Fordert das Unmögliche! (Demand the Impossible!) ist das Motto der diesjährigen Ausgabe von DOK Leipzig. Das Festival kreist in diesem Jahr in seinen Sonderprogrammen rund um Filme, die Veränderungen anstoßen wollen oder Transformationsprozesse abbilden, es geht um die emanzipatorische Kraft der Kunst.

„Wir verstehen das Festivalmotto als Kompass, mit dessen Hilfe unsere Sonderprogramme entstanden sind. Der Satz Fordert das Unmögliche! inspirierte uns, als wir uns mit der Konzeption der diesjährigen Edition beschäftigt haben“, erläutert Programmer Ralph Eue.

Das Motto ist eine Referenz auf die diesjährige Retrospektive, die den Jahren um 1968 gewidmet ist. Das Sonderprogramm spürt 50 Jahre danach dem damals virulenten Drang nach ästhetischer und politischer Erneuerung nach und vereint Filme aus einem halben Jahrzehnt um 1968. „1968“ ist dabei als Chiffre zu verstehen, die bahnbrechende Ereignisse symbolisiert, die bis heute nachwirken.

Die Retrospektive nähert sich den gesellschaftlichen und ästhetischen Umbrüchen nicht von den Brennpunkten der Revolte aus, sondern von den Rändern, um darüber die damals vielerorts entstandene Brüchigkeit gegebener Ordnungen in den Blick zu nehmen, die schließlich gesellschaftliche Umwälzungen in den Alltag übertrugen. Die Hommage des Festivals würdigt in diesem Jahr die Filmemacherin Ruth Beckermann („Die Geträumten“), die als eine Mitbegründerin der unabhängigen Filmszene Österreichs gilt und vor wenigen Wochen bei der Berlinale für ihren Beitrag „Waldheims Walzer“ mit dem Dokumentarfilmpreis geehrt wurde.

Formal vielseitig, zählen zu ihrem bisherigen Werk Roadmovies und biographische Filme genauso wie ausgreifende Filmessays. Ihre Aufmerksamkeit gilt einerseits der jüdischen Geschichte in Österreich, das große Ensemble ihrer politischen und künstlerischen Interessen reicht zugleich weit über die Landesgrenzen hinaus.

Zum 100. Jubiläum der baltischen Republiken richtet DOK Leipzig in diesem Jahr in seinem Länderfokus den Blick auf Litauen und betrachtet ein Filmland, das früh dem sowjetischen Dogma trotzte. Mit oftmals subtilen filmischen Mitteln oder spielerischen Herangehensweisen definierte es den Begriff des politischen Kinos neu, legte die poetische und emanzipatorische Kraft der Bilder frei und stellte das politische System infrage. Wie in den letzten Jahren auch präsentiert DOK Leipzig außerdem ein AnimationsfilmSonderprogramm, das an das Festivalmotto anknüpft und vor Augen führt, wie Animation es vermag, nie zuvor Gesehenes sichtbar zu machen und neue Realitäten zu erschaffen.

Die DEFA-Matinée stellt einen weitgehend unbekannten Teil der Kinematographie der ehemaligen DDR vor: frühe Studentenfilme der HFF „Konrad Wolf“ (heute Filmuniversität Babelsberg „Konrad Wolf“). Bestandteil sind Frühwerke von bekannten Regisseur/innen wie etwa Thomas Heise oder Helke Misselwitz. Ein Jahr nach der Jubiläumsedition startet das Festival in seiner 61. Ausgabe zudem eine Reihe, in der ehemalige Festivalfilme fortlaufende Rückblicke auf die Geschichte von DOK Leipzig gewähren.

In diesem Jahr findet DOK Leipzig vom 29. Oktober bis 4. November statt. Insgesamt laufen während der Festivalwoche in der Offiziellen Auswahl sowie den Sonderprogrammen erneut über 300 Filme aus der ganzen Welt. Die Auswahl der Beiträge für die Offizielle Auswahl findet, wie in den Jahren zuvor, unabhängig vom Festivalmotto statt. Die Filmeinreichung für die Offizielle Auswahl ist noch bis 7. Juli möglich.

DOK Leipzig dankt allen Förderern und Unterstützern dieser Sonderprogramme: Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (Retrospektive), DEFA-Stiftung, Filmuniversität Babelsberg „Konrad Wolf“ (DEFA-Matinée), Lithuanian Film Center (Länderfokus).

Die Filme der Sonderprogramme werden im September veröffentlicht.

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