Das Archiv Bürgerbewegung Leipzig e.V. und der Sächsische Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur veranstalten im Rahmen der Feierlichkeiten zum 30. Jubiläum der Friedlichen Revolution eine Podiumsdiskussion zum Thema „Geschichte und Zukunft der Verfolgtenverbände in der kommunistischen Diktatur SBZ/DDR“.

Die Veranstaltung findet in der „Alten Handelsbörse“ (Naschmarkt 2, 04109 Leipzig) statt und wird eingeleitet durch einen Impulsvortrag von Jörg Siegmund, der bereits auf dem 23. Bundeskongress der Landesbeauftragten zum Thema gesprochen hat. Anschließend diskutieren: Jörg Siegmund M.A. (Akademie für politische Bildung Tutzing), Prof. Dr. Barbara Zehnpfennig (Universität Passau), Lutz Rathenow (Sächsischer Landesbeauftragter für die Aufarbeitung der SED-Diktatur) sowie Hugo Diederich (Bundesgeschäftsführer der Vereinigung der Opfer des Stalinismus).

Das Archiv Bürgerbewegung Leipzig e.V. übernahm Ende 2018 die Aktenbestände der Vereinigung der Opfer des Stalinismus. Die Unterlagen sollen in den nächsten Jahren erschlossen werden und stehen dann der Öffentlichkeit zur Verfügung. In den über 1.300 Ordnern finden sich neben Schilderungen von Haft und Verfolgung in der DDR und SBZ, auch Dokumente, die die Geschichte der VOS und der Opferverbände dokumentieren, und vieles mehr.

Schätzungsweise 200.000 Personen wurden in der DDR aus politischen Gründen inhaftiert. Im Kontext der deutschen Teilung gelang einigen davon die anschließende Übersiedelung oder Flucht in den Westen, wo sich die ersten Verfolgtenverbände gründeten. Die Friedliche Revolution, die Wiedervereinigung und der gesellschaftliche Wandel veränderten Arbeit und Ziele dieser Organisationen, von denen viele bis heute bestehen. Die Podiumsdiskussion versucht, diesen Entwicklungen nachspüren.

Es diskutieren:

Prof. Dr. Barbara Zehnpfennig
Inhaberin des Lehrstuhls für Politische Theorie und Ideengeschichte an der Universität Passau. Forschungsschwerpunkte ihrer Arbeit liegen unter anderem auf Totalitarismus, Extremismus und Demokratietheorie. In diesem Kontext veröffentlichte sie „Die Prägung von Mentalität und politischem Denken durch die Erfahrung totalitärer Herrschaft“. Darüber hinaus ist sie im Forschungsverbund „Landschaften der Verfolgung“ Modulverantwortliche für das Modul „Diktatur und Gewissen“.

Hugo Diederich
Bundesvorsitzender der Vereinigung der Opfer des Stalinismus (VOS). Die VOS wurde 1950 in (West)Berlin gegründet und versteht sich als Interessenvertretung der ehemaligen politischen Häftlinge in der DDR. Laut eigenen Angaben vertrat die VOS im Laufe ihrer Geschichte 35.000 Mitglieder.

Lutz Rathenow
Sächsischer Landesbeauftragter zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Gründer des oppositionellen Arbeitskreises für Literatur und Lyrik in Jena. Er wurde 1980 nach der Veröffentlichung seines Buches „Mit dem Schlimmsten wurde schon gerechnet“ für 10 Tage in Untersuchungshaft genommen und wurde zudem intensiv durch die Stasi überwacht. Seine Stelle koordiniert unter anderem zwischen Behörden und Opfer- bzw. Verfolgtenverbänden.

Jörg Siegmund (M.A.)
Wissenschaftlicher Assistent und persönlicher Referent der Direktorin der Akademie für Politische Bildung Tutzing. Er promoviert derzeit über die Wiedergutmachung des politischen Unrechts in der DDR. Darüber hinaus sind seine Forschungsschwerpunkte Demokratie und Wahlforschung.

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