Das Referat für Hochschulpolitik kritisiert die Neujahrsvorlesung des Ring Christlich Demokratischer Studenten vom 30. Januar 2020. Zum Thema Demokratie im/und Islam referierte dort der evangelikale Prediger und Theologe Yassir Eric über die Herausforderungen der Integration von Muslim_innen in Demokratien.

Lukas Gliem, Referent für Hochschulpolitik, erklärt dazu: „Die Darstellung, dass Muslim_innen oder Migrant_innen aus mehrheitlich muslimisch geprägten Regionen grundsätzlich eine Herausforderung für Demokratien darstellen würden, ist zutiefst rassistisch und islamophob. Das ändert sich auch nicht, wenn die vortragende Person selbst ehemaliger Moslem ist!“

Yassir Eric reproduzierte in seinem Vortrag und der anschließenden Diskussion die Vorstellung, dass allein die Religion Islam nicht von ihren politischen und sozio-kulturellen Ebenen zu trennen sei und stellt damit christlichen Einflüsse auf Politik und Gesellschaft als die nicht zu hinterfragende Norm dar. Außerdem beschwörte er immer wieder die Chiffre des politischen Islam herauf, dem es lediglich um die Eroberung ginge.

Grade vor dem Hintergrund, dass er in seinem Buch Hass gelernt, Liebe erfahren die Deutschen zu einer gesunden Portion Patriotismus auffordert, baut Yassir Eric damit eher Brücken zu völkischen Ideologien statt zwischen den Religionen. „Dieser Nationalismus hat an unserer Universität nichts zu suchen. Patriotismus bedeutet auch immer eine rassistische Abwertung derer, die nicht der Norm entsprechen, also PoC, Nicht-Deutsch-Muttersprachler_innen und in diesem Fall Muslim_innen.“, so Lukas Gliem.

Die Entscheidung, Yassir Eric extra aus der Nähe von Stuttgart einzuladen, statt Referent_innen aus dem Orientalischen Institut einzuladen, in dem sich weniger als 500 Meter vom Campus entfernt Wissenschaftler_innen und Studierende mit den Themen Islam, Islamischem Recht und auch dem Komplex Migration auf einer analytischen Ebene auseinandersetzen, verwundert Lukas Gliem besonders: „Dieser Umstand unterstreicht in meinen Augen lediglich die Tatsache, dass die kritische Debatte auch über das eigene Verständnis unserer Kultur nicht gewünscht ist.

Vielmehr diente die Veranstaltung dazu, das Narrativ der in irgendeiner Form anders gearteten, anders denkenden, von Natur aus grundverschiedenen Muslim_innen aufrecht zu erhalten. Daran wird wieder einmal deutlich: Rassismus ist immer nur das Reden über Andere, nie das Reden mit ihnen oder gar das Reden über sich selbst.“

Das Referat für Hochschulpolitik positioniert sich gegen antimuslimischen Rassismus und Islamfeindlichkeit. Lukas Gliem schließt mit einem Aufruf: „Unsere Hochschule ist weltoffen und heißt alle willkommen, egal welcher Herkunft, welchen Glaubens. Wenn ihr in eurem Uni-Alltag oder sonstwo Rassismus und Diskriminierung erfahrt, dann wendet euch an uns. Wir stehen solidarisch mit euch und allen Betroffenen!“

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