In den ostdeutschen Bundesländern läuft so einiges schief: Praktisch alle Branchen klagen mittlerweile über ein massives Fachkräfteproblem. Der Nachwuchs fehlt. Aber gleichzeitig lassen sich viele Bürger von rechtsextremen Parteien zu Ausländerhass aufstacheln und sich einreden, alles wäre besser, wenn Deutschland seine Grenzen dichtmachen würde. Aber das Gegenteil ist der Fall: Ohne Zuwanderung fehlen noch mehr Arbeitskräfte.

Neun europäische Regionen haben sich jetzt unter Federführung des Burgenlandkreises im Süden Sachsen-Anhalts zusammengeschlossen, um im Rahmen des Projekts MILEstone Lösungen für eine nachhaltige Integration von Zugewanderten in den Arbeitsmarkt zu erarbeiten. Das Leibniz-Institut für Länderkunde berät das Konsortium aus wissenschaftlicher Sicht.

Das von der Europäischen Union geförderte Verbundprojekt MILEstone will die Nachhaltigkeit der Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten und Zugewanderten aus Drittstaaten stärken. Ziel ist es, deren wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Aufstieg durch bessere berufliche Qualifizierung sowie Hilfe bei Unternehmensgründungen zu unterstützen.

Das Qualifikationsproblem

Trotz insgesamt guter Fortschritte sind viele Geflüchtete und Asylsuchende im Niedriglohnsektor beschäftigt. Damit sind sie in Krisen oder bei Umstrukturierungen wie auch gegenüber Ausbeutung und Diskriminierung besonders verletzlich. Nur wenigen Geflüchteten gelingt es, durch weitere Qualifizierung aufzusteigen und ihre Potenziale zu entfalten.

Um die Situation sowohl für die Zugewanderten als auch für die Zielregionen nachhaltig zu verbessern, sind im Rahmen des MILEstone-Projekts eine Reihe von transnationalen Aktivitäten zur europaweiten Vernetzung und zum gemeinsamen Voneinander-Lernen vorgesehen. Das Leibniz-Institut für Länderkunde (IfL) berät die überwiegend ländlich geprägten Projektregionen aus wissenschaftlicher Perspektive bei den geplanten Maßnahmen.

Dazu zählen umfassende Bestandsaufnahmen und Stärken-Schwächen-Analysen in den Regionen. Die Projektpartner identifizieren und bewerten zudem in anderen Regionen bewährte Verfahren zur Förderung der Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten. Seminare und ein intensiver Austausch zwischen den Akteuren auf lokaler und europäischer Ebene dienen dem transnationalen Lernen und der Vernetzung.

Länderübergreifender Austausch

Die Mitglieder des MILEstone-Konsortiums vertreten sowohl neue Zielländer für Nicht-EU-Bürger wie Polen oder Slowenien wie auch Länder, die wie Schweden oder Italien seit Jahrzehnten Ankunftsregionen für Zuwanderung aus Drittstaaten sind. Damit soll ein fruchtbarer Erfahrungsaustausch erreicht werden.

MILEstone wird von der Europäischen Union im Zeitraum 2023 bis 2027 mit 2,2 Millionen Euro gefördert. Die Ergebnisse werden regelmäßig auf der Projektwebsite www.interregeurope.eu/milestone veröffentlicht. Dazu gehören Erfahrungsberichte und ein Kurzfilm, der zeigt, wie die im Projekt erzielten politischen Verbesserungen zu einem „sozialeren Europa“ beitragen.

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