Sachsen hat eine neue Fachkräftestrategie. Nach einem umfassenden Beteiligungsverfahren hat das Kabinett die „Fachkräftestrategie 2030 für den Freistaat Sachsen“ am vergangenen Dienstag verabschiedet. In einer „Gemeinsamen Erklärung“ hat sich die Fachkräfteallianz Sachsen auf ihrer heutigen Sitzung zur neuen Strategie bekannt.

Die Fachkräftestrategie 2030 für den Freistaat Sachsen umfasst vier Haupthandlungsfelder mit zehn strategischen Zielen.

1. Fähigkeiten und Neigungen entwickeln – Fachkräfte individuell (aus)bilden
Durch die individuelle Förderung der Schülerinnen und Schüler soll die Quote der Schulabgänger ohne Abschluss gesenkt werden – von derzeit 8 Prozent auf den Bundesdurchschnitt, der um zwei Prozentpunkte niedriger liegt. Außerdem soll die Berufsorientierung deutlich verbessert und die duale Ausbildung gestärkt werden.

2. Talente gewinnen – Fachkräfte gezielt rekrutieren
Hier geht es um gezielte Ansprache, z.B. von Hochschulabsolventen, von denen noch immer rund 40 Prozent ihre erste Arbeitsstelle nicht in Sachsen antreten und die Gewinnung bzw. Rückgewinnung von Fachkräften aus anderen Bundesländern sowie weggezogene Sachsen oder Auspendler. Ein weiterer Schwerpunkt ist die gezielte Zuwanderung ausländischer Fachkräfte.

3. Vorhandene Potenziale nutzen – allen Erwerbspersonen Zugang zum Arbeitsmarkt ermöglichen
Die Partner der Strategie wollen die Potenziale verschiedener Gruppen noch stärker berücksichtigen, so z.B. die Gruppe gut ausgebildeter Menschen mit Behinderung, Menschen mit Migrationshintergrund, Alleinerziehende und Langzeitarbeitslose.

4. Fachkräfte binden – Attraktive Arbeitsplätze schaffen
Hier geht es um „Gute Arbeit für Sachsen“, z.B. durch die Stärkung der betrieblichen Weiterbildung und Qualifizierung. Das konkrete Ziel: Erhöhung der Weiterbildungsquote der sächsischen Beschäftigten von derzeit 39 Prozent auf über 50 Prozent in den kommenden Jahren. Außerdem soll die Arbeitsplatzattraktivität erhöht und mehr Flexibilität für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben ermöglicht werden. Auch ein deutlicher Ausbau strategischer Personalarbeit in allen sächsischen Unternehmen steht auf der Agenda.

„Die Verabschiedung der Fachkräftestrategie 2030 und die ‚Gemeinsame Erklärung‘ der Fachkräfteallianz Sachsen sind wichtige Meilensteine. Damit haben wir nicht nur einen Rahmen gesteckt, sondern uns ganz konkrete Aufgaben gegeben, die bearbeitet werden müssen. Wir stehen im Wettbewerb um das wertvollste Potenzial für den Freistaat Sachsen – gut ausgebildete, sozial kompetente und kreative Menschen“, so Wirtschafts- und Arbeitsminister Martin Dulig.

„Sachsen steht vor großen Herausforderungen. Die Auswirkungen der Demografie, Digitalisierung und der Wandel in einigen Branchen sind zu meistern. Das gelingt aber nur gemeinsam. Jeder beteiligte Partner der Fachkräfteallianz Sachsen hat Kompetenzen und Ressourcen, die er einbringen kann. Unser Beitrag ist die Investition in den Fachkräftenachwuchs, die Beschäftigten, die arbeitsuchenden Menschen und die Unterstützung der Zuwanderung. Damit sind wir ein Teil der Lösung und helfen Sachsen zu veredeln und Teilhabe mitzugestalten“, sagte Klaus-Peter Hansen, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Sachsen der Bundesagentur für Arbeit (BA).

„Wir begrüßen, dass die Fachkräftestrategie 2030 an vielen Stellen konkrete Ziele, Empfehlungen und Verantwortlichkeiten zur Fachkräftesicherung im Freistaat benennt. Entscheidend bleibt aber, welche Maßnahmen tatsächlich abgeleitet werden und schlussendlich in der Wirtschaft zu spüren sind. Daher müssen wir im Rahmen der Fachkräfteallianz Sachsen die Umsetzung der Strategie eng begleiten“, so Dr. Heike Fischer, Vizepräsidentin der IHK Chemnitz, im Namen der sächsischen Industrie- und Handelskammern.

Uwe Ledwig, Vorsitzender des Landesbezirkes Ost der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) ergänzt: „Im Wirkungsbereich der Gewerkschaft NGG ist der Fachkräfteengpass seit längerem ein zentrales Thema. Wir begrüßen deshalb besonders das neue Haupthandlungsfeld „Fachkräfte binden und halten“ der Fachkräftestrategie 2030. Gute Arbeit ist das A und O der Fachkräftesicherung – hierfür stehen wir als Gewerkschaft. Deshalb ist es uns ein besonderes Anliegen, dass die heute von der Fachkräfteallianz Sachsen unterzeichnete ‚Gemeinsame Erklärung‘ aktiv durch alle Allianzmitglieder unterstützt und vorangetrieben wird. Insbesondere die Sozialpartner müssen ihr Handeln unter Beweis stellen. Ganz konkret denke ich da an attraktive Tarifverträge, eine hohe Durchdringung der Tarifverträge in der Branche, fairen Wettbewerb durch die Allgemeinverbindlichkeit von Tarifverträgen, Wertschätzung und mehr Flexibilität bei der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben bspw. im Hotel- und Gaststättengewerbe.“

Hintergrund:

Über 40 Prozent der Unternehmen suchen gegenwärtig Fachkräfte. Bis 2030 wird das Erwerbspersonenpotenzial in Sachsen – das sind alle erwerbsfähigen Menschen zwischen 15 und 65 Jahren– um rund 300.000 Personen zurückgehen.

Mit Etablierung der Fachkräfteallianz Sachsen im Jahr 2015 wurde ein Rahmen geschaffen, in dem sich die relevanten Arbeitsmarktakteure regelmäßig abstimmen. Die Fachkräfteallianz Sachsen umfasst neben Vertretern der sächsischen Wirtschaft, die sächsischen Industrie- und Handelskammern, die sächsischen Handwerkskammern, die Gewerkschaften, die kommunalen Spitzenverbände, die Bundesagentur für Arbeit und die Sächsische Staatsregierung.

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