ am Wochenende außerdem berichtet hat:

Monitoringbericht Wohnen 2022: Leipzigs Wohnungsmarkt ist zunehmend angespannt

Es lebe der Beat: Erinnerung an die Leipziger Beat-Demo von 1965

100 Jahre Radio: Du hĂśrst den falschen Sender

Gegen das Vergessen: 23 neue Stolpersteine in Leipzig verlegt

Ein Ring fĂźr alle: Radfahrstreifen am TrĂśndlinring und zwei Zebrastreifen Ăźber Radwege

Was am Wochenende noch wichtig war: Der amerikanische Schauspieler Matthew Perry, bekannt durch seine Rolle als Chandler Bing in der erfolgreichen Fernsehserie „Friends“, ist am Wochenende im Alter von nur 54 Jahren verstorben. Die Nachricht über seinen Tod sorgte über Hollywood hinaus für Trauer und Entsetzen. Perry hatte sein Leben lang gegen seine Drogen- und Alkoholsucht gekämpft, zuletzt hatte er immer wieder öffentlich über seine Süchte gesprochen mit dem Ziel, die Gesellschaft über diese Themen aufzuklären.

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