Zur 800-Jahrfeier Großbardaus konnten über 50 Reproduktionen des Malers Rudolf Weber bestaunt werden. Am Sonntag, dem 16. Dezember, werden die bedruckten Leinwände im Dorfgemeinschaftshaus „Weintraube“ in der Parthenstraße 14 nun versteigert. Der gesellige Nachmittag beginnt 14 Uhr mit Kaffee, Glühwein, Gebäck und einem Kuchenbuffet. Der Heimatverein Großbardau e.V. zeigt private Aufnahmen vom Fest. Im Anschluss führt Andreas Wittig durch die Auktion der Grafiken.

Die Ausstellung “Malerisches Großbardau” in der Scheune von Familie Berg in der Parthenstraße war ein großer Erfolg. Marei und André Berg steckten viel Herzblut in die Ausgestaltung der Ausstellung zu Ehren des Malers Rudolf Weber.

Über 80 Personen nahmen ihren „Weber“ von der Wand und ließen die originalen Ölbilder und Aquarelle durch den Fotografen Manfred Pippig abfotografieren. Marei Berg suchte als allen Bilder rund 50 Motive aus und erstellte täuschend echte Reproduktionen.

 

Foto: Rolf Hofmann

Rudolf Weber – ein Porträt

von Dieter Gräbner

Von Kindheit an hatte Rudolf Weber jede freie Minute Motive seines Heimatortes Großbardau und des Muldentales mit Pinsel und Stift festgehalten. Er hat sich selbst einmal als »malverrückt« bezeichnet.

Wer war Rudolf Weber, der die Großbardauer Theatergruppe geschaffen hatte und deren »spiritus rector« er war. Er wurde um 15. Januar 1925 in Großbardau geboren. Nach dem Besuch der Volksschule in seinem Heimatort absolvierte er anschließend zwei Jahre die Handelsschule in Leipzig. Von 1941-43 lernte er Drogist in der Messestadt und wurde nach Abschluss der Lehre sofort zur Wehrmacht eingezogen.

Als berittener Melder machte er den Russlandfeldzug mit und erkrankte dort am Wolhynischen Fieber. Nach einem Lazarettaufenthalt wurde er Ende 1944 an die Westfront verlegt und nahm dort an der Ardennenschlacht teil. Von einem amerikanischen Militärfahrzeug im Januar 1945 überrollt, verbrachte er die restliche Zeit des Krieges im Lazarett. Im Sommer 1945, noch an Krücken humpelnd, konnte er in seinen Heimtatort Großbardau entlassen werden, wo er im elterlichen Geschäft arbeitete.

Trotz all der schrecklichen Kriegserlebnisse war sein Lebensmut ungebrochen. Neben der täglichen Arbeit begann er wieder seinem Hobby, dem Malen. Dieses Hobby führte er in all den Jahren fort, bis er 1997 infolge einer hochgradigen Minderung des Sehvermögens das Malen aufgeben musste.  So hielt er in vielen Aquarellen und Ölbildern Motive seines Heimatortes, dem er sehr verbunden ist, und des Muldentales fest.

Neben dem Malen scharte Rudolf Weber theaterbegeisterte Freunde um sich und gründete noch 1945 eine Theatergruppe in Großbardau. Zunächst trat die Truppe zu Vergnügungsveranstaltungen und Theaterabenden der Freiwilligen Feuerwehr Großbardau mit Rezitationen, Sketchen und Einaktern auf, denn der Bedarf an Kultur und neuen Lebensinhalten war in der Nachkriegszeit sehr groß.

Doch schon Ende 1945 konnte das erste Bühnenstück »Die zärtlichen Verwandten« über die Bretter, die die Welt bedeuten, gehen. In seiner Theaterbegeisterung wurde Rudolf Weber von seiner späteren Frau Margot unterstützt, die als Assistentin an einer privaten Balettschule in Chemnitz tätig war und ihre tänzerische Prüfung an der Palucca-Schule in Dresden abgelegt hatte.

