Im Rahmen der noch bis 12. April gezeigten Ausstellung "Freiheit kontra Hitlerjugend" im Kultur- und Bürger_innenzentrum D5 in Wurzen wird der Leipziger Historiker Sascha Lange in einem Multimediavortrag am 8. April, 19 Uhr, über Inhalte und Hintergründe der Ausstellung referieren. Er widmet sich der Geschichte der Leipziger Meuten und anderer jugendlicher Oppositionsgruppen in Sachsen und beleuchtet u.a. die Rollen der damaligen SPD und der Roten Falken, der Gewerkschaften und der Sportvereine für das linke Milieu in Leipzig während der Weimarer Republik.

Auszüge aus Ermittlungsakten, Anklageschriften und Urteilen zeigen, wie irritiert der NS-Staat auf diese Jugend-Opposition reagierte und wie brutal er diejenigen verfolgte, derer er habhaft wurde. Die Veranstaltung wird durch den Kulturraum Leipziger Land gefördert. Beginn ist 19 Uhr. Der Eintritt ist frei. Wir freuen uns über Spenden.

Hintergrund:

Während der NS-Zeit gab es überall in Deutschland oppositionelle Jugendgruppen. Leipzig war eines der Zentren. Bis zu 1.500 Mädchen und Jungen trafen sich ab Mitte der 1930er Jahre im Leipziger Stadtgebiet in Cliquen jenseits der Hitlerjugend und lehnten sich gegen den Nationalsozialismus auf. Viele von ihnen kamen aus dem linkssozialistischen Milieu. Streuzettel wurden hergestellt und Hitlerjungen auf offener Straße angegriffen. In kleineren Runden hörte man verbotene Radiosender und diskutierte über ein Deutschland ohne Nazis.

Trotz massiver Verfolgung durch die NS-Justiz gab es bereits 1942 die nächsten oppositionellen Jugendlichen in Leipzig – die „Broadway-Gangster“. Die Jugendkultur veränderte sich in dieser Zeit – weg von den Wandergruppen hin zu Tanzsälen, Schallplatten und Anzügen. Im Vortrag über die erste autonome Jugendkultur soll – neben erst kürzlich wieder aufgetauchten Fotos – auch auf die Situation der Jugendverbände um 1933 eingegangen werden, die Rolle der Hitlerjugend und den Einfluss amerikanischer Swingmusik auf Jugendliche in den 1940er Jahren.

Dr. Sascha (Alexander) Lange, Jg. 1971, ist freiberuflicher Historiker und Buchautor. Er studierte an der Universität Leipzig Mittlere und Neuere Geschichte und forscht seit mehr als zehn Jahren zu den Leipziger Meuten sowie zu Jugendkulturen im 20. Jahrhundert, hält dazu zahlreiche Vorträge.

2009 promovierte Sascha Lange zum Thema „Jugend zwischen Nichtanpassung und Widerstand in Leipzig während der NS-Zeit“ und kuratierte zum gleichen Thema 2011 im Schulmuseum Leipzig eine Ausstellung. Anschließend beschäftigte er sich mit Musikfankultur in Ost und West. Jüngst veröffentlichte er Die Leipziger Meuten – Jugendopposition im Nationalsozialismus, eine Dokumentation, Leipzig 2012 und Depeche Mode Monument, Berlin 2013 (gemeinsam mit Dennis Burmeister).

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