Zu ihrem ersten Parlamentarischen Abend in Dresden hatte die Universität Leipzig gestern eingeladen. Die Abgeordneten konnten sich ein Bild davon machen, welche Potentiale und Leistungen die älteste Universität Sachsens dem Freistaat bietet.

In Impulsvorträgen und Gesprächen kamen die Parlamentarier mit Vertretern der Hochschule zusammen, um über Forschungs- und Transferprojekte, die Lehrer- und Juristenausbildung sowie über die weitere Entwicklung der Universität zu sprechen.

„Der Parlamentarische Abend war für uns ein wichtiges Signal und ein großer Erfolg. Wir sind mit der Landespolitik auf breiter Basis in den Dialog getreten, haben unser Leistungsspektrum präsentiert und um Unterstützung bei der ambitionierten Weiterentwicklung geworben“, resümiert Rektorin Prof. Dr. Beate Schücking. Als attraktive und forschungsstarke Universität in einer boomenden Stadt ziehe die Hochschule jährlich über 7.000 Studienanfänger an und biete über Drittmittel und Ausgründungen Arbeitsplätze in der Region.

„Und ich sage das hier ganz klar: Zu einer wachsenden Stadt passt keine schrumpfende Universität. Die Landespolitik muss die Absenkung der Studierendenzahl noch einmal überdenken“, forderte Schücking in ihrer Rede im Hinblick auf die festgeschriebenen, niedrigeren Studierendenzahlen in den Zielvereinbarungen mit dem Land.

Weitere wichtige Themen des Zusammentreffens waren die Forschung zu Adipositas und Globalisierungsprozessen, ein innovatives Transferprojekt „made in saxony“ sowie die Lehrer- und Juristenausbildung.

Die Politiker honorierten zum Parlamentarischen Abend die Leistungen der Universität, so auch Oliver Fritzsche (CDU), Vorsitzender des Ausschusses für Wissenschaft und Hochschule, Kultur und Medien des sächsischen Landtags: „Die Universität Leipzig ist eine Universität mit sehr gutem Namen, angesiedelt im Herzen Mitteldeutschlands. Das bringt große Chancen und zugleich auch Herausforderungen. Es kommt darauf an, das hohe Niveau in der Forschung zu halten und sich weiterzuentwickeln. Gerade der Antrag für das Exzellenzcluster ‚Adipositas verstehen‘ zeigt, wie viele Anknüpfungspunkte es für exzellente Wissenschaftler schon innerhalb der eigenen Universität gibt. Da wird Interdisziplinarität spürbar, und genau das ist erstrebenswert. Davon bin ich wirklich beeindruckt.“

Auch Holger Mann (SPD), stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses, würdigte die Potentiale in Forschung und Lehre der Leipziger Hochschule: „Die Universität hat überzeugend klargemacht, dass sie in den Bereichen Medizin, Globalisierungsforschung und in den Bereichen der Daseinsvorsorge wie der Lehrer- und der Juristenausbildung hochkarätige Expertise zu bieten hat.“

Die Themen des Parlamentarischen Abends im Überblick:

Exzellente Forschung an der Universität Leipzig – das belegt nicht zuletzt der im Februar bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft eingereichte Antrag auf ein Exzellenzcluster „Adipositas verstehen“. „Leipzig ist bereits mit einem Integrierten Forschungs- und Behandlungszentrum und der jüngsten Ansiedlung des Helmholtz-Instituts HI-MAG der führende Standort für Forschung zu Zivilisationserkrankungen wie Übergewicht“, betonte Prof. Dr. Beate Schücking vor den Parlamentariern in Dresden.

Das Projekt „Adipositas verstehen“ verfolgt einen interdisziplinären Ansatz, der die Medizin mit den Sozial- und Geisteswissenschaften verbindet. So wollen Mediziner, Sozialwissenschaftler, Historiker, Kommunikationswissenschaftler und Juristen unserer Universität gemeinsam einen bio-sozialen Forschungsansatz entwickeln, um Übergewicht vorzubeugen und es wirksam zu behandeln.

Global Hub zur Bündelung der Geistes- und Sozialwissenschaften – das ist die Idee, die Wissenschaftler der Universität Leipzig bei der Erforschung von Globalisierungsprojekten verfolgen. Sie untersuchen interdisziplinär, wie verschiedene Akteure mit grenzüberschreitender Migration, Warenaustausch, Finanzflüssen und der Zirkulation von Ideen umgehen. Prof. Dr. Matthias Middell, Direktor des Global and European Studies Institute sowie des Centre for Area Studies, informierte die anwesenden Politiker über hiesige Infrastrukturen zur Erforschung von Globalisierungen. Zu den strategischen Forschungsfeldern bis 2025 zählen in diesem Bereich vor allem die Neuverräumlichung der Welt, die globale Herausforderung durch Zivilisationskrankheiten oder der Populismus als Reaktion auf globale Verflechtungen. Lehrer und Juristen für morgen ausbilden – dafür sorgt die Universität Leipzig aktuell und auch in Zukunft.

„Wir sind das Zentrum der Daseinsvorsorge in Sachsen. Neben Lehrern und Juristen bilden wir auch Human- und Veterinärmediziner, Psychologen und Pharmazeuten aus“, betonte Schücking in ihrer Rede. Somit trage die Universität auch für das Funktionieren des Staates, seiner Verwaltung und seinen Versorgungsleistungen Rechnung. Der Anteil der Ausbildung in der sogenannten Daseinsvorsorge an der Universität Leipzig steigt stetig: Mit der Konzentration der Juristenausbildung in Leipzig wachsen die Studierendenzahlen in diesem Fach. Zugleich hat die Universität zu Beginn des aktuellen Wintersemesters in der Lehramtsausbildung nachgelegt und nimmt statt 1.000 Studierenden nun pro Jahr 1.300 auf. Die Bewerberzahlen im Lehramt seien laut Schücking hoch, die Abbrecherquote auch im bundesweiten Vergleich gering.

Innovation „made in Saxony“ – präsentiert unter anderem eine zentrale Einrichtung der Universität, nämlich der Sächsische Inkubator für Klinische Translation (SIKT). Prof. Dr. Jan-Christoph Simon, Direktor des SIKT sowie der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie der Universitätsmedizin Leipzig, stellte den Landespolitikern innovative medizinische Produkte vor, die den Sprung aus der Forschung in die Klinik geschafft haben – oder kurz davorstehen. Simon führte etwa neuartige Wundauflagen an, die diabetische Hautwunden im Tiermodell erheblich schneller heilen ließen. Erst kürzlich wurden Nachwuchswissenschaftler aus Simons Team für die zugrunde liegende Publikation ausgezeichnet.

„Das ist ein gelungenes Beispiel dafür, dass neben Forschung und Lehre auch der Transfer von Wissen und Technologie in Wirtschaft, Gesellschaft, Politik und Kultur zunehmend das Profil unserer Universität prägt“, erklärte Rektorin Schücking in ihrer Rede vor den Abgeordneten. Im langjährigen Mittel werden pro Jahr etwa 30 Gründungen aus der Universität durch das Gründernetzwerk SMILE unterstützt, seit 2006 waren es rund 450. Das schafft zusätzliche Beschäftigung in der Region und leistet einen wichtigen Beitrag zur dynamisch wachsenden Stadt Leipzig.

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