Die Theatergruppe wuchs zu einem festen Ensemble zusammen. Zu den Stammschauspielern, die oft viele Jahre beim Ensemble blieben, gehörten u. a. Rudolf und Margot Weber, Heidi Keil, Edith Gregori, Ruth Donath, Rolf Bachmann, Martin und Helgard Eibeck, Jochen Fratzscher, Manfred Hedrich, Brigitte Vorwerk, Christa Rutz, Konrad Böhnisch, Jochen Keil, Elke Dommel, Heinz Nitzschmann, Helge Fratzscher, Günter Thomas, Bettina Bachmann und Reinhard Weber.

Als Souffleure wirkten Helga Wohllebe und Karin Thomas. Für die Beleuchtung zeichnete in all den Jahren Jochen Gregori verantwortlich, für die Technik Klaus Volk, Hans Silbernagel und Siegfried Berger. Im täglichen Leben waren die Mitglieder der Truppe als Bauern, Lehrer, Ingenieure, Hausfrauen, Handwerker, Kaufleute, Friseusen oder Porzellanmalerin tätig, abends wurde zwei bis drei Mal wöchentlich geprobt.

Zu den wichtigsten aufgeführten Theaterstücken gehörten u. a. »Der blinde Passagier«, »Mirandolina«, »Tote Tante« von Curt Götz, »Wie die Wilden«, »Pygmalion« von Bernard Shaw, »Zwei Engel steigen aus« von Günter Weisenborn, das Kriminalstück »Das Gitter« von Udo Krams, »Wiedersehen am Wochenende« von Ursula Damm-Wenden, »Zwei blaue Augen«, »Ein Lorbaß« von Horst Salomon, »Ein irrer Duft von frischem Heu« von Rudi Strahl, das Lustspiel »Ostseestrand und List und Liebe«, »Zweimal Madeleine«, »In Sachen Adam und Eva«, »Der Biberpelz« von Gerhart Hauptmann, »Die Überfahrt«, das Lustspiel »3 x klingeln« von Hans Dieter Schmidt.

Für seine jahrelange Theaterarbeit wurde das Ensemble mit der Medaille »Ausgezeichnetes Volkskunstkollektiv der DDR« ausgezeichnet. Rudolf Weber erhielt die »Medaille für Verdienste im künstlerischen Laienschaffen«.

Im Alltag betrieb Rudolf Weber gemeinsam mit seiner Frau Margot seit 1950 das elterliche Geschäft als Gemischtwarenhändler, später mit Kommissionsvertrag. Sie handelten mit Lebensmitteln und Getränken. Jedes Jahr zu Beginn des neuen Schuljahres erfolgte auch der Schulbuchverkauf in Webers Geschäft. Als gelernter Drogist stellte er zusätzlich Farben und Lacke her und war zu Zeiten der Mangelwirtschaft in der ehemaligen DDR eine gute Adresse für Handwerker und Eigenheimbauer.

Anfang der 1980er Jahre ließen aber bei Rudolf Weber die Kräfte nach. Die Doppelbelastung Arbeit im Geschäft und Theaterarbeit forderte ihren Tribut. Er musste aus gesundheitlichen Gründen die Leitung der Theatergruppe der Freiwilligen Feuerwehr Großbardau abgeben. Fast 40 Jahre lang hatte er durch seine engagierte Arbeit das kulturelle Leben im ländlichen Raum bereichert. Leider fand sich kein Nachfolger. Mit Erreichen des Rentenalters im Januar 1990 gab Rudolf Weber sein Geschäft auf.

1996 machte sich ein Augenleiden bemerkbar, das rasch voranschritt und 1997 zu einer hochgradigen Minderung des Sehvermögens führte. Er hat sich einmal gesagt: »Du hast den Krieg überstanden in Russland und auch die Ardennenschlacht in Frankreich, du wurdest verwundet und erholtest dich wieder, du hast viele Krankheiten ertragen müssen, du hast über 70 Jahre lang gut gesehen und das Leben genutzt – also musst du auch das überstehen.

Eine bewundernswerte Lebenseinstellung!

Beste Grüße aus Grimma

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar