Nach der Entscheidung des Deutschen Bundestages für die erweiterte Zustimmungslösung zur Organspende macht sich der Leiter des Herztransplantationsprogramms am Herzzentrum Leipzig, Prof. Dr. Diyar Saeed, für mehr Aufklärung stark: „Gut ist, was die Bereitschaft für mehr Organspenden in Deutschland erhöht.“

Der Bundestag hatte am Donnerstag beschlossen, dass Organspender in Deutschland weiterhin jene werden, die zu Lebzeiten ausdrücklich zugestimmt haben. Eine Widerspruchsregelung, die jeden ab 16 Jahren zum Spender gemacht hätte, der nicht ausdrücklich wiederspricht, fand keine Mehrheit.

„Unabhängig von der Abstimmung wünsche ich mir mehr Aufmerksamkeit für die Organspende. Die gesellschaftliche Debatte dazu ist wichtig. Jeder kann auf ein Organ angewiesen sein, weshalb sich die die Menschen in Deutschland entscheiden sollten. Wenn alle einen Spenderausweis hätten, wäre das Organspende-Problem deutlich kleiner“, appelliert Prof. Saeed, der das Herztransplantations- und Kunstherz-Programm am Herzzentrum Leipzig leitet.

Nach einer Umfrage der Techniker Krankenkasse haben nur 40 Prozent einen Spenderausweis. In Zukunft sollen die Bürger bei Behördengängen und Arztbesuchen deshalb zur Entscheidung ermuntert werden.

In Deutschland ist die Zahl der Organspender im Jahr 2019 auf 932 leicht zurückgegangen (2018: 955). Dabei wurden 2995 Organe gespendet, davon 324 Herzen. In Sachsen haben 2019 insgesamt 66 Spender 205 Organe gespendet, was laut Deutscher Stiftung Organtransplantation dem Vorjahresniveau entspricht.

„Die Versorgung ist insgesamt sehr schlecht. Allein bei uns warten etwa 60 Betroffene auf ihr lebensrettendes Organ“, betont Prof. Saeed. Trotz der verschlechterten Lage konnten die Leipziger Herzchirurgen jedoch mehr Herztransplantationen durchführen. Sie steigerten sich im Jahr 2019 auf 32 im Vergleich zu 22 Transplantationen im Vorjahr. „Als zweitgrößtes Transplantationszentrum fürs Herz in Deutschland konnten wir uns mit unserer Expertise und hohen Qualitätszahlen als leistungsfähiges Zentrum etablieren.“

Am Herzzentrum Leipzig wird durch eine fächerübergreifende Zusammenarbeit ein breites Spektrum an Herzerkrankungen behandelt. Der aktuelle Krankenhausplan des Freistaates Sachsen weist das Haus als Zentrum mit Transplantationsprogrammen für Herz und Lunge, Kinderherzzentrum und Zentrum für Kinder mit angeborenen Herzfehlern aus. Derzeit werden in Leipzig über 230 Patienten mit einem Kunstherz und über 200 Patienten nach Herztransplantation überwacht. Das Kunstherz wird in aller Regel zur Überbrückung bis zur Transplantation eingesetzt.

Die bereits im vergangenen Jahr für die Organspende im Krankenhaus getroffenen Regelungen bewertet Prof. Diyar Saeed positiv: „Ich hoffe, die finanzielle Unterstützung der Krankenhäuser und die Freistellung von Transplantationsbeauftragten für diese wichtige Aufgabe, wird die Zahl der Organspenden verbessern. Jetzt liegt es an uns, weiter für mehr Spendenbereitschaft zu werben.“

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