Auf den Tag genau, am 11. März 2018, wird das Gewandhauorchester 275 Jahre alt. Gefeiert wird mit einem Festkonzert und einem Empfang, einer Festansprache von Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung und der Herausgabe einer Jubiläumsbriefmarke der LVZ-Post.

Sechzehn Kaufleute und Adlige hatten vor zweihundertfünfundsiebzig Jahren die Idee, einen Verein zu gründen, der es ihnen ermöglicht, regelmäßig Konzertaufführungen zu veranstalten. Diese Musikgesellschaft mit dem Namen „Das Große Concert“ zahlte mit den Mitgliedsbeiträgen sechzehn Musiker, die zunächst in Privaträumen der Vereinsmitglieder musizierten. Unter den Musikern befanden sich einige Stadtpfeiffer (von der Stadt angestellte Musiker mit entsprechenden Privilegien, die repräsentative Anlässe und die Kirchenmusik der Stadtkirchen gestalteten) sowie Mitglieder akademischer Musiziergemeinschaften, der sogenannten collegia musica der Leipziger Universität.*

Am 11. März 2018 feiert das Gewandhausorchester die Gründung dieser visionären Idee der musikbegeisterten Leipziger Bürger, aus der sich die heutige Weltmarke „Gewandhausorchester“ entwickelt hat.

Das Orchester spielt um 11 Uhr unter der Leitung von Andris Nelsons im Großen Concert die Uraufführung von „Partita – Fünf Reminiszenzen für großes Orchester“ von Jörg Widmann (Auftragswerk des Gewandhausorchesters) und die 7. Sinfonie von Anton Bruckner. Auch sie ist ein Uraufführungswerk des Gewandhausorchesters, das unter der Leitung von Arthur Nikisch am 30. Dezember 1884 erstmals erklungen ist.

Der Oberbürgermeister der Stadt Leipzig, Burkhard Jung, hält die Festansprache.

Im Anschluss an das Konzert sind alle Gäste zu einem Empfang mit Speisen und Getränken eingeladen. Im Laufe des Tages schneiden Gewandhauskapellmeister Andris Nelsons und Gewandhausdirektor Andres Schulz die Geburtstagstorte an.

Die LVZ-Post gibt anlässlich des Jubiläums eine Sonderbriefmarke heraus, die an diesem Tag im Gewandhaus erhältlich ist und vom Geschäftsführer der Leipziger Verlags- und Druckereigesellschaft, Björn Steigert, präsentiert wird. Zum Abschluss der Geburtstagsfeierlichkeiten spielt Gewandhausorganist Michael Schönheit ein virtuoses Ständchen auf der Gewandhausorgel.

Festkonzert zum 275. Geburtstag des Gewandhausorchesters

11:00:  Großes Concert, Andris Nelsons (Werke von Widmann & Bruckner)

13:30:  Empfang mit Getränken und Speisen

14:30:  Anschnitt der Geburtstagstorte durch Gewandhauskapellmeister Andris Nelsons und Gewandhausdirektor Andreas Schulz

15:30: Orgelkonzert und Präsentation der LVZ-Post Sonderbriefmarke

Tickethotline (ggf. Restkarten an der AK)
+49 341 1270 280 / www.gewandhausorchester.de

*) Die Gründer des Großen Concerts hatten mit ihrer Idee offenbar einen Nerv der Zeit getroffen und das Bedürfnis der Leipziger nach regelmäßigen Konzertveranstaltungen richtig erkannt. Die Konzertgesellschaft war so erfolgreich, dass die Aufführungen bald in größeren Räumen stattfinden mussten, dann in einem Veranstaltungssaal des Gasthauses „Zu den drei Schwanen“. 1781 konnte das mittlerweile angewachsene Ensemble seinen eigenen Konzertsaal im Gewerbehaus der Tuchmacher, dem Gewandhaus beziehen, von dem das Orchester seinen Namen hat. Dieser Saal wurde von der Stadt Leipzig eingerichtet, die sich vom sächsischen Königs wegen der Aufführungsbedingungen kritisieren lassen musste, nachdem er auf Drängen J.W. Goethes einem Konzert des Liebhaberorchesters beigewohnt hatte (enge Treppen, schlechte Luft und Beleuchtung).

Im Jahr 1884 wurde dann das zweite Gewandhaus bezogen und 1981 das dritte, das heutige Gewandhaus am Leipzig entwickelte sich mit dem Gewandhausorchester neben Wien zum „Hotspot“ des musikalischen Europas und das Gewandhausorchester hat wie kaum ein anderes Orchester die Entwicklung der klassischen Musik beeinflusst und mitbestimmt. Berühmte Komponisten, Solisten und Dirigenten zog es zum Gewandhausorchester, das zahlreiche Meisterwerke klassischer Konzertliteratur uraufgeführt hat, wie zum Beispiel Brahms’ „Ein Deutsches Requiem“, Schumanns „Frühlingssinfonie“, Mendelsohns „Schottische Sinfonie“ und viele andere Werke, die die Spielpläne in den Konzerthäusern der Welt prägen. Durch das nicht nachlassende Engagement für die Sinfonien Beethovens hat das Gewandhausorchester beispielsweise zur raschen nachhaltigen Verbreitung des Komponisten beigetragen und Mendelssohn bewahrte die Musik Johann Sebastian Bachs vor dem Vergessen, in dem er die „Historischen Konzerte“ erfand, um Musik alter Meister wiederaufzuführen. Dieser Gewandhauskapellmeister war es auch, der das erste Konservatorium in Deutschland in Leipzig gründete und der den Dirigentenberuf im heutigen Sinne entwickelt hat.

Die Aufgaben des Orchesters weiteten sich im 18. und 19. Jahrhundert auf die Bespielung der Oper und der Thomaskirche aus – Aufgaben, die das Orchester bis heute wahrnimmt: Es ist das Orchester des Gewandhauses, das Opernorchester Leipzigs und das Ensemble, das den Thomanerchor bei den wöchentlichen Kantaten in der Thomaskirche begleitet.

Dieser vielseitige Aufgabenbereich, als Sinfonieorchester gleichzeitig für drei unterschiedliche Spielstätten musikalisch verantwortlich zu sein, ist weltweit einzigartig.

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