Philipp Lachenmann machte eine Ausbildung zum Architekturmodellbauer, bevor er Film (Hochschule für Film und Fernsehen HFF) sowie Kunstgeschichte und Philosophie an der Ludwig-Maximilians-Universität LMU, München studierte. 2003 absolvierte er ein Postgraduiertenstudium an der Kunsthochschule für Medien (KHM) in Köln. Die Entstehungsbedingungen und Funktionsweisen von kollektiven Bildern sind ebenso Untersuchungsgegenstand Lachenmanns konzeptuell-künstlerischer Praxis wie Konfrontationen, Abgründe und Bruchstellen in der Gesellschaft.

Seine Werke waren auf der Shanghai-Biennale (2004), in der Galerie im Taxispalais, Innsbruck (2004), im Martin-Gropius-Bau, Berlin (2006), im Museum K21, Düsseldorf (2008), im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart, Berlin (2010), in den Deichtorhallen Hamburg (2011), im Haus der Kulturen der Welt HKW, Berlin (2013), Bundeskunsthalle, Bonn (2013), Pinakothek der Moderne, München (2015), und in der
Schering-Stiftung, Berlin (2018) zu sehen.

Lachenmanns filmische Arbeiten wurden beispielsweise auf den Filmfestivals MIT Short Film Festival, Boston (2008), IFFR Rotterdam (2009), SFIFF San Francisco International Film Festival (2010), NYFF New York (2010) und HKIFF Hongkong (2011) gezeigt. Er erhielt die Förderungen Kulturakademie Tarabya Istanbul (2018), Villa Massimo, Rom (2012), Kunstfonds (2010, 2007), Cité des Arts, Paris (2008), EHF-Stipendium der Konrad-Adenauer-Stiftung (2005), Villa Aurora, Los Angeles (2003), und DAAD New York (1998).

Der Titel der Videoinstallation DELPHI Rationale von Philipp Lachenmann impliziert eine Verbindung von zwei eigentlich gegensätzlichen Welten. Zum einen DELPHI, eine Stadt im Antiken Griechenland, die vor allem für ihre Orakel bekannt war, deren kryptischpoetische Weissagungen dem fragenden Menschen den Weg in die Zukunft weisen sollten. Und zum anderen Rationale, was in der englischen Sprache für Vernunft steht, und auch Erkenntnis oder eine logische Denkgrundlage bezeichnet.

Der Film DELPHI_Rationale entstand im Genfer DELPHI Detektor des CERN, wo das sogenannte “Gottesteilchen” (Higgs-Boson) nachgewiesen wurde. Ein indischer Sarod-Spieler und eine aufwendige Postproduktion sind die Hauptkomponenten dieses Films, bei welcher der zeitgenössische “Tempel der ultimativen Entdeckungen und rationalen Bewusstseinserweitung” zur Bühne für ein paradoxes Mysterium wird.

Indem die physikalischen Funktionen und wissenschaftlichen Aufgaben des Detektors eine ästhetische Umkodierung erfahren, führt DELPHI Rationale in die Zwischenräume der Objektivität und legt dort Ebenen von Irrationalität und Verwunderung offen. Schliesslich führen die eingesetzten Farben als dramaturgisches Mittel zu einer “Neudefinition” des Malerischen: ein sogenanntes Painting Reloaded.

In DELPHI Rationale finden sich Referenzen an die frühe Phase des TechniColor-Farbfilms, ebenso wie zu Bollywood und zu den Meistern der italienischen Renaissance.

DELPHI_Rationale, 2015/2017, 12 minuten, 4K Video, Ton
Musik: Ranajit Sengupta
VFX: Stefan Stuppe
Ton: Anders Ehlin
Eröffnung: 11.1.2019, 17-19h
Geöffnet zum Rundgang am 12.1.2019: 11-18h
Ausstellungsdauer: bis 6.3.2019

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