Auch während der Corona-Pandemie warteten und warten schwerkranke Menschen auf ein neues Organ. Nicht vergeblich, denn Transplantationen fanden weiterhin fast unverändert statt: In den letzten drei Monaten wurden am Universitätsklinikum Leipzig neun Lebern, zehn Nieren und eine Bauchspeicheldrüse transplantiert. Zum Vergleich: Im Vorjahr waren es im gleichen Zeitraum am UKL 19 Organe, also faktisch genauso viele.

„Wir haben trotz Corona fast normal weiter transplantiert“, beschreibt Prof. Daniel Seehofer die Entwicklung der vergangenen Monate. „Transplantationen sind ja fast immer Notfälle und wurden daher unverändert vorgenommen“, so der Leiter des Transplantationszentrums am Universitätsklinikum Leipzig. Nur die Transplantationen mittels einer Lebendspende wurden vorübergehend unterbrochen, um bei diesen planbaren Eingriffen Spender und Empfänger keinem unnötigen Risiko auszusetzen.

Erfreulicherweise standen auch trotz Corona-Krise weiterhin Spenderorgane zur Verfügung. Zumindest in Deutschland gab es keinen „Pandemieeffekt“, wie Zahlen der Deutschen Stiftung Organtransplantation belegen. Demnach gab es allein in der Region Ost bis Ende April 49 gemeldete Spender, das waren 10 mehr als im Vorjahr.

„Für unsere Patienten ist diese Bereitschaft zu einer Organspende ein großes Glück, denn meistens können sie nicht mehrere Monate warten“, betont Seehofer mit Blick auf den morgigen Tag der Organspende. Dass es hier offenbar keinen Rückgang, sondern eher eine positive Entwicklung gab, könnte auch auf die zuletzt initiierten neuen gesetzlichen Regelungen zurückzuführen sein.

„Mit der kürzlich erfolgten breiten Diskussion über eine Änderung der Zustimmung zu Organspenden wurde das Thema vielen Menschen ins Bewusstsein geholt“, ist Prof. Seehofer überzeugt. „Im besten Fall führt die intensive Auseinandersetzung zu einer Entscheidung für eine Organspende.“ Einer Entscheidung ganz im Sinne der 273 Patienten, die aktuell am UKL auf ein Spenderorgan warten.

Umso wichtiger ist es, dass das Thema Organspende auch in Pandemiezeiten nicht in den Hintergrund gerät. Seehofer: „Wir hoffen sehr, dass sich dank der neuen Regelungen künftig mehr Menschen für eine Organspende und damit eine Chance für unsere Patienten entscheiden.“

Sachsens Gesundheitsministerin Petra Köpping erklärt: „Ich danke dem Uniklinikum Leipzig, dass es diese Leben rettenden Transplantationen trotz der starken Beanspruchung des Klinikums durch Covid19-Patienten möglich gemacht hat.“ Sie fährt fort: „Ich appelliere an jeden, sich in der Familie mit der Frage der Organspende zu beschäftigen oder Beratung zu suchen. Die hohe Spendebereitschaft rettet Leben oder ermöglicht in vielen Fällen eine neue Normalität.“

Die neue Leipziger Zeitung Nr. 79: Von Gier, Maßlosigkeit, Liebe und Homeschooling in Corona-Zeiten

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