Dass es Gehbehinderte in unseren Städten oft noch immer schwer haben, Hindernisse wie Treppen oder Bordsteine zu überwinden, ist allgemein bekannt. Viel wurde bereits dagegen getan – Stichwort Barrierefreiheit. Doch dass auch Menschen mit anderen körperlichen Beeinträchtigungen tagtäglich gegen Barrieren „kämpfen“ müssen, ist nicht immer gleich so offensichtlich.

Im Cochlea-Implantat-Zentrum Leipzig (CIZL) der Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde (HNO) werden Patienten mit ausgeprägten Hörstörungen behandelt. Die Mitarbeiter haben sich eine Reihe von Maßnahmen überlegt, die unter dem Titel „Barrierefreies Hören“ zusammengefasst werden können. Die ersten sind nun umgesetzt worden.

Es gibt Hörstörungen, die so ausgeprägt sind, dass sie mit einem Hörgerät nicht optimal versorgt werden können. Sie können bei Kindern angeboren sein oder zum Beispiel auch nach einer Erkrankung oder als Altersschwerhörigkeit bei Erwachsenen auftreten. Bei diesen Schwerhörigkeiten ist das Cochlea Implantat (CI) eine Möglichkeit, das Hören zu optimieren. Dabei wird während einer Operation ein kleiner Elektrodenträger in die Hörschnecke eingesetzt. Dadurch werden die nicht funktionstüchtigen Sinneszellen umgangen, so dass der Hörnerv direkt gereizt wird.

Adapter verstärkt Signal

Patienten mit Hörgerät oder CI, die während ihres stationären Aufenthaltes an der HNO-Klinik, zu der das CIZL gehört, fernsehen möchten, können dies über den Kopfhöreranschluss ihres analogen Telefons am Bett tun. Der Fernseher bleibt dabei stummgeschaltet, um andere Patienten nicht zu stören.

Doch häufig reicht die Übertragung vom Telefon zum CI oder Hörgerät nicht aus, um Sprache deutlich zu verstehen. „Das Ausgangssignal ist zu leise“, erläutert Britta Richter, Team-Leiterin CI-Anpassung der Sektion Phoniatrie und Audiologie. „Ab sofort können unsere Patienten beim Telefonieren oder beim Fernsehen einen kleinen Adapter – genannt ‚Crescendo 60‘ – nutzen und so Sprache lauter, klarer und deutlicher am Ohr verstehen.“ Der kleine Helfer wird zwischen Telefon und Hörgerät/CI installiert, ist transportabel und kann an jedem Bett befestigt werden.

Induktives Hören

Auch die Patientenwohnung innerhalb der HNO-Klinik, in der CI-Träger während ihrer Reha untergebracht sind, wurde auf den neusten technischen Stand gebracht. Sie erhielt einen neuen Fernseher und ein Telefon mit Lichtsignal, welches Hörgeschädigten anzeigt, wenn ein Anruf eingeht.

Zum Fernsehen kann eine im Wohnbereich verlegte Induktionsschleife genutzt werden. Diese Ringschleife ist in der Fußbodenleiste verlegt. „Das Hörgerät oder das CI verbindet sich mit der Schleife und verbessert so die Empfangsqualität von der jeweiligen Schallquelle wie TV-Gerät. Es werden Nebengeräusche ausgeschlossen, die vielleicht von anderen im Raum befindlichen Personen verursacht werden“, erklärt Richter. Die Vorteile des induktiven Hörens sind offensichtlich: Das System ist kabellos, andere hören den Fernsehton trotzdem ganz normal.

Bereits seit 2016 ist eine solche Ringschleife auch im Wartebereich des CIZL in der Paul-List-Straße 7 installiert. „Diesen Raum und die Schleife darin nutzen wir daher auch für intensives Sprach- und Hörtraining mit unseren Patienten, um zu trainieren, wie sie das CI-System nutzen und richtig einstellen können“, so die Teamleiterin.

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