Insgesamt 450 Personen demonstrierten heute Mittag gegen die geplante Schließung der Schaudt Mikrosa GmbH in Leipzig. Unter dem Motto „Kultur und Industrie gehören zusammen“, zog die Parade vom Werkstor durch den Stadtteil Plagwitz bis zum Felsenkeller.

Unterstützung gab es unter anderem von den Belegschaften von Siemens Compressor Systems Plagwitz, Siemens Schaltanlagenbau, Werkzeugbau Leipzig, der Kirow Ardelt GmbH und der Gusswerke Leipzig. Sie alle haben in den vergangenen Jahren erfolgreich für den Erhalt ihrer Unternehmen gekämpft. Sie nahmen zeitweise an der Parade teil und begrüßten die rund 200 Beschäftigten und Angehörigen von Mikrosa vor den Werktoren und an der Demoroute. Auch zahlreiche Zulieferbetriebe der Automobilindustrie aus der Region Chemnitz erklärten ihre Solidarität.

Solidarisch zeigten sich außerdem Kunst- und Kulturschaffende, die auch für das bunte und spektakuläre Erscheinungsbild der Parade sorgten. Auf der Kundgebung vor der Schaubühne Lindenfels sagte deren Geschäftsführer René Reinhard: „Natürlich muss das Werk bleiben. Wenn die Pandemie vorbei und ihr dann keine Arbeit habt, dann läuft es bei uns auch nicht.“ Kunst, Kultur und Theater würden letztlich auch an Arbeitsplätzen wie bei der Schaudt Mikrosa GmbH hängen.

Der Leipziger Wirtschaftsbürgermeister Uwe Albrecht (CDU) kündigte auf einer Zwischenkundgebung an, das Thema in die heutige Stadtratssitzung einzubringen und den Einfluss der Stadt gegenüber dem Freistaat Sachsen geltend zu machen.

Auch der ehemalige Pfarrer der Thomaskirche in Leipzig nahm am Protestzug teil. „Das ist das richtige Zeichen an die Bevölkerung. Das geht uns alle an!“, so Christian Wolff.

Betriebsratschef der Schaudt Mikrosa GmbH Frank Lorenz auf der Abschlusskundgebung: „Wir bekräftigen hier noch einmal, wir wollen hierbleiben und wir werden für unser erfolgsversprechendes Unternehmenskonzept kämpfen.“

Die Schaudt Mikrosa GmbH zählt seit Jahren zu den wichtigsten Akteuren auf dem globalen Markt für spitzenlose Schleifmaschinen. Sie gehört zur United Grinding Group, ein  international tätiges Maschinenbaukonsortium, dass zu den Weltmarktführern zählt. Laut eigenen Angaben macht die Gruppe 700 Millionen Jahresumsatz.

Gekauft wurde die United Grinding Group 2018 durch einen von der Schweizer BZ Bank organisierten Investorenpool. Die Entwicklung der United Grinding Group war bis zu dieser Übernahme sehr positiv. Die neuen Eigentümer versprachen, diesen Erfolgskurs fortzusetzen. Kaum zwei Jahre später, passiert das genaue Gegenteil, die Schaudt Mikrosa GmbH soll Gewinninteressen geopfert werden. Obwohl die Belegschaft zukunftsfähiges Unternehmenskonzept vorgelegt hat.

„Die Maßnahme folgt kurzsichtigen Interessen, ist phantasielos und geht auf Kosten der Beschäftigten“, so Bernd Kruppa Erster Bevollmächtigter der IG Metall Leipzig. Die IG Metall rechnet mit harten Auseinandersetzungen in den nächsten Wochen. „Wir gehen davon aus, dass Schaudt Mikrosa in Leipzig eine Zukunft haben wird und dafür werden wir das Potential der gesamten Stadtgesellschaft mobilisieren“, so Kruppa.

Der Stadtrat tagt: Die Fortsetzung der Mai-Sitzung im Livestream und als Aufzeichnung

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