Am Donnerstag fand im Leipziger Kubus die 2. Konferenz für Arbeit, Vermittlung und Inklusion statt. Eingeladen zur Konferenz hatte das Projekt AuVschwung*, das seit 2016 Menschen mit Schwerbehinderung auf dem Weg in Arbeit begleitet und Unternehmen bei Fragen zur betrieblichen Inklusion berät.

Die 125 geladenen Gäste folgten mit Spannung dem Vortrag von Professor Bertolt Meyer von der TU Chemnitz. Unter der Fragestellung: „Digitalisierung und Arbeiten 4.0 – Arbeitsplatzkiller oder Chance für Menschen mit Behinderungen?“ wagte Meyer einen Ausblick in die Zukunft der Arbeit und beschrieb die Auswirkungen des technischen Wandels auf Menschen mit Behinderungen.

„Für die Inklusion von Menschen mit Beeinträchtigungen auf dem Arbeitsmarkt ist die Digitalisierung Chance und Risiko zugleich“, so Meyer. Körperliche und bestimmte geistige Beeinträchtigungen werden in Zukunft besser ausgeglichen und dadurch wird noch mehr Integration von Menschen mit Beeinträchtigungen in den Arbeitsmarkt möglich.

Allerdings werden einfache Arbeiten und geschützte Räume seltener. Zudem bringe die Arbeitswelt 4.0 auch steigende geistige Anforderungen und psychische Belastungen mit sich. „Durch Technologie wandeln sich auch Stereotype gegenüber Menschen mit Behinderung.“ Menschen die vorher als schwach oder hilfebedürftig erschienen, könnten durch den Einsatz hochentwickelter Technologien als Konkurrenz wahrgenommen werden, erklärte Meyer.

Sehr positiv beschrieb Tobias Schmidt, Hauptgeschäftsführer der BBWLeipzig-Gruppe den technischen Wandel mit Blick auf die Praxis in seinem Unternehmensverbund: „In unseren Bereichen habe ich die Erfahrung gemacht, dass Digitalisierung mehr Chance als Risiko ist – auch für Menschen mit Behinderung“. Ein weiterer Höhepunkt war die Verleihung des Inklusionspreises AuVschwung 2018 an eine Teilnehmerin des Projekts.

Übergeben wurde der Preis vom Beauftragten der Sächsischen Staatsregierung für die Belange von Menschen mit Behinderung, Stephan Pöhler. Mit viel Mut und eigenem Engagement wandelte sich die AuVschwung-Teilnehmerin, Marianne Schleusing, von einer Bürokraft zur singenden Alltagsbegleiterin und arbeitet nun in einer Pflegeeinrichtung für ältere Menschen.

So wie Frau Schleusing wurden bisher 36,1 % der Projekteilnehmenden durch AuVschwung vermittelt. „Dies ist eine beeindruckende Quote. Besonders vor dem Hintergrund, dass viele der Teilnehmenden mit multiplen Beeinträchtigungen leben und einige über mehr als zehn Jahre ohne Job waren“, so Rita Eichhorn, die für die BBW-Leipzig-Gruppe das Projekt koordiniert.

„Es ist davon auszugehen, dass die Vermittlungsquote bis Projektende im Mai 2019 sogar noch steigt.“ In ihren Schlussworten äußerte Eichhorn den Wunsch, die Erfahrungen und das Wissen aus dem Projekt in die Einrichtung einer dauerhaften Servicestelle in Leipzig überführen zu können. Dafür brauche es die Mittel und den Mut.

Die Veranstaltung fand im Rahmen der bundesweiten Woche der Menschen mit Behinderungen statt. Agenturen für Arbeit und Jobcenter machen mit dieser Aktionswoche verstärkt auf die Beschäftigungspotentiale von Menschen mit Behinderungen aufmerksam. Die neue Geschäftsführerin des Jobcenter Leipzig, Sabine Edner, und der Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Leipzig, Steffen Leonhardi, waren persönlich anwesend.

Auch in seinem Grußwort hob Leonhardi die Potentiale von Menschen mit Behinderungen und die Rolle von AuVschwung hervor: „Menschen mit Handicap sind zu einem großen Teil nicht nur gut ausgebildet und haben damit gute Fachkenntnisse, sondern sind auch hochmotiviert für eine Arbeitsaufnahme. Im Projekt AuVschwung wird dies aufgegriffen. Menschen mit Behinderung werden auf ihrem Weg zur Teilhabe am Arbeitsleben und darüber hinaus intensiv unterstützt.“

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