Am heutigen Montag jährten sich die rassistischen Angriffe auf das sogenannte Sonnenblumenhaus in Rostock-Lichtenhagen zum dreißigsten Mal. Vom 22. bis zum 26. August 1992 attackierten Rechtsextreme das Asylbewerber/-innenheim in dem Rostocker Stadtteil. Die Bewohner/-innen erhielten nahezu keine Hilfe von der Polizei und Zivilbevölkerung. Außerdem: Leipziger Schüler/-innen mahnen: „Schule macht krank“ und in Leipzigs Innenstadt wird wieder demonstriert. Die LZ fasst zusammen, was an diesem Montag, dem 22. August 2022, in Leipzig, Sachsen und darüber hinaus wichtig war.

Trauriges Jubiläum: 30 Jahre nach den Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen

Heute jährt sich zum dreißigsten Mal der Überfall auf ein Asylbewerber/-innenheim in Rostock-Lichtenhagen. Am „Sonnenblumenhaus“, damals zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber/-innen sowie vietnamesische Vertragsarbeiter/-innen sammelten sich im Zeitraum vom 22. Bis zum 26. August 1992 Rechtsextreme sowie zahlreiche Schaulustige.

Etliche Personen warfen Steine und Brandsätze auf das Haus und seine Bewohner/-innen, brüllten rassistische Parolen und blockierten die Einsatzkräfte der Feuerwehr. Vier Tage lang wurde die Polizei nicht Herr der Lage. Den Beamt/-innen sowie der Politik und Zivilgesellschaft wurde damals zögerliches Handeln angelastet.

Auch heute, 30 Jahre nach dem Geschehen, ist die Aufarbeitung nicht abgeschlossen. „Wir brauchen weiterhin eine Aufarbeitung insbesondere des Handelns der Verwaltung und Politik vor und nach dem rassistischen Pogrom von #RostockLichtenhagen“, äußerte sich die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Reem Alabali-Radovan. Im Zentrum müsse das Gedenken an die Betroffenen rassistischer Angriffe stehen.

Nancy Faeser, Deutschlands Innenministerin, bekräftigte: „Der Rechtsextremismus ist auch derzeit die größte extremistische Bedrohung unserer Demokratie. Die Gefahr von rechts darf niemand unterschätzen. Wir bekämpfen Rechtsextremismus mit aller Entschlossenheit!“

Macht Schule krank?

„Schule macht krank“; unter diesem Motto begann heute der Auftakt einer Protestaktion von Schüler/-innen in Leipzig. Eine Woche vor dem Ende der Sommerferien und damit dem Auftakt des neuen Schuljahres in Sachsen machten Kinder und Jugendliche auf dem Burgplatz auf den Druck und Stress aufmerksam, dem sie sich im hiesigen Bildungssystem ausgesetzt sehen. Ebenso zerrten die vergangenen zwei Jahre, in der der Unterricht wegen der Pandemie vorrangig online stattfand, an den Nerven der Lernenden.

Auch Margret Rasfeld, ehemalige Schulleiterin sowie Mitbegründerin und Geschäftsführerin des Projekts „Schule im Aufbruch“ unterstützte laut LVZ die Proteste vor Ort. Die 71-Jährige setzt ein für eine gesellschaftliche Transformation der Gesellschaft, die ihren Schwerpunkt in der Bildung hat. Rasfeld hat den FREI DAY entwickelt; ein Konzept, nach dem die Schüler/-innen an einem Tag selbstgewählten Zukunftsfragen nachgehen sollen.

Das Format wird ab dem neuen Schuljahr an 25 sächsischen Schulen umgesetzt. Davon befinden sich 18 in Leipzig.

Immer wieder montags …

Über die Konnotation der Montagsdemonstrationen wird in den letzten Tagen vielfältig diskutiert, festzuhalten sei aber: Heute ist Montag und auch heute gab es in der Leipziger Innenstadt es eine Demonstration. Zwar gerieten die Gruppen von Personen, die verschwörungstheoretische Inhalte rund um Corona verbreiten, in den vergangenen Monaten mehr und mehr in den Hintergrund, dennoch versammeln sich noch immer zu Wochenbeginn mehr oder weniger große „quergedachte“ Gruppen, um zu protestieren. So auch heute, incl. wiederholter Blockaden auf dem Goerdelerring.

Entsprechender Gegenprotest fand sich ab 19 Uhr auf dem Augustusplatz ein. „Sie versuchen, sich mit Inhalten zu schmücken? Zeigen wir ihnen wirkliche Inhalte! Nieder mit dem Populismus der Schwurbler im linken Gewand. Lasst uns Verschwörungstheorien von der Straße fegen und gemeinsam einen Gegenprotest führen, der eine Alternative zu sein versteht“, hieß es in dem Aufruf zur Protestveranstaltung.

Unklare Zukunft für den Holzberg, soziale Ungleichheit und die Connewitzer Spitze

Worüber die LZ heute berichtet hat: Heute hat das Biotop am Holzberg erneut die LZ beschäftigt. Noch immer ist nicht klar, ob der ehemalige Steinbruch in seiner jetzigen Art erhalten bleibt. Wie das Biotop geschützt werden kann bzw. könnte, ist hier beschrieben. 

Außerdem ging es auf der LZ heute um die soziale Ungleichheit in Leipzig, die auch durch die Bildungsempfehlungen wieder verdeutlicht wird. Apropos Bildungsempfehlung: Ralf Julke stellt das Buch „Klassenbeste“ vor. Darin erzählt Autorin Marlen Hobrack von einer Gesellschaft, die ihre mies bezahlten Malocher einfach unsichtbar gemacht hat.

Schlesinger fristlos gekündigt und jede Menge Müll nach Völki-Openair

Was heute außerdem wichtig war: Wie der Verwaltungsrat des rbb heute am frühen Abend mitteilte, wurde die bisherige ARD-Vorsitzende und rbb-Intendantin Patricia Schlesinger fristlos entlassen. Sie war vor wenigen Wochen abberufen worden. Ansprüche auf Ruhegeld und Hinterbliebenenversorgung für Schlesinger wies der Rat zurück.

„Der Verwaltungsrat sieht diese Beschlüsse als erforderlich an, um die Rechte des rbb gegenüber Frau Schlesinger im Interesse der Beitragszahler bestmöglich zu wahren“, sagte die Vorsitzende des rbb-Verwaltungsrats, König. Auch eine Abfindung im Zusammenhang mit der vorzeitigen Beendigung des Dienstverhältnisses komme „auf Grundlage der vorliegenden Fakten nicht in Betracht.“

Gegen die 61 Jahre alte Schlesinger läuft ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Untreue und der Vorteilsnahme.

Heute starteten außerdem die Bauarbeiten auf der bisher als Parkplatz genutzten Fläche am Connewitzer Kreuz. Auf der „Connewitzer Spitze“ wird bis zum Ende des Jahres eine neue Grünfläche für das Viertel entstehen. Unser Kollege Ralf Julke hat die Entwicklungen hier ausführlicher dargestellt.

Und zum Abschluss noch ein kleiner Beifang von heutigem Montag: So sah es heute auf dem Gelände rund um das Völkerschlachtdenkmal aus. Dort hatten am Samstag tausende Menschen auf dem Monument Open Air mit DJ Paul Kalkbrenner gefeiert.

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