So paradox es klingen mag: Gerade, weil viele Jugendliche und Erwachsenen mittlerweile sehr auf ihre Ernährung achten, steigt die Häufigkeit sogenannter erosiver Zahnschäden. Der Grund sind natürliche Säuren in Obst und Gemüse, welche die Zähne angreifen können. Darauf weisen Zahnmediziner des Universitätsklinikums Leipzig (UKL) zum „Tag der Zahngesundheit“ am 25. September hin.

Geht es um ernährungsbedingte Gesundheitsrisiken, ist die Mundhöhle naturgemäß „ganz vorn mit dabei“. Das betrifft – mit unterschiedlicher Gewichtung – jeden Lebensabschnitt, also vom Säuglings- bis zum Greisenalter.

Dass Zucker schädlich für die Zähne ist und das Wachstum von Zahnbelag fördert, ist inzwischen allgemein bekannt. Viele Zivilisationserkrankungen wie Übergewicht, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes oder Bluthochdruck sind zum Teil Folge von Überernährung mit zu viel Zucker.

Die Experten der Universitätszahnmedizin des UKL sind weiteren Fragen nach den Auswirkungen der Ernährung auf die Mundgesundheit auf der Spur.

Kalzium und Vitamine gegen „Kreidezähne“

Ist Stillen gut oder schlecht für die Zähne, lautet eine dieser Fragen. Dazu gibt es in der Fachliteratur widersprüchliche Aussagen. „Daten aus der Life Child-Studie besagen, dass Kinder, die in den ersten sechs Lebensmonaten ausschließlich gestillt werden, ein geringeres Risiko für Karies aufweisen gegenüber denen, die gar nicht oder auch sehr lange gestillt wurden. Die Muttermilch hilft offenbar gerade in den ersten Monaten des Lebens dabei, dass sich in den kindlichen Mundhöhlen ein gesundes Gleichgewicht bei den Bakterien einstellt“, sagt Prof. Christian Hirsch, Direktor der Poliklinik für Kinderzahnheilkunde und Primärprophylaxe des UKL.

Außerdem stelle eine ausgewogene Ernährung mit genügend Kalzium und Vitaminen gerade bei Kindern im Vorschulalter sicher, dass die Mineralisation der bleibenden Zähne störungsfrei ablaufe und die Entstehung sogenannter „Kreidezähne“ verhindert werde, erklärt Prof. Hirsch.

Viele Jugendliche und Erwachsenen achten mittlerweile sehr auf ihre Ernährung. Aber gerade gesunde Ernährung mit viel Obst und Gemüse enthält natürliche Säuren, die den Zahn angreifen und auflösen können. „Diese Form von Zahnschäden nennt sich dann nicht Karies, sondern Erosion. Hier zeigen aktuelle Daten, dass deren Häufigkeit zunimmt“, so Prof. Rainer Haak, Direktor der Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie des UKL.

Die veränderte „gesunde“ Ernährungsweise der letzten Jahre führe sehr viel zusätzliches erosives Potenzial mit sich, meint Haak. Gerade die viel beworbenen Sport- und Fitnessgetränke, aber auch Nahrungsergänzungsstoffe könnten den Zahnschmelz direkt oder durch Veränderung des Mundhöhlenmilieus angreifen.

Sprudel-Getränke erhöhen Risiko einer Zahnerosion

„Aktuelle Forschungsprojekte zeigen“, erklärt Prof. Marcella Esteves Oliveira, Oberärztin an der Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie, „dass häufiger Konsum von Vitamin C-Kautabletten, Fruchtsäften oder sauren Süßwaren in vielen Fällen zu einem höheren Verlust sogenannter Zahnhartsubstanz führt.“

Auch kohlensäurehaltige Getränke erhöhen ihrer Aussage nach wesentlich das Risiko einer Zahnerosion, wenn sie mehr als dreimal am Tag konsumiert werden. „Demgegenüber zeigt ein häufiger Konsum von Milch und Joghurt eine eher schützende Wirkung, weil sie einen hohen Kalziumgehalt aufweisen“, meint Prof. Esteves Oliveira.

Auch im höheren Lebensalter spielt Ernährung eine wichtige Rolle für die orale Gesundheit. Das fängt bei ausreichender Zufuhr von Flüssigkeit an, damit genügend Speichel produziert werden kann. Ein trockener Mund ist nicht nur sehr unangenehm, sondern lässt auch Zähne schneller kaputtgehen.

Zudem helfen ein passender und funktionierender Zahnersatz beziehungsweise neue künstliche Zähne (Implantate) dabei, gesunde, vollwertige und zum Kauen zwingende Nahrung essen zu können. Schmeckt nicht nur besser, sondern macht es auch dem Darm leichter.

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