Sachsen und Bayern wollen wieder durchgehende Bahnverbindungen von München über Nürnberg nach Dresden und pochen hierfür bei Bund und Deutscher Bahn auf eine schnelle Realisierung der ab Hof fehlenden Elektrifizierungslückenschlüsse. Bei der gestrigen gemeinsamen Kabinettssitzung im bayerischen Hof unterstrichen die zuständigen Fachminister die verkehrliche Bedeutung des Ausbaus der Strecken von Hof über Marktredwitz nach Nürnberg und von Hof nach Regensburg.

Bayerns Verkehrsministerin Kerstin Schreyer und Sachsens Verkehrsminister Martin Dulig unisono: »Wir erwarten eine Realisierung zumindest im Intercity- und nicht im Bummelzug-Tempo, denn nur bei einem durchgehenden Fahrdraht wird es wieder Fernverkehrsverbindungen auf diesen Strecken geben! Hier kann der Bund ein klares Signal für die innere Einheit und das Zusammenwachsen unseres Landes im 30. Jahr der Wiedervereinigung setzen.« Der Ausbau der Bahninfrastruktur auf direktem Weg von Sachsen nach Bayern ist bisher nur nordöstlich von Hof umgesetzt, zum Weiterfahren nach Nürnberg oder Regensburg muss auf Dieselzüge umgestiegen werden.

Hinsichtlich des Fortschritts beim Ausbau der sogenannten Franken-Sachsen-Magistrale auf dem Abschnitt Nürnberg – Marktredwitz vermissen beide Länder den letzten Einsatz von der Deutschen Bahn und vom Bund. »Hier darf es zu keinen weiteren Verzögerungen mehr kommen, wir brauchen bis Ende dieses Jahres die Ergebnisse«, betont die bayerische Verkehrsministerin.

Und vom Bund erwarten beide Länder, dass er uneingeschränkt zum Streckenausbau steht und letztlich auch ausreichend Mittel hierfür zur Verfügung stellen wird. »Es ist kaum zu glauben, dass fast 30 Jahre nach der ersten Fixierung im Bundesverkehrswegeplan ein Verkehrsprojekt zwischen Ost- und Westdeutschland noch nicht einmal über das Vorplanungsstadium herausgekommen ist«, so Schreyer.

Auch Sachsen drängt darauf, auf den einstigen Fernverkehrsstrecken von München beziehungsweise Nürnberg über Hof nach Leipzig und Dresden mittelfristig wieder hochqualitative Leistungen des eigenwirtschaftlichen Eisenbahnfernverkehrs zu ermöglichen. »Grundvoraussetzung hierfür ist die vollständige Elektrifizierung der zugehörigen Streckenabschnitte. Die teilungsbedingte Elektrifizierungslücke zwischen Bayern und Sachsen verhindert kundenfreundliche und wirtschaftliche Verkehrsangebote sowohl im Personen- als auch im Güterverkehr«, sagt der sächsische Wirtschafts- und Verkehrsminister Martin Dulig und betont:

»Die Wiederanbindung der drittgrößten sächsischen Stadt Chemnitz und des gesamten südwestsächsischen Raumes an den Fernverkehr ist eines der vorrangigsten verkehrspolitischen Ziele der Sächsischen Staatsregierung. Zudem würden mit der vollständigen Elektrifizierung auch internationale Direktverbindungen von den bayerischen Großstädten über Südwestsachsen, Dresden und Ostsachsen bis nach Breslau oder Krakau wieder in den Bereich des Möglichen rücken.«

Insgesamt bekräftigen beide Politiker, dass der Ausbau der Strecken nicht nur eine essentielle Förderung des ländlichen Raums, sondern auch ein Bekenntnis zum Zusammenwachsen einer Region sei, die über Jahrhunderte eng verflochten war, aber durch die deutsche Teilung auseinandergerissen wurde.

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