Die erste regionale Verhandlungsrunde für die rund 47.000 Beschäftigten in der chemischen Industrie in den ostdeutschen Bundesländern einschließlich Berlin-West ist heute am 15.10.2019 in Potsdam ohne Ergebnis zu Ende gegangen.

Nach mehreren Stunden Verhandlung weist Oliver Heinrich, Landesbezirksleiter IGBCE-Nordost und Verhandlungsführer auf Gewerkschaftsseite, die Argumentation der Arbeitgeber entschieden zurück, dass die Forderungen völlig in die falsche Richtung gehen:

„Wer behauptet, dass durch unsere Forderungen der Chemie-Standort Ostdeutschland in Gefahr ist, seine Wettbewerbsfähigkeit zu verlieren, der weiß nicht, wovon er spricht. Denn genau das Gegenteil ist der Fall. Aus einer Statistik ist klar erkennbar, dass es hier bei uns in den Neuen Bundesländern in den letzten zwei Jahren eine Umsatzsteigerung von 14,5 Prozent gab. Das ist ein gigantisches Ergebnis, wenn man weiß, dass die Beschäftigtenzahl annähernd gleichgeblieben ist. Eine Steigerung, die die Beschäftigten erbracht und geleistet haben. Das muss man doch honorieren und sich nicht im allgemeinen Gejammer verlieren. Statt schwarze Zahlen positiv zu definieren, wird lieber eine schwarze Wolke heraufbeschworen“.

Heinrich begründet die Forderungen mit den veränderten Bedürfnissen arbeitender Menschen durch den demografischen und technologischen Wandel.

Deshalb: „Wir werden uns auch in der nächsten Runde nicht zurückhalten. Unsere Forderungen sind absolut nicht überzogen. Sie sind auch ein Schritt in die richtige Richtung in Sachen Fachkräftemangel, den die Arbeitgeber demografisch verpennt haben.”

Denn, so Heinrich weiter: „So wie eine Schwalbe noch keinen Sommer macht, ist auch ein leichter Abschwung noch längst keine Krise. Es gibt keine Rezession. Mit unseren Forderungen nach „Entlastung, Sicherheit im Alter und Qualifizierung“ bleibt unsere Industrie handlungsfähig und zukunftsfest. Es sind doch genau die Themen, die unseren Beschäftigten unter den Nägeln brennen. Und gehen wir alle davon aus, dass wir von der Gewerkschaft näher am Ohr der Beschäftigten sind als die Manager mit ihrem elektronischen Rechenschieber in ihren Chef-Etagen!“

Die Forderungen der IG BCE:

•      Die Einrichtung eines tariflich abgesicherten, persönlichen Zukunftskontos in Höhe von jährlich 1000 Euro, über das alle Beschäftigten, einschließlich der Auszubildenden, individuell verfügen können. Der Betrag ist tarifdynamisch zu gestalten.

•      Eine spürbare und reale Erhöhung der Entgelte und Ausbildungsvergütungen.

•      Die Einführung der bundesweit ersten tariflichen Pflegezusatzversicherung. Sie wird durch die Arbeitgeber finanziert und schließt bei Eintritt des Pflegefalls die Finanzierungslücke zur gesetzlichen Vorsorge.

•      Die Entwicklung einer Qualifizierungsoffensive zur Begleitung des digitalen Wandels.

Die Verhandlungen werden am 21. Oktober 2019 auf Bundesebene in Hannover fortgesetzt.

 

 

 

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar