Nach dem gelungenen Streikauftakt in Gera wurden die Streiks im Einzelhandel heute auf Thüringen und Sachsen-Anhalt ausgeweitet. Betriebe in Ost- und Südthüringen, Erfurt, im südlichen und nördlichen Sachsen-Anhalt werden bestreikt. Insgesamt werden Beschäftigte von 17 Betrieben zum Streik aufgerufen.

„Wir wollen den Arbeitgebern deutlich zeigen, dass die Beschäftigten spürbare Einkommenserhöhungen erwarten. Ein Verstecken hinter innerstädtischen Familienbetrieben, die durch die Corona-Pandemie stark betroffen waren, werden wir nicht zulassen“, sagt ver.di Verhandlungsführer Jörg Lauenroth-Mago.

„Auch von Vorweganhebungen, wie bei Kaufland oder Edeka, lassen die Beschäftigten sich nicht beschwichtigen. Es geht um echte Verbesserungen. Klatschen allein macht niemanden satt“, so ver.di Handelssekretär Torsten Furgol in Magdeburg.

„Die Umsatzsteigerungen gerade im Lebensmitteleinzelhandel waren gigantisch und jetzt kleckern die Arbeitgeber, dass nehmen ihnen die Beschäftigten sehr übel. Deswegen gehen die Beschäftigten auf die Straße“, bekräftigt Matthias Adorf, ver.di Handelssekretär in Erfurt.

„Ohne eine massive Ausdehnung der Streiks werden die Arbeitgeber sich nicht bewegen“, schätzt ver.di Handelssekretärin Michaela Rücker Harckenthal in Halle die Lage ein.

Die Tarifverhandlungen für die 280.000 Beschäftigten für den Einzel- und Versandhandel in Mitteldeutschland wurden am 1. Juni ergebnislos vertagt. „Nun macht sich der Unmut in den Betrieben Luft“, beschreibt Handelssekretär Volker Olitzsch in Suhl die Streikausweitung.

Die Arbeitgeber fordern einen Dreijahresabschluss. Für das erste Jahr wurden nach zwei Nullmonaten 1 Prozent, für das zweite Jahr 1,4 Prozent und für das dritte Jahr 2 Prozent angeboten. Für Unternehmen, „die von den Pandemieauswirkungen betroffen waren“, sollen die Erhöhungen jeweils zehn Monate bzw. sechs Monate später gezahlt werden. Zusätzlich wird in Unternehmen, „die gut durch die Pandemie gekommen sind“, eine einmalige Corona-Prämie für zehn Monate von 37,32 Euro (Vollzeit) gezahlt werden.

„Eine Zweiklassengesellschaft wird es mit uns nicht geben. Angebote deutlich unter der Inflationsrate sind eine Unverschämtheit“, so Lauenroth-Mago abschließend.

Die Arbeitgeber lehnen die Verhandlung über die Angleichung der Laufzeiten, die Beantragung der Allgemeinverbindlichkeit und die Einführung eines tariflichen Mindestlohns von 12,50 Euro ab.

Die ver.di-Tarifkommission fordert eine Erhöhung der Löhne und Gehälter um 4,5 Prozent plus 45 Euro monatlich. Darüber hinaus fordert ver.di ein rentenfestes Mindestentgelt von 12,50 Euro pro Stunde. Der neue Tarifvertrag soll eine verkürzte Laufzeit von 10 Monaten haben, um eine Angleichung an die anderen Bundesländer zu vollziehen. Für Gewerkschaftsmitglieder werden zusätzliche drei freie Tage als „Gesundheitstage“ gefordert.

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