Der gerade in Neugründung befindliche Schillerverein Leipzig e.V. macht sich das Anliegen des „Freundeskreises des Schillerhauses“ zu eigen und unterstützt die Bemühungen der Stadt zur Wiederherstellung des im Juli 2017 durch einen Anschlag zerstörten Schillerdenkmals. Auch in diesem Monat, am 28. März, wird es wieder eine Mahnwache am Denkmal im Schillerpark geben, Beginn ist 18:00 Uhr. Bei den letzten Mahnwachen konnte schon etwas Geld gesammelt werden, auch diesmal wird es Gelegenheit geben, nicht nur zu spenden sondern auch Interessantes über die Geschichte des Denkmals zu erfahren.

Obwohl es nur auf eine notdürftige Kaschierung der abgeschlagenen Teile hinauslaufen kann, muss für die Wiederherstellung des Denkmals eine Summe von rund 10.000 Euro veranschlagt werden – durch unsere Spendengelder können wir immerhin demonstrieren, dass wir diesen Anschlag auf unser Lebensgefühl als Leipziger nicht passiv hinnehmen und dass uns dieses Projekt ein wichtiges Anliegen ist.

Der Anschlag galt nicht nur diesem Denkmal, der über einhundert Jahre alten Jugendstil-Skulptur im Schillerpark. Die Täter wollten in der Nacht zum 6. Juli 2017 alle Leipziger treffen, die ihre Stadt als einen Ort der Freude, des brüderlichen Miteinanders und friedlichen Gedankenaustauschs begreifen möchten, wo man der Schönheit und der Freiheit huldigen oder einfach nur im Park spazieren gehen kann. Der Anschlag galt also uns allen. Die Täter haben dafür echte Knochenarbeit geleistet. Manche meinen vielleicht, das sei gar kein logistisch vorbereiteter, geplanter Anschlag gewesen, sondern ein „Dumme-Jungen-Streich“.

Denen kann man nur sagen – versucht doch bitte einmal, einen Marmorblock in 4,50 Meter Höhe ohne Leiter und Werkzeuge zu zertrümmern. Mit dem Spruch „No cops“, den dieselben oder andere „dumme Jungs“ dann noch an der zerstörten Schillerskulptur anbrachten, wollten sie wohl eine gewisse Vorliebe für die englische Sprache dokumentieren. Als überzeugter Europäer hätte Friedrich Schiller sicher nichts dagegen gehabt, sein Abbild dafür herzugeben, um die Sprache Shakespeares zu feiern. Die freiheitsliebenden Engländer wussten ihn auch zu schätzen, zur Schiller-Jahrhundertfeier in London musste extra der Kristallpalast der Weltausstellung für die tausenden Teilnehmer gemietet werden – das war einige Jahrzehnte vor der Einweihung des Denkmals im Leipziger Schillerpark. Wenn der Anschlag also uns allen galt, müssen wir auch gemeinsam darauf reagieren.

Die Stadt hat zwar Mittel für eine Restaurierung in Aussicht gestellt, doch erfahrungsgemäß mahlen die städtischen Mühlen umso schneller, je mehr Nachdruck ein Anliegen von Seiten der Bürgerinnen und Bürger erfährt. Als Freundeskreis des Schillerhauses wollen wir deshalb von nun an bis zu seiner Wiederherstellung eine Mahnwache vor dem Denkmal abhalten, immer am letzten Mittwoch im Monat. Dazu ist jeweils ein anderer in Leipzig tätiger Verein eingeladen, unser Anliegen vor Ort zu unterstützen und auch auf die eigene Arbeit hinzuweisen. Die dabei gesammelten Spendengelder kommen der Restaurierung des Schillerdenkmals zugute.

Schillers in Gohlis entstandenes Lied „An die Freude“, inzwischen zur Europahymne avanciert, war ja ursprünglich für seinen Leipziger Freundeskreis um Christian Gottfried Körner gedacht gewesen. Nicht nur der Freundeskreis des Schillerhauses, sondern alle Leipzigerinnen und Leipziger sind also eins mit dem Geiste des großen Dichters, Historikers und Philosophen – gemeinsam können wir den schändlichen Anschlag auf unser Lebensgefühl ungeschehen machen und danach gemeinsam Beethovens Ode „An die Freude“ singen!

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