Wohlstand sei „nur mit mehr Leistung zu halten“ – auf diese Äußerung des Präsidenten der Vereinigung der Sächsischen Wirtschaft (VSW), Jörg Brückner, hat Sachsens DGB-Chef Markus Schlimbach mit scharfer Kritik reagiert. „Mit solchen Parolen schlagen Arbeitgeber ihren Belegschaften direkt ins Gesicht“, sagte Schlimbach am Donnerstag in Dresden.

Überdies sei der gleichzeitig vorgetragene Anspruch, bei staatlichen Investitionen zu sparen, absurd. „Nachhaltig wirksame Projekte können mit einer solchen Sparpolitik nicht realisiert werden.“

„Mehr Leistung verlangen, aber den Beschäftigten mehrheitlich tariflich geregelte Arbeitsbedingungen und bessere Bezahlung verweigern – das passt in die Zeit des Frühkapitalismus, aber nicht zu den Herausforderungen von Digitalisierung und Innovation, vor denen die Wirtschaft auch bei uns steht“, sagte Schlimbach.

„Würde Wohlstandswachstum tatsächlich mit mehr Leistung Hand in Hand gehen, müssten die Beschäftigten in Sachsen viel mehr verdienen und würden kürzer arbeiten. In Wirklichkeit ist der Freistaat das Bundesland mit der geringsten Tarifbindung in Deutschland und verzeichnet 30 Jahre nach der Einheit einen Rückstand bei den Verdiensten.

Untersuchungen des DGB-Index Gute Arbeit ergaben, dass die Belegschaften in Sachsen mit ihrer Riesenleistung an Schichtarbeit stärker erschöpft sind als anderswo. Dies und die Vorstellung, für weniger Geld länger zu arbeiten, schreckt potenzielle Rückkehrer aus dem Westen ebenso ab wie ausländische Fachkräfte“, sagte der Gewerkschafter.

„Wenn wir echten Zusammenhalt für Sachsen wollen, ist Gerechtigkeit ein wichtiges Standbein des Wohlstands und des Wohlbefindens in der Gesellschaft. Die moderne Industrie und das leistungsstarke Handwerk in Sachsen brauchen moderne Tarifverträge, damit sich Leistung lohnt und Arbeit in Sachsen wieder attraktiv wird. Motivation durch faire Bezahlung statt Verzicht predigen – so behandeln kluge Unternehmer ihre Leute. In einer Leistungsdiskussion müssen in Sachsen zunächst die Arbeitgeber liefern – und zwar Tarifverträge“, so Schlimbach.

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