Zur gestrigen Debatte über den Antrag der Linksfraktion „Neue Schule braucht das Land – Perspektiven für eine neue Schulkultur in Sachsen!“ (Drucksache 7/7005) sagt die bildungspolitische Sprecherin Luise Neuhaus-Wartenberg: „Wir wollen nicht länger nur über Personalstellen und digitale Endgeräte sprechen, wenn es um Bildung geht.“

„Wir müssen dringend debattieren, was wie gelernt und gelehrt wird – denn die Schule von heute bereitet mitnichten auf die Gesellschaft von morgen vor. Besonders die CDU hat gestern dokumentiert, dass sie darüber nicht sprechen möchte. Das zeugt nicht von Fortschrittswille!

Uns geht es um einen Lernansatz, der zum 21. Jahrhundert passt. Nicht einseitige Leistungsorientierung, sondern das Kindeswohl gehört in den Vordergrund. Es darf nicht darum gehen, möglichst schnell möglichst viel Wissen in die Köpfe zu pumpen, denn Schulen sind keine Bildungs-Mast-Betriebe. Es kommt vielmehr auf Motivation an, auf Neugier, Eigeninitiative und Teamgeist.

Der sogenannte Normalbetrieb vor Corona muss Geschichte sein. Die Pandemie hat die soziale Schieflage des Bildungssystems verschärft, weil sich die unterschiedlichen Lerngeschwindigkeiten unter den Bedingungen des Zuhause-Lernens gar nicht mehr austarieren ließen. Wir müssen einen mutigeren Weg gehen, der in der Pandemie funktioniert und erst recht danach. Der Experimentiergeist, der aus der Corona-Not geboren wurde, lässt sich fruchtbar machen.

Die Schülerinnen und Schüler sollen Lust aufs Lernen haben. Es ist deshalb falsch, den Fokus einseitig auf das Eintrichtern von Fakten- und Detail-Wissen zu legen. Deshalb brauchen wir Rahmenlehrpläne und keine bis ins Detail aufgeschlüsselten Festlegungen. Auswendig Gelerntes und wieder ausgespucktes Wissen hilft nichts, denn unsere Welt wirft komplexe und vielfältige Fragen auf.

Wir wollen mündige junge Menschen, die Fragestellungen in Eigeninitiative bearbeiten können und lernen, selbst über ihre Anliegen zu entscheiden. Dazu ist ein neuer Leistungsbegriff nötig, der auch auf emotionale und soziale Kompetenz abstellt. Wir müssen ferner endlich Digitalkompetenz entwickeln und sollten auch stärker auf außerschulische Lernformen und -orte zurückgreifen.

Um Zukunft zu gestalten, müssen wir die Vergangenheit ehrlich interpretieren. Dafür brauchen wir verlässliche Zahlen dazu, welche sozialen und psychischen Folgen die Corona-Pandemie für die Kinder hat. Erste Studien lassen vermuten, dass deren Ausmaß gewaltig ist. Wir müssen alle Anstrengungen zu unternehmen, um die Defizite zu beheben, sie zumindest abzumildern. Jede und jeder muss die gleichen Chancen auf gute und bezahlbare Bildung haben.“

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