Ein Jahr nach der Eröffnung der neuen Eltern-Kind-Einheit am Universitätsklinikum Leipzig (UKL) erweitert das interdisziplinäre Team aus Kindermedizinern und Kinder- und Jugendpsychiatern jetzt das Leistungsspektrum. Zu den Neuerungen gehört auch eine Kurzzeittherapie für Eltern mit Säuglingen und Kleinkindern zwischen null und drei Jahren, die schlecht schlafen, viel schreien, Probleme beim Stillen oder sonstiger Ernährung haben oder unruhig sind.

Das neue Therapieangebot bietet den Familien eine intensivere und schnellere Behandlung als bisher. Sechs Wochen lang erhalten sie jeweils zweimal 50 Minuten psychotherapeutische Betreuung. Diese kann in der Ambulanz oder auch im häuslichen Umfeld erfolgen. Das Angebot richtet sich an Eltern mit Kindern im Alter zwischen null und drei Jahren, die unter Still- oder Fütterproblemen, Schlafstörungen oder anderen Verhaltensauffälligkeiten, wie extremem Trotzverhalten, leiden.

“Unser Ziel ist es, mit dieser Kurzzeittherapie die Probleme der Kinder und die Belastung der Eltern zügig zu lösen, die Situation schnell zu beruhigen und so beiden zu helfen”, erläutert Dr. Franziska Schlensog-Schuster. Die Kinder- und Jugendpsychiaterin leitet die Sprechstunde für Kleinkinder und Säuglinge, die vor einem Jahr am UKL etabliert wurde. “Das Angebot wird sehr gut angenommen, so dass wir es jetzt erweitern – unter anderem um physiotherapeutische Angebote und um die neue Therapieform.”

Diese wird als innovative Behandlung im Rahmen einer vom Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschuss finanzierten Studie wissenschaftlich begleitet, wobei untersucht wird, ob und wann genau diese Form der Intensivbetreuung effektiv helfen kann und hilfreicher ist als die langfristigeren Therapien.

Die Sprechstunde und die neue Therapie richtet sich an alle Eltern, die Sorgen oder Ängste haben, weil ihre Babys und Kleinkinder schlecht essen, schlafen, sehr viel schreien oder mit heftigen Trotzattacken reagieren. Die Frage, was “normal” sei und was nicht, spielt dabei keine Rolle. “Wenn die Situation in der Familie zu einer Belastung wird, sollte ein Termin für eine Vorstellung in unserer Ambulanz vereinbart werden”, so Schlensog-Schuster.

Dort steht ein Team aus Psychologen, Erziehern, Kinderärzten, Pflegefachkräften und Kinderpsychiatern bereit, um nach gemeinsamen Lösungen zu suchen. “Bei Fütterstörungen zum Beispiel versuchen wir den Kindern einen anderen, spielerischen Zugang zum Essen zu vermitteln, indem beispielsweise auch mit Nahrungsmitteln ‘gematscht’ werden darf, bevor die Kinder es dann selbst mit ihren Fingern in den Mund stecken”, beschreibt die Expertin einen Ansatz.

Oft sind die Eltern, die den Weg zu ihr finden, schon sehr verzweifelt. “Wenn das Kind beispielsweise nicht isst, wird das als eine ganz existenzielle Not empfunden. Die wollen wir den Müttern und Vätern so schnell wie möglich lindern helfen. Deshalb gibt es bei uns auch ganz kurzfristig Termine und keine Wartezeiten.”

Das neue Angebot ergänzt dabei die schon bestehenden Behandlungsoptionen der Ambulanz und auch der Station, wo in speziellen Eltern-Kind-Zimmern auch eine stationäre Betreuung erfolgt. Für ältere Kinder gibt es zudem eine ganze Reihe von Spezialsprechstunden, in denen ganzheitlich nach den Gründen für Beschwerden gefragt wird.

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