Der Freistaat Sachsen ist im Bildungsbereich gut aufgestellt. Das geht aus einem Bericht des Leibniz-Instituts für Bildungsforschung und Bildungsinformation (DIPF) zur Bildungssituation in Sachsen hervor. Im Bundesvergleich sprechen dafür zum Beispiel die geringe soziale Polarisierung im Bildungswesen und ein hohes Kompetenzniveau der Kinder und Jugendlichen.

Zugleich steht Sachsen vor drängenden Herausforderungen, die sich zum Beispiel durch den großen Personalbedarf im pädagogischen Bereich sowie den besonders hohen Anteil der Schulabgängerinnen und -abgänger ohne Hauptschulabschluss ergeben.

„Es ist ein ehrlicher Bericht, der die Stärken, aber auch die Schwachstellen des sächsischen Bildungssystems klar benennt“, so Kultusminister Christian Piwarz. Sehr erfreut zeigte sich der Minister über den hohen Bildungsgrad der Sachsen. So ist der Bildungsstand der 25- bis 35-Jährigen in Sachsen höher als in allen anderen Bundesländern.

Nirgends erreichen mehr Erwachsene einen Bildungsstand auf Niveau des Sekundarbereichs II als in Sachsen. „Erfreulich ist auch die starke Rolle der Oberschule“, erklärte Piwarz. So ist entgegen dem bundesweiten Trend zum Gymnasium in Sachsen der Anteil der Oberschüler zwischen 2007 und 2017 sogar gestiegen.

Bundesweit hat Sachsen den höchsten Anteil an Schülern mit mittlerem Schulabschluss. Während im Bundesvergleich der Anteil der Schüler mit allgemeiner Hochschulreife steigt, würden sächsische Schüler überdurchschnittlich oft eine berufliche Ausbildung wählen. „Das bildungspolitische Ziel, die Oberschule zu stärken, trägt erste Früchte“, sagte der Kultusminister.

„Im Vergleich mit den anderen Bundesländern ist Sachsen in vielen Bereichen des Bildungssystems gut positioniert, allerdings gilt es einige Aufgaben anzugehen, wenn man das Erreichte erhalten oder ausbauen möchte“, sagte Professor Dr. Kai Maaz, der Leiter des verantwortlichen wissenschaftlichen Teams am DIPF.

Der im Auftrag des Kultusministeriums erstellte Bericht beleuchtet die Situation in Sachsen vor dem Hintergrund zentraler Trends und Herausforderungen auf Bundesebene. Er baut auf den Auswertungen von amtlichen Statistiken und sozialwissenschaftlichen Studien aus dem aktuellen nationalen Bildungsbericht auf – ergänzt um zusätzliche Recherchen und Analysen.

Eine Auswahl zentraler Befunde für Sachsen im Spiegel nationaler Trends

Der neue Bericht hält unter anderem positiv fest, dass die Schere zwischen leistungsstarken und leistungsschwächeren Schülerinnen und Schülern in Sachsen nicht größer geworden ist – im Gegensatz zum Bundestrend. Im Sekundarbereich I sind die Leistungsunterschiede in Sachsen sogar zurückgegangen. Außerdem stehen einer überdurchschnittlich großen Gruppe Leistungsstarker eher wenige Leistungsschwache gegenüber.

Im Schnitt erreichen die sächsischen Kinder und Jugendlichen sowohl im Primar- als auch im Sekundarbereich höhere Kompetenzwerte als in den meisten anderen Bundesländern. Es ist zudem bemerkenswert, dass sich an den Schulen im Freistaat seltener Problemlagen ballen, wozu unter anderem zählt, dass Schülerinnen und Schüler einen niedrigen Sozialstatus, einen Zuwanderungshintergrund oder geringe Kompetenzen haben.

Die Bildungsnachfrage steigt bundesweit, aber die damit verbundenen Engpässe beim pädagogischen Personal fallen in Sachsen besonders ins Gewicht. Auf eine Fachkraft in der Kindertagesbetreuung kommen hier vergleichsweise viele Kinder, zudem ist der Anteil der Seiteneinstieger in den Schuldienst unter allen Bundesländern der höchste.

Nicht zuletzt stehen zahlreiche Lehrkräfte kurz vor der Rente. Im Zuge gesellschaftlicher Herausforderungen wie Inklusion und Zuwanderung müssen auch die sächsischen Kitas und Schulen immer vielfältigeren Lernausgangslagen der Kinder gerecht werden, wenngleich der Migrationsanteil merklich unter dem Länderdurchschnitt liegt. Regional entwickelt sich das Bildungswesen in Sachsen sehr unterschiedlich. Das zeigt sich zum Beispiel an einem tendenziell zunehmenden Stadt-Land-Gefälle bei Bildungsangeboten, -beteiligung und -ergebnissen.

Im Vergleich mit den meisten Bundesländern erreichen in Sachsen deutlich mehr Schülerinnen und Schüler nicht einmal den Hauptschulabschluss. Auffallend dabei: Zugleich hat der Freiststaat den geringsten Anteil von Neuntklässlerinnen und -klässlern mit schwachen Lesekompetenzen. Offenbar gelingt es besser, die Mindestleistungsstandards zu sichern, ohne dass sich dies in formalen Abschlüssen niederschlägt.

Der bundesweite Trend zu höherer Bildung ist in Sachsen schwächer ausgeprägt. Der Anteil von Schulabsolventinnen und -absolventen mit allgemeiner Hochschulreife steigt zum Beispiel weniger an. Dafür ist in Sachsen die Berufsausbildung von größerer Bedeutung als andernorts. Diesen Qualifikationsweg wählt ein Großteil der sächsischen Jugendlichen mit mittlerem Schulabschluss, auch bedingt durch die starke Rolle der Oberschule als Alternative zum Gymnasium.

„Sachsen braucht innovative und zugleich nachhaltige Lösungen, um sein Bildungssystem weiterzuentwickeln. Es muss unter anderem gelingen, zusätzliches Fachpersonal zu gewinnen, mehr Kinder zu einem Schulabschluss zu führen, individuell passgenaue Bildungsangebote bereitzustellen und den Zugang zu Bildung in strukturschwachen Regionen zu sichern“, bilanziert Professor Maaz.

Der gesamte Bericht: Bildung in Sachsen im Spiegel der nationalen Bildungsberichterstattung 2018 ist verfügbar unter: https://www.schule.sachsen.de/2708.htm

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