Am 13. und 14. Januar hat der erste mittels Losverfahren offiziell durch den Bundestag eingesetzte Bürgerrat zur Thematik „Ernährung im Wandel“ getagt. Unter einer Reihe an Empfehlungen für die Politik, welche durch den Rat ausgearbeitet wurden, wurde der Forderung nach einem kostenfreien Mittagessen für alle Kinder die höchste Priorität eingeräumt. Ein Thema, das auch in Leipzig auf den Tisch gehört, findet die Linksfraktion im Stadtrat.

„Kostenfreies Mittagessen für alle Kinder als Schlüssel für Bildungschancen und Gesundheit“, lautete gleich die erste Empfehlung des Bürgerrats, der im September eröffnet wurde und jetzt insgesamt neun Empfehlungen abgab.

„Als Mindeststandard soll die Verpflegung an den DGE-Qualitätsstandards ausgerichtet sein. Der Einsatz von mindestens 30 % ökologisch produzierten (Bio-)Lebensmitteln soll dauerhaft finanziell gefördert werden. Wünschenswert wäre, dass die Lebensmittel zusätzlich regional und saisonal (klimafreundlich) bezogen werden“, heißt es in dieser Empfehlung des Bürgerrats, die mit 87 Prozent die höchste Zustimmung bekam.

Chancengleichheit, Bildung, Gesundheit

In den konkreten Begründungen heißt es dann zum Beispiel: „Es soll die Chancengleichheit zwischen den Kindern fördern. Denn gesundes Essen ist oft zu teuer für einkommensschwächere Familien. Die Maßnahme sollte sich jedoch nicht nur an einkommensschwache Haushalte richten, um die Kinder vor Stigmatisierung zu schützen und um die gemeinschaftliche Komponente zu fördern.

Die Maßnahme entlastet Eltern bei der täglichen Bereitstellung des Essens für ihre Kinder.

Essen an Schulen ist ein Beitrag zur Bildung, denn so lernen Kinder, was gute Ernährung ist. So können ihre zukünftigen Ernährungsmuster positiv geprägt werden. Besonders bei Kleinkindern ist dieses Potenzial, Ernährungsmuster zu beeinflussen, groß.

Durch das gemeinsame Essen kann auch die soziale Entwicklung von Kindern gefördert und eine gemeinschaftliche Esskultur erlernt werden. Wenn die Lehrkräfte und Erzieherinnen und Erzieher am Essen teilnehmen und auch das gleiche Essen verzehren, erhöht sich die Akzeptanz. Außerdem ist die Aufsichtspflicht gewährleistet und es findet ein sozialer Austausch außerhalb des Unterrichts statt.
Das allgemeine Gesundheitssystem wird kurzfristig und nachhaltig entlastet.“

Leipzig könnte Vorbild sein

„Das kostenfreie Mittagessen an Kitas, Schulen und Horten ist eine langjährige linke Forderung“, sagt dazu William Rambow, Sprecher für Kinder und Jugend der Fraktion Die Linke im Leipziger Stadtrat. „Zur gesunden Entwicklung junger Menschen gehört eine vollwertige Ernährung – unabhängig vom Geldbeutel der Eltern.

Es kann nicht sein, dass manche Kinder und Jugendliche mit knurrendem Magen im Unterricht sitzen, weil sich ihre Familien die Verpflegung in der Schule schlichtweg nicht leisten können. Wir freuen uns, dass unser Anliegen durch den Bürgerrat nun noch mehr Schlagkraft erhält.“

Die Linksfraktion hat deshalb postwendend einen Antrag eingereicht, der ein kostenfreies Mittagessen in Leipzigs Kindertagesstätten und Grundschulen ab 2025 fordert. Die Stadt habe hier die Chance, Leuchtturmwirkung zu erzielen.

„Unser Antrag kann allerdings nur ein erster Aufschlag sein“, erklärt Marco Götze, Sprecher für Schule und Bildung der Leipziger Linksfraktion. „Langfristig sollten auch Schülerinnen und Schüler an weiterführenden Bildungseinrichtungen kostenfrei speisen. Der Bürgerrat betonte in seinen Ausführungen, dass dies der ‚Schlüssel für Bildungschancen und Gesundheit‘ sei. Leipzig tut gut daran, sich diese Empfehlung zu Herzen zu nehmen.“

Wobei auch der Linksfraktion klar ist, dass eine Stadt wie Leipzig das nicht aus eigener Tasche bezahlen kann. Im Antrag heißt es dazu: „Die erforderliche Finanzierung ab dem Jahr 2025 wird unter Nutzung aller zur Verfügung stehenden Zuschüsse, Zuweisungen und Förderungen des Bundes und Landes im Haushaltsplan ausgewiesen und beschlossen. Für die Folgejahre sind die jeweiligen Aufwendungen und ggf. Erträge im Rahmen der Haushaltsplanungen entsprechend zu berücksichtigen.“

„In einem reichen Staat wie Deutschland soll kein Kind ohne warme Mahlzeit bleiben. Wer Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit will, muss bei den Kleinsten anfangen“, sagt Oliver Gebhardt, als Stadtrat der Linken Mitglied im Schulausschuss.

„Als Stadt sollten wir deshalb bereit sein, in die gesunde Ernährung unserer Kinder zu investieren. Vor allem, wenn sich der Freistaat Sachsen aus der Verantwortung zieht und der Bund mit der Erhöhung der Mehrwertsteuer sogar noch dafür sorgt, dass Nahrungsmittel teurer werden.“

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Keine Kommentare bisher

Netter Gedanke. Wird vermutlich mit Einführung der Kindergrundsicherung ab 2025 leider obsolet. Naja DieLinke macht halt keine Bundespolitik mehr.

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