Mehr als 300.000 Menschen erleiden in Deutschland jedes Jahr einen Herzinfarkt. Besonders betroffen sind Personen, die unter Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes Mellitus, Arteriosklerose, Übergewicht und Stress leiden. Aber auch Menschen, die scheinbar kerngesund sind, können einen Herzinfarkt bekommen. Umso wichtiger ist es, mögliche Vorboten eines Herzinfarkts ernst zu nehmen. Diese Erfahrung machte auch Simone K, deren Herz während einer Radtour einfach aufhörte zu schlagen.

Die Sonne schien, das Wasser am Schladitzer See in Leipzig funkelte und es war angenehm warm. An mehr kann sich Simone K. nicht erinnern. Nach dem Frühstück hatte sich die sportliche 42-jährige spontan zu einer Radtour um die Schladitzer Bucht entschlossen.

„Irgendwann auf dem Weg um den See muss ich starke Schmerzen bekommen haben, vom Fahrrad abgestiegen sein und mich ins Gras am Wegrand gelegt haben.“ Kurz danach hörte ihr Herz auf zu schlagen. Sie kann heute davon erzählen, weil sie an diesem Tag unglaubliches Glück hatte.

Das Herz stand still

Denn eine gute Freundin und deren Bekannte joggten zur selben Zeit zufällig um den See und sahen Kaufmann bewegungslos im Gras liegen. „Wie lange mein Herz da schon nicht mehr schlug, weiß ich nicht mehr“, sagt die Leipzigerin. Ihre Freundin erzählte ihr später, dass ihr Gesicht sich bereits blau verfärbt hatte. Was nun begann, war ein Wettlauf mit dem Tod.

Die zwei Frauen reanimierten Simone K. sofort und wählten die 112. Neun Minuten lang drückten sie ihren Brustkorb etwa 100mal pro Minute etwa fünf Zentimeter ein und führten eine Mund-zu-Mund-Beatmung durch. Dabei wechselten sie sich gegenseitig ab.

Die Notärztin beendete das anhaltende Kammerflimmern der Patientin durch einen Elektroschock. Danach gelang es ihr, durch das Fortführen der Herz-Druck-Massage, Intubation und Beatmung das Herz von Simone K. wieder zum Schlagen zu bringen.

„Das nächste, woran ich mich erinnern kann, ist wie ich in einem Krankenhausbett lag und Ärzte und Schwestern vor mir standen“, erzählt die Mutter zweier Kinder im Kindergartenalter. Und sie erinnert sich an diesen Schmerz, der sie vor ihrem Herzstillstand seit einem Jahr begleitet hatte.

„Ich hatte starke Schmerzen in der Brust und im linken Arm“ erzählt sie. „Aber die Ärzte konnten sich nicht vorstellen, dass ich körperlich krank war, weil ich sehr sportlich und durchtrainiert bin und zu keiner Risikogruppe gehöre.“

Schutzengel und Spezialisten

„Bereits im Rettungswagen“, so erklärt Dr. Martin Ludewig, Leiter der Internistischen Intensivstation der Klinik für Kardiologie und internistische Intensivmedizin am Klinikum St. Georg, „konnte nach Wiederherstellen eines stabilen Rhythmus im Zwölfkanal-EKG erkannt werden, dass die Ursache des Kammerflimmerns ein akuter Vorderwandinfarkt war.“

Daraufhin wurde unmittelbar die Zentrale Notaufnahme des Klinikums und der diensthabende Kardiologe informiert. So konnte Simone K. direkt in das Herzkathederlabor der Klinik gebracht werden. Ab hier betreute sie der interventionell tätige Kardiologe Oberarzt Dr. Oliver Spiess.

Sie konnten die hochgradige Enge der linken Herzkranzarterie über einen Herzkatheter mit einem Stent versorgen. Um die Gefahr eines Hirnschadens zu minimieren, der nach einer so langen Reanimation möglich wäre, legten sie zudem einen Kühlkatheter. Die Kühlung erfolgte bei 33°C und dauerte 24 Stunden an, um die Patientin, die ins künstliche Koma versetzt worden war, langsam wieder erwärmen zu können und einen Aufwachprozess einzuleiten.

Glücklicherweise blieben bei Simone K. keine dauerhaften Schäden zurück. Symptome wie das Druckgefühl hinter der Brust bei körperlicher Belastung, sowie das rasche Herzklopfen, weswegen sie vom Rad absteigen musste, sind typisch für diese Erkrankung der Herzkranzgefäße. Erkennt man sie aber früh genug, kann man sie gut behandeln.

Damit eine Krankheit wie jene von Simone K. rechtzeitig diagnostiziert wird, ist es lebenswichtig, die Symptome ernst zu nehmen. Deswegen betont Dr. Ludewig: „Auch wer ein gesundes Leben führt, sportlich ist und keine bekannte Vorerkrankung hat, kann lebensbedrohlich am Herzen erkranken. Darum sollte man besser zu einem Facharzt gehen und auch nicht davor zurückscheuen, eine Zweitmeinung einzuholen. Schließlich geht es um das wertvollste, was man besitzt – das eigene Leben.“

Den Wert des eigenen Lebens schätzt auch Simone K. höher als je zuvor. „Ich weiß, dass ich ein Riesenglück und tolle Schutzengel hatte. Dafür bin ich meiner Freundin und Frau Dr. Klose, die mich reanimiert haben, Herrn Dr. Spiess und Frau Dr. Fabian vom St. Georg und meiner Physiotherapeutin unendlich dankbar.“

Diese Symptome können auf eine Durchblutungsstörung des Herzkranzgefäßes hindeuten:

– Herzrasen oder Herzstolpern

– Belastungsabhängiges hinter dem Brustbein mit Ausstrahlung in den Hals, die linke Schulter oder den Magen, ohne durch Druck von außen ausgelöst werden zu können und ohne atemabhängig zu sein

– Kurzatmigkeit bis hin zu starker Atemnot, auch bei leichter körperlicher Betätigung

Die neue „Leipziger Zeitung“ Nr. 83: Zwischen Ich und Wir

